Gewaltiger Andrang:Chorgesang und Bläserklang

Gewaltiger Andrang: Roland Hammerschmied (rechts) leitete bei den Weihnachtskonzerten in Geretsried die "Mixed Voices" und die "Gartenberger Bunkerblasmusik".

Roland Hammerschmied (rechts) leitete bei den Weihnachtskonzerten in Geretsried die "Mixed Voices" und die "Gartenberger Bunkerblasmusik".

(Foto: Hartmut Pöstges)

Festliches Weihnachtskonzert mit den "Mixed Voices" und der "Gartenberger Bunkerblasmusik"

Von Reinhard Szyszka, Geretsried

Der Andrang war gewaltig. Zwei Weihnachtskonzerte hatten die Mixed Voices am Sonntag in der Maria-Hilf-Kirche anberaumt, eines um 15 und das andere um 18 Uhr, und bereits eine Viertelstunde vor Beginn des ersten Termins wurden die Sitzplätze allmählich knapp. Und der Zustrom hielt an. Die Besucher rückten solidarisch zusammen, aber zuletzt fanden doch nicht alle Interessierten einen Platz. Manche gingen zunächst mal und versuchten beim zweiten Konzert erneut ihr Glück, doch einige Unentwegte verfolgten das gesamte Geschehen stehend.

Zufall oder Insider-Gag, dass die Mixed Voices ihr Programm mit "Machet die Tore weit" begannen, im klassischen sechsstimmigen Satz von Andreas Hammerschmidt? Im 17. Jahrhundert, als dieser Komponist lebte, nahm man es mit der Schreibweise von Namen noch nicht so genau; durchaus denkbar also, dass Chorleiter Roland Hammerschmied hier das Werk eines entfernten Verwandten dirigierte. Die Sängerinnen und Sänger meisterten die ungewohnte Aufgabe mit klarem, schlankem Chorklang und sauberer Intonation. Auch die nachfolgenden Lieder waren kaum einfacher, beispielsweise "Leise rieselt der Schnee" in einer anspruchsvollen chromatischen Fassung. Hammerschmied dirigierte hier natürlich nicht in seiner tänzerischen Art, sondern zeigte jeder Stimme die Klippen an, die zu umschiffen waren. Die Mixed Voices sangen klangschön und durchhörbar - und doch fehlte diesmal das letzte Quäntchen zur Erfüllung.

Um nicht missverstanden zu werden: Es war noch immer sehr, sehr gut, was hier geboten wurde, und manch anderer Chor könnte von solch einem Niveau nur träumen. Die Mixed Voices selbst hatten bei ihren Jubiläumskonzerten im Vormonat Maßstäbe gesetzt, an die sie jetzt nicht ganz herankamen. Beispielsweise war bei mehrstrophigen Liedern oft nicht zu überhören, dass die Spannung von Strophe zu Strophe ein winziges bisschen nachließ. Das Ganze hatte ein wenig von "seht her, das können wir auch". Das letzte Herzblut der Begeisterung fehlte. Niemand wird Mitglied der Mixed Voices, um dort sechsstimmige Sätze aus dem 17. Jahrhundert und chromatische Weihnachtslieder zu singen.

In Geretsried ist der Dirigent Roland Hammerschmied gleich doppelt präsent: mit seinen Mixed Voices und mit der Gartenberger Bunkerblasmusik. Daher bot es sich an, auch die Bläser in das Konzert mit einzubeziehen, wobei meist zwei Chorlieder auf ein Stück Blasmusik kamen. Für das Schwungvolle, Poppige und Fetzige, was sonst die Domäne des Chors ist, waren diesmal die Bläser zuständig. Hervorgehoben sei die rockige Fassung von "Adeste fideles". Die Blaskapelle bewährte sich aber auch in Liedern wie "Kling, Glöckchen, klingelingeling" und "Der Heiland ist geboren." Selbst Rudolph, das rotnasige Rentier, trabte im Bläserklang munter durch die Kirche.

Als Dritter im Bunde war Ludwig Schmid mit von der Partie, der mit humorvollen bis nachdenklichen Prosatexten das Konzert bereicherte. Schmid las eine Geschichte von Toni Lauerer, in der man die Weihnachtszeit aus der Sicht eines kleinen Jungen erleben konnte. Ein anderer Text schilderte die Schwierigkeiten, die man beim Schneemann-Bauen mit der Political Correctness hat. Kein Wunder, schließlich ist der Schnee weiß!

Hatte Schmid zu Beginn des Konzerts das Publikum aufgefordert, bei der Musik seinen Spaß zu haben, so schränkte er dies kurz vor dem Ende wieder ein. Ab jetzt sollte nicht mehr geklatscht werden. Einige Zuhörer setzten trotzdem nach dem nächsten Chorstück zaghaft zum Beifall an, aber Hammerschmied hob energisch die Hand: die Aufforderung war ernst gemeint. Während der nächsten Bläsernummer holten sich die Mixed Voices brennende Kerzen vom Altar. So ausstaffiert, sangen sie in wunderbar ruhiger Weise den Andachtsjodler und verteilten sich anschließend in der Kirche. Zum Abschluss des Konzerts spielten die Bläser "O du fröhliche", der Chor sang, und einige besonders Mutige im Publikum sangen mit. Ein würdiger Ausklang eines schönen Konzerts, und die richtige Einstimmung auf die Woche vor Weihnachten.

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