Gescheitertes Vorhaben:Nachwehen zum Bichler-Hof-Entscheid

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Im Tölzer Stadtrat kocht das Thema erneut hoch, weil sich Mandatsträger mancher Zuschreibungen erwehren

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Bürgerentscheid zum Hotelprojekt Bichler Hof wirkt nach. In der Sitzung des Tölzer Stadtrats stand das Aus für das Vorhaben von Bauunternehmer Hubert Hörmann in Oberfischbach zehn Tage später gar nicht auf der Tagesordnung, unter "Anfragen und Mitteilungen" brachte es Martin Harrer (FWG) aber nochmals aufs Tapet. In seinem Statement, für das er eigens einen Antrag gestellt hatte, beklagte er sich vor allem über die Inhalte von Leserbriefen. Er könne die Beschimpfungen von Schreibern, die teilweise aus anderen Gemeinden stammten, nicht einfach so hinnehmen, meinte Harrer. Den Ausgang des Bürgerentscheids akzeptiere er, "aber ich muss mich nicht für meine sorgfältig überdachte Meinung entschuldigen".

3356 Stimmberechtigte und damit rund drei Viertel der Wähler hatten bei dem Bürgerentscheid mit Ja gestimmt und sich so dafür ausgesprochen, dass Hörmann der Stadt ein Drittel der Gesamtwohnungsfläche günstig überlassen muss, damit auf diesem Areal erschwingliche Häuser für Familien gebaut werden. Bürgermeister Josef Janker (CSU) und die Mehrheit des Stadtrats hatten darauf verzichtet, weil mit dem Hotel ein städtebauliches Ziel umgesetzt wird. Die Entscheidung über diese Frage habe ihm "viele schlaflose Momente" bereitet, formulierte Harrer. Ihm sei jedoch eine "einheimische Insiderfamilie, die unter anderem das Mehrgenerationenhaus und in weiterem Sinne viele Moraltpark-Feste auf die Beine gestellt hat, ob reich oder arm, näher als jeder Leserbriefschreiber, der sich sonst eher weniger engagiert". Nachdrücklich wandte er sich gegen den Eindruck, "wir Stadträte seien leicht zu beeinflussen, den 'Geldigen' in die Steigbügel zu helfen, weil es so leichter geht". Das sei falsch. Als Mandatsträger müsse man aber auch mal das Wagnis eingehen, eine öffentlich unbeliebte Entscheidung zu treffen.

Bürgermeister Janker bohrte unter "Anfragen und Mitteilungen" ebenfalls noch einmal nach. Das Ja zum Bürgerentscheid bedeute, es gebe kein Hotel, keine hochwertigen Wohnungen, auch keine günstigeren Häuser für Einheimische. "Das Ja hat nichts gewonnen", sagte Janker. Dies sei sein persönliches Resümee und eine reine Feststellung. Mit Grundeigentümer Hörmann hatte er nach dem Bürgerentscheid noch einmal gesprochen, um von ihm zu erfahren, wie nun weiter verfahren werden soll. Das Ergebnis: "Das Hotelprojekt ist gescheitert, er wird es nicht mehr weiter verfolgen." Auch für Tochter Stephanie Hörmann und ihren Lebensgefährten Peter Frech sei der Hotelbau "leider gestorben" und werde von ihnen "auch in keiner alternativen Art und Weise verfolgt", berichtete Janker.

All dies mochte Peter Priller (Grüne) so nicht im Raum stehen lassen. Er erhob sich von seinem Sitz, das Wort wurde ihm vom Tölzer Bürgermeister allerdings erst nach einigem Hin und Her erteilt. "Ich darf doch nach einem Statement noch etwas antworten - oder habt's ihr Angst?", fragte Priller. Worauf er ein allgemeines "Nein" zu hören bekam. Der Grünen-Stadtrat wies darauf hin, dass die Familie Hörmann ihr Hotelprojekt auch nach dem Bürgerentscheid durchziehen könne, diese Möglichkeit dazu bestehe nach wie vor. "Ich möchte nicht, dass die Bürgerinitiative und die Grünen als die großen Verhinderer hingestellt werden", sagte Priller. Die Replik der anderen Fraktionen war lautes Gelächter.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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