Geretsried:"Wohnen, Wohnen, Wohnen"

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Die Stadt Geretsried überarbeitet ihren Flächennutzungsplan. Einen Schwerpunkt hat Bürgermeister Müller schon im Blick.

Von Wolfgang Schäl, Geretsried

In einem komplexen Diskussionsprozess hat Geretsried in den vergangenen Jahren sein Stadtleitbild bis 2025 erarbeitet, nicht weniger Aufwand wird es bedeuten, es in konkrete Planung und in praktische Politik umzusetzen. Dies soll wiederum in enger Abstimmung mit der örtlichen Bevölkerung geschehen. Einen Schritt in diese Richtung hat der Stadtrat jetzt im Anschluss an eine genau diesem Thema gewidmete Klausurtagung am 17. und 18. Februar getan: Er hat den Beschluss gefasst, dass bei der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans samt Landschaftsplan eine qualifizierte Bürgerbeteiligung stattfinden soll, die Verwaltung wurde dementsprechend beauftragt, dafür Vorbereitungen zu treffen.

Zu berücksichtigen sind bei diesem Procedere laut Beschlusslage insbesondere die Bereiche Siedlungsentwicklung mit den Schwerpunkten Wohnen und Gewerbe, integrierte Landschaftsplanung, Verkehrsentwicklung sowie Klima und Demografie - die beiden Letzteren sollen gesondert vorab betrachtet werden und werden im Rahmen eines Pilotprojekts von der Obersten Baubehörde sogar gefördert. Die Aussagen über den Beitrag von Grün- und Freiflächen zum Stadtklima sowie Aussagen zum Bedarf an neuen sozialen Infrastruktureinrichtungen sollen dann in einem dritten Schritt in die konkreten Ziele für eine integrierte Siedlungsentwicklung einfließen. Das Votum des Stadtrats über diese Vorgehensweise fiel einstimmig und ohne kontroverse Debatte aus.

In einer Bestandsaufnahme hatte Bürgermeister Michael Müller (CSU) zuvor erläutert, warum die Stadt gut daran tue, "einen Fahrplan" zu entwickeln, und dies vor allem mit der Demografie begründet. Die Bevölkerung der Stadt werde in den kommenden Jahren ganz ohne eigenes Zutun um 18 bis 20 Prozent wachsen, bei geeigneten Infrastrukturmaßnahmen sogar um bis zu 60 Prozent. Geretsried sei damit aber gar kein Sonderfall, eine solche Entwicklung beobachte man überall in der Metropolregion München. Wie weit die Stadt den Zuzug dämpfen oder fördern kann, hängt nach Müllers Worten vor allem von der Ausweisung von Baugebieten ab. Als eine Richtgröße nannte der Bürgermeister eine noch bebaubare Fläche von insgesamt 40 Hektar. Habe er es früher in seiner Bürgersprechstunde mit allen möglichen Themen zu tun gehabt, so gehe es mittlerweile nur noch um eines: um bezahlbare Unterkünfte, "um Wohnen, Wohnen, Wohnen".

Zu den wichtigen Aspekten der Stadtentwicklung zählte Müller aber auch die Arbeitsplätze, auch hier müsse überlegt werden, "wie dies zu steuern ist". Größte Bedeutung schließlich maß der Bürgermeister in der Pendlerstadt Geretsried der Verkehrsinfrastruktur bei. Diese könne "ein limitierender Faktor" sein, den Müller mit 30 Prozent veranschlagte. Dabei sei die bis Geretsried verlängerte S 7 schon mit eingerechnet.

Was das S 7-Projekt betrifft, sah sich der Bürgermeister veranlasst, Irritationen zu korrigieren, die nach einer Äußerung von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) entstanden waren. Dieser hatte gesagt, dass sich bei der Realisierung der S 7 nach Geretsried eine Verzögerung von zweieinhalb Jahren einstellen werde. An der Zeitplanung ändere sich aber nichts, wie der CSU-Kreisvorsitzende Martin Bachhuber beim Minister erfahren habe - bei dieser Zeitangabe handle es sich lediglich um die allseits bekannte Verzögerung, die durch den Planungsaufwand für die Tieferlegung der S 7-Trasse am Wolfratshauser Bahnhof entstanden sei, nicht um einen zusätzlichen Aufschub.

Gerhard Meinl betonte, die Tieferlegung sei planungsrechtlich nur eine Tektur, es müsse also nicht ein komplett neues Planfeststellungsverfahren befürchtet werden. Dass die verlängerte S 7 zu den wichtigen Entwicklungsaspekten für Geretsried zählt, steht nach Müllers Worten außer Zweifel, insbesondere was die besondere Ausgestaltung der drei Haltepunkte betrifft. Dies alles sind Müller zufolge Inhalte der Klausurtagung des Stadtrats gewesen, die nun in die anlaufende "strukturierte Bürgerbeteiligung" einfließen sollen.

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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