Geretsrieder Umbau:Das große Stühlerücken

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Im Herbst soll die Großbaustelle am Karl-Lederer-Platz der Vergangenheit angehören. Dann sollen dort "Lümmelstühle" unter Bäumen locken. (Foto: Manfred Neubauer)

Stadtrat entscheidet über die Möblierung des Karl-Lederer-Platzes. Die Bauarbeiten an der Kreuzung zur B 11 beginnen in den Sommerferien

Von Susanne Hauck, Geretsried

Erneut stand der Karl-Lederer-Platz auf der Tagesordnung des Geretsrieder Stadtrats. Auch wenn er immer noch wie eine Großbaustelle aussieht, befindet er sich tatsächlich schon in der Endphase und soll im Herbst eröffnet werden. In der Sitzung am Dienstagabend ging es um die Möblierung mit Sitzgelegenheiten, Bäumen und Fahrradständern, über deren Ausschreibung das Gremium einstimmig entschied. Eine Batterie von 70 Pollern gegen Parksünder hingegen wurde vehement abgelehnt. Der Maibaum wird umziehen, beim Christbaum ist noch alles offen.

50 Gartenstühle sollen locker verstreut unter den Bäumen auf dem weitläufigen Platz stehen und dazu einladen, sich darauf niederzulassen. "Sie sind viel lässiger als die klassischen Parkbänke", schwärmte Architekt Klaus Kehrbaum. Denn sie können nach Lust und Laune verrückt werden. "Sie dürfen gern mal wandern", so Kehrbaum. "Man kann sie in Gruppen zusammenstellen oder auch mal die Beine hochlegen." Dass die Metallstühle nicht komplett abhanden kommen, verhindert ihr schweres Gewicht. Der Architekt schlug eine Mischung aus klassischen Stühlen mit gerader Lehne und noch bequemeren "Lümmelstühlen" vor. Auf die Kinder wartet ein Dutzend "Oktoeder" zum Spielen und Herumklettern. Darunter versteht man bewegliche, etwa 40 Zentimeter hohe Betonkörper.

Bei der Begrünung kündigte Kehrbaum "etwas ganz Besonderes" an. Anstatt der "Standard-Pappeln" wie in anderen Städten will er mit typischen Bäumen aus der Umgebung dem urbanen Platz einen "Landschaftscharakter" verleihen. Vorgesehen dafür sind Hainbuche, Birkenpappel, Feldahorn und - nicht von allen Stadträten begrüßt - Kiefern. Auch die Schwedischen Mehlbeeren, die wegen der Baustelle an der Egerlandstraße sowieso bald weichen müssen, sollen umgepflanzt werden. Die verschieden hohen Bäume stehen dann einzeln oder in Gruppen entlang der Straßenachse und des Bachlaufs. "Dieser Mischwald mit verschiedenen Blühphasen und Farben wird sehr natürlich aussehen", versprach der Architekt. Damit es dann auch wirklich "Bäume mit Charakter" sind, die den Platz begrünen, sollen einige Stadträte persönlich in der Baumschule ihre Wahl treffen.

Wie viel Fahrradständer aufgestellt werden, ist noch nicht ganz klar. Die Rede war von einer Zahl zwischen 40 und 70. Der nächste Vorschlag fiel glatt durch und wurde aus der Ausschreibung gestrichen: Ursprünglich sollten 70 Poller entlang der Straßenachse aufgestellt werden. Als "Stangerlwald" beschimpfte Karin Schmid (CSU) die Maßnahme, die Autofahrer davon abhalten soll, auf dem Gehweg zu parken. Heiko Hawla (Freie Wähler) warnte davor, "den ganzen Platz mit Pollern vollzupflastern". Dass es jetzt erst mal ohne sie gehen soll, sieht Stadtbaurat Rainer Goldstein allerdings kritisch. "Das Problem sind die Wildparker, die nur schnell mal in ein Geschäft wollen", sagte er. "Da brauchen wir eine Backup-Lösung."

Die Kosten für Bäume und Möblierung belaufen sich auf rund 150 000 Euro. Dass sie erheblich niedriger liegen als die veranschlagten 220 000 Euro, hat einen Grund: Es wird weniger angeschafft, und das ist gewollt. "Stopfen Sie den Platz nicht voll", hatte Klaus Kehrbaum den Stadträten ans Herz gelegt. Er empfahl, mit einer Grundausstattung anzufangen und zu schauen, wie er angenommen wird. "Nachrüsten können Sie immer noch."

Für den Geretsrieder Maibaum bleibt aufgrund der Feuerwehrauflagen künftig nur ein Standort übrig: gegenüber dem Rathaus an der Einmündung zum Martin-Luther-Weg. Karin Schmid forderte die Anpflanzung eines Christbaums vor dem Rathaus. Ob ein leerer Tannenbaum jedoch das Jahr über gut aussehen wird, zog Stadtbaurat Goldstein in Zweifel. Er sprach sich aus ästhetischen Gründen für eine Weihnachtsbeleuchtung in den Laubbäumen aus. Ob gekauft oder dauerhaft angepflanzt: Für Sitzungsleiter Hans Hopfner (SPD) wird an einem Christbaum nicht gerüttelt. "Wir werden natürlich einen haben."

In den Sommerferien beginnen auch die Arbeiten für die neue Kreuzung B 11/Karl-Lederer-Platz, die bis Ende Oktober dauern sollen. Anders als bisher regelt dann eine Ampel den Verkehr. Der Stadtrat vergab den Auftrag an die Firma Strabag aus Wolfratshausen, die mit ihrem Angebot von 490 000 Euro die Schätzkosten von 570 000 deutlich unterschreitet.

© SZ vom 02.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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