Geretsried:Zerstörte "Grazie" soll in Bronze auferstehen

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Eine der Wasserträgerinnen stürzte um und ging zu Bruch. (Foto: Hartmut Pöstges)

Werner Sebb hat eine ungewöhnliche Idee zur Rettung der Skulptur. Geretsried stellt Mittel für das Kunstwerk in Haushalt ein

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Als einer der ersten Geretsrieder, die in den Ort kamen, lange bevor aus ihm überhaupt ein Ort wurde, kennt Werner Sebb auch die "Grazien" seit dem Tag ihrer Entstehung. Bereits in den Sechzigerjahren stand das von Wilhelm Srb-Schlossbauer geschaffene "Wasserträgerinnen"-Ensemble auf dem Karl-Lederer-Platz, schmückte dort erst einen Brunnen und nach der Umgestaltung das östliche Ende des Bachlaufs.

Doch seit etwas mehr als einer Woche ist das Geretsrieder Wahrzeichen schwer beschädigt: Statt drei stehen nur noch zwei "Grazien" am Rathaus, die dritte, gut eine Tonne schwere Skulptur aus Travertin wurde vermutlich von bislang unbekannten Tätern umgekippt und - nach einer ersten Einschätzung des Steinmetzes Niklas Neubauer - irreparabel beschädigt. Seither stellt sich die Stadt die Frage, wie es mit den "Wasserträgerinnen" weitergehen soll. Der ehemalige "Kunstbunker"-Betreiber und anerkannte Kenner der Materie, Albrecht Widmann, schlug nach dem Wortlaut eines im Stadtrat vergangene Woche verlesenen Briefs vor, die verbliebenen Grazien getrennt aufzustellen, da das Kunstwerk als Gruppe aufeinander bezogener Figuren konzipiert und somit in seiner Gesamtheit zu sehr beschädigt sei. Eine andere Idee hatte nun Werner Sebb beim CSU-Stammtisch am Sonntag: Die havarierte Figur soll demnach ersetzt werden, und zwar durch eine in Bronze gegossene Grazie. Die Skulptur würde sich dann durch ihre andersartige Färbung von den anderen beiden Figuren abheben, und das wäre Sebbs Ansicht nach ein starkes Zeichen für die Integrationsleistung der Stadt Geretsried.

Diskutiert wurde über den Vorschlag nicht, Bürgermeister Michael Müller und der CSU-Ortsvorsitzende Ewald Kailberth nahmen ihn jedoch billigend zur Kenntnis. Eine Entscheidung über das weitere Verfahren steht ohnehin noch aus, doch wie Müller sagte, arbeitet die Kämmerei bereits Mittel in den Haushalt ein. Die könnten auch dafür verwendet werden, die Figur originalgetreu zu kopieren und wieder aufstellen zu lassen, wie es CSU-Stadtrat Franz Wirtensohn beim Stammtisch anregte. Dem Vorschlag zweier Gäste zufolge könnten die Kosten für die Erneuerung auch durch Spenden aufgefangen werden, denn dann ließe sich anschließend sagen, die Bürger von Geretsried hätten die dritte Grazie wieder hingestellt. Wirtensohn sagte: "Da bin i a dabei."

Im Haushalt wird die zerstörte "Wasserträgerin" kaum ins Gewicht fallen, ganz anders als zahlreiche offenstehende Projekte. Weil die S-Bahn allem Anschein nach endlich kommen werde, müsse Geretsried damit rechnen, in gut zehn Jahren vor großen Investitionen zu stehen, sagte Müller. Der "Investitionsstau aus den Siebzigern", zu dem das Hallenbad, die Mittelschule und das Eisstadion zählten, müsse daherbald aufgelöst werden. Die Zinslage sei günstig, doch ohne eine Gewerbesteuererhöhung werde es trotzdem nicht gehen. Scharfe Kritik äußerte Müller am Haushaltsentwurf des Kreises: Es könne nicht sein, dass der Kreis die Kommunen mit seinem Haushalt dazu zwinge, Schulden aufzunehmen, selbst aber Schulden abbaue, sagte er.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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