Geretsrieder Realschule:Zugeständnis im Streit über Spinde

Lesezeit: 2 min

Schulleiter Armin Eder steht seit längerem in der Kritik, bei einem Streitpunkt lenkt er nun ein. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Leiter der Geretsrieder Realschule, Armin Eder, lenkt bei Mietpflicht für Schulschränke ein.

Von Matthias Köpf, Geretsried

Seit zwei Jahren amtiert Armin Eder als Leiter der Geretsrieder Realschule, und in dieser Zeit hat er vor allem zwei große Anliegen erkennen lassen: eine stärkere Rolle der Religion an der seit ihrer Gründung sehr säkular geprägten Schule und die Einführung von Schulspinden. Beim ersten Thema hat sich Eder einige Schwierigkeiten eingehandelt, nachdem er gegen die Mehrheit des Kollegiums Schulkreuze durchgesetzt hat, sich mit Lehrern und Schülern Scharmützel über Schulgebete lieferte und zum Entsetzen mancher Eltern deren Kindern spontane Segnungen angedeihen ließ. Für die inquisitorische Befragung einer ganzen Klasse, die nichts auf ihren bekennend atheistischen Lehrer kommen lassen wollte, hat sich er später entschuldigt, ansonsten bleibt der geweihte Diakon Eder bisher bei seiner religiösen Linie. In der Spindfrage jedoch macht er nun Zugeständnisse.

Denn auch die Einführung der Spinde lief keineswegs reibungslos. Den Eltern hatte Eder mitgeteilt, das Landratsamt verlange die Spinde, damit Schultaschen und sonstige Gegenstände nicht die Fluchtwege blockieren. Im Landratsamt sah der zuständige Beamte aber eher Eders Spinde als die wahren Hindernisse auf den vorgeschriebenen Fluchtwegen an. Der Streit legte sich auf dieser Ebene erst, als der betreffende Beamte in den Ruhestand ging und sein Nachfolger von der geerbten Auseinandersetzung erklärtermaßen möglichst wenig wissen wollte. In der Schule selbst jedoch blieben die Spinde ein Thema, denn Eder hatte allen Schülern, deren Eltern keinen Spind mieten wollten, einen Verweis bei der ersten entsprechenden Gelegenheit angedroht.

Allerdings gab es aus Platzmangel im Schulgebäude nie genügend Spinde für alle Schüler, obwohl schon 2013 einige Exemplare auch im Fahrradkeller aufgestellt wurden - in einem Bereich, in dem es aus der Sicht vieler Lehrer zuweilen an der Disziplin mangelte und wo seither auch manche Spinde Schaden nahmen. Einige Schüler mussten nach Angaben von Lehrern tatsächlich die angedrohten Verweise für das freie Abstellen von Schultaschen hinnehmen, obwohl sie weder einen Spind hatten noch die Taschen in den Klassenräumen lassen konnten, denn an der Realschule herrscht das Fachraum-Prinzip. Die Klassen wechseln häufig die Räume, die bei jedem solchen Wechsel und auch über die Pausen abgesperrt werden. Die meisten spindlosen Schüler dagegen kamen ohne Verweis davon, was im ohnehin aufgewühlten Kollegium wiederum zu Debatten über die nötige pädagogische Stringenz führte.

All das soll aber nun ein Ende haben: "Es ist mir ein Anliegen zu verdeutlichen, dass es natürlich keine Pflicht ist, einen Spind anzumieten, und ich weiß um die relativ hohen Mietkosten", scheibt Eder, dem das Kultusministerium nach eigenen Angaben mittlerweile einen externen Berater zur Seite gestellt hat, in seinem jüngsten Elternbrief. Auch gebe es selbstverständlich die Möglichkeit, bestehende Mietverträge zum neuen Schuljahr zu kündigen, teilt der Direktor den Eltern mit. Der Fahrradkeller solle "noch in diesem Schuljahr mit Überwachungskameras ausgestattet werden", wovon auch die Spindbesitzer profitieren würden. Sein Versuch, die Kosten zu senken, sei leider vor einiger Zeit gescheitert, schreibt Eder weiter. Denn Vermieter der Spinde ist nicht die Schule, sondern eine private Firma, mit der das Landratsamt einen entsprechenden Vertrag geschlossen hat.

Der Elternbeiratsvorsitzende Toni Lenhart hat sich in den bisherigen Dauerquerelen mit öffentlichen Aussagen zurückgehalten, um als Vermittler wirken zu können. Er sieht Eders Wende bei den Spinden nach eigenen Worten als Zeichen des Entgegenkommens.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: