Golf:Buhlen um zahlungskräftiges Klientel

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Die Golfplätze in der Region gehören deutschlandweit zu den schönsten. Trotzdem müssen sich die Clubs einiges einfallen lassen, um neue Mitglieder zu gewinnen. Die einzige öffentliche Anlage ist auf Gut Rieden

Von Ute Pröttel, Starnberg/Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Farben explodieren. Gelb, rosa und vor allem grün leuchtete die Landschaft. Ein vorbildlicher April hat mit einem ständigen Wechsel von Schauer und Sonne, Wasser, Wärme und Licht die Natur aus dem Winterschlaf geholt. Besonders schön leuchtet es auf den Spielplätzen der Reichen. Die Grüns entfalten ihre volle Pracht. In diesen Tagen zeigt sich, ob der Greenkeeper im letzten Jahr einen guten Job gemacht hat. Am Wochenende begrüßten viele Clubs ihre Mitglieder zum "Angolfen".

Mindestens zehn Golfplätze buhlen in der Region um die Gunst einer zahlungskräftigen Klientel. Der Spieler kann aus einem reichhaltigen Angebot schöpfen: Will er lieber sportlich anspruchsvoll oder in einer Clubfamilie, in historisch gewachsenem Park oder in elitärem Umfeld golfen. Sogar die Aussicht bietet eine wohl sonst in Deutschland seltene Vielfalt. Seeblick oder Bergblick? Beides oder nix. Die Golfclubs der Region nehmen neue Mitglieder mit Handkuss. 700 Mitgliedschaften dürfen pro Neun-Loch verkauft werden. Insbesondere der Riedhof zwischen Wolfratshausen und Egling wie auch der Golfclub Starnberg haben ihre Mitgliederzahlen jedoch limitiert. Zwar ist Golfspielen auch heute noch ein teures Vergnügen, doch schon lange muss die Ausstattung nicht mehr aus England importiert werden. Viele Clubs bieten Leihmaterial. Dennoch wachsen die Zahlen der golfspielenden Mitbürger bei weitem nicht mehr so schnell wie früher.

In den 1980er-Jahren schossen die Golfplätze wie Pilze aus dem Boden. In Wörthsee, Beuerberg, Tutzing, Starnberg und auf Gut Rieden entstanden an den schönsten Plätzen im Fünfseenland Anlagen mit 18 Spielbahnen. 1994 kam der idyllisch gelegene Bergkramerhof hinzu. Der Golfclub Wörthsee bietet zusätzlich noch einen Kurzplatz mit sechs Loch. Gut Rieden, zwischen Starnberg und Gauting gelegen, ist der einzige Club im Fünfseenland, der eine öffentliche Neun-Loch Anlage bereitstellt. Die spektakulärste Lage hat der älteste Golfclub der Region: Bereits im Jahr 1926 wurde der Golfclub Feldafing gegründet und von den Amerikanern nach dem Zweiten Weltkrieg erweitert. Er befindet sich auf dem Gelände des Lenné-Parks, den der Vater von König Ludwig II., Maximilian II., am Ufer des Starnberger Sees anlegen ließ.

Der Golfclub Starnberg kann zwar nicht mit spektakulären Blicken auf See und Berge punkten, dafür hat der Club bei Hadorf in den vergangenen Jahren wichtige Schritte unternommen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Voraussetzung für neue Investitionen war die Verlängerung des Pachtvertrages mit der Eigentümerfamilie Wagner. Bodenständig, bayerisch, gut, so umschreibt Präsident Werner Proebstl die Marschrichtung. Dabei sieht es eher so aus, als wolle sich der Club mit der 18-Loch-Anlage deutlich in Richtung Premium-Club absetzen. 2015 kam mit Andreas Matzner ein neuer Greenkeeper nach Hadorf, den auch andere Clubs sehr gerne verpflichtet hätten. Er hat seinen Job in Schottland gelernt und wird im Jubiläumsjahr des Golfclubs für Top-Konditionen sorgen. "Der GC Starnberg ist erwachsen geworden", sagt Proebstl. "Er wird in diesem Jahr 30 Jahre, ist schuldenfrei und hat erst den dritten Präsidenten." Und er ist der Heimatplatz der Bayerischen Meisterschaften, weswegen der Club sich auch sportlich streckt. Die Jugendmannschaft schaffte es im vergangenen Jahr unter die 14 besten Teams in Deutschland und belegte bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften Platz elf. Seit Anfang April ist die Bundesligagolferin Michèle Holzwarth beim Golfclub Starnberg angestellt und wird die Frauenmannschaft verstärken. Das A und O eines erfolgreichen Clubs ist eine intensive Ausbildung, und so soll die am Platz in Hadorf ansässige PGA Golfschule demnächst in eine Premium-Golfschule aufgewertet werden. Voraussetzung dafür ist ein zusätzlicher Drei-Loch-Übungsplatz.

Golf als Breitensport im Visier hat der Golfclub Gut Rieden. Seine öffentliche Neun-Loch-Anlage ist mittlerweile so erfolgreich, dass sie genau so viele Mitglieder verzeichnet, wie der sportlich anspruchsvolle 18-Loch-Platz. Die Startzeiten müssen allerdings telefonisch oder online gebucht werden. "Wir verstehen uns als Freizeit-Anlage", sagt Clubmanagerin Melanie Rake. Feiern und Essen gehören ebenso zur Golfetikette wie gepflegte Grüns und adrette Polohemden. Die meisten Restaurants der Golfclubs sind öffentlich, und man isst dort auch als Nichtmitglied sehr gut - so man sich hineintraut.

© SZ vom 21.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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