Abschied von Toni Thalmaier:"Wir haben nie konkurriert"

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Wolfgang Schweiger (v.l.), neuer Caritas-Kreisgeschäftsführer, Vorgänger Toni Thalmaier, Nadia Abi-Haidar (Diakonie Oberland), Pfarrer Florian Gruber (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Diakonie-Vorsitzende Florian Gruber und Toni Thalmaier, der scheidende Leiter des Caritas-Zentrums, haben viele Jahre gut zusammengearbeitet. Nun tritt Wolfgang Schweiger die Nachfolge an.

Von Ingrid Hügenell, Geretsried

Eigentlich wollte Toni Thalmaier sich still und leise verabschieden, wenn auch nicht heimlich. Das klappte aber nicht ganz. Denn zu dem Pressetermin am Donnerstag, bei dem Thalmaiers Nachfolger als Kreisgeschäftsführer der Caritas, Wolfgang Schweiger, vorgestellt wurde, kamen überraschend auch der Wolfratshauser Pfarrer und Vorstandsvorsitzende der Diakonie Oberland, Florian Gruber, sowie Nadia Abi-Haidar, deren Geschäftsführerin.

Im Landkreis haben die katholische Caritas und die evangelische Diakonie in der Vergangenheit oft und gut zusammengearbeitet, wie Gruber und Thalmaier betonten. "Wir haben immer gesagt, wenn man an einem Strang zieht", begann Gruber - "erreicht man mehr", ergänzte Thalmaier. "Wir haben nie konkurriert", fuhr Gruber fort. Das sei anderswo häufig der Fall. Im Landkreis aber sei die Beziehung zwischen den Verbänden der beiden Konfessionen von Vertrauen geprägt. "Soziale Aufgaben gibt es genug, da muss man sich nicht drum streiten", sagte Thalmaier.

So will es Schweiger fortsetzen, der ökumenische Zusammenarbeit aus Garmisch-Partenkirchen kennt, wo er bisher tätig war. Im dortigen Caritas-Zentrum leitete er von 2002 bis jetzt den Bereich Soziale Dienste und war unter anderem für Schuldner- und Insolvenzberatung, Migrationsberatung, ein Mehrgenerationenhaus in Murnau und die Gemeindecaritas zuständig. Der 47-Jährige hat in München Soziale Arbeit und Politische Wissenschaften studiert. In München war er als Sozialarbeiter an der Notschlafstelle für Drogenabhängige und als Fachreferent für Menschen mit Behinderung tätig. Er lebt mit seiner Frau und den beiden Töchtern in Penzberg.

Thalmaier bedauert, dass er nun mit gerade mal 59 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufhören muss. 35 Jahre war er für die Caritas tätig, seit 2001 leitete er das Caritas-Zentrum im Landkreis mit Sitz in Geretsried. Dass in Bad Tölz mit dem Franziskus-Zentrum im früheren Franziskanerkloster ein zweites Zentrum eröffnet wurde, sei eine Besonderheit und der Tatsache geschuldet, dass Menschen aus dem Südlandkreis nicht gerne zur Beratung in den Nordlandkreis führen - zumal die öffentlichen Verkehrsverbindungen nicht besonders gut sind. Eine weitere Besonderheit: Die Caritas unterhält im Landkreis recht viele Kindertageseinrichtungen, von Krippe bis zum Hort. Von 1998 bis 2013 war Thalmaier Geschäftsführer der Region Süd und damit für zehn Caritas-Zentren in sieben Landkreisen verantwortlich.

Im Landkreis hat die Caritas mehr als 250 Mitarbeiter, pro Jahr betreut und berät sie in ihren Einrichtungen um die 5000 Kunden und Klienten. Schweiger hat vier wichtige Herausforderungen für die Zukunft skizziert. Zum einen gelte es, Strategien zu entwickeln, um die Versorgung in der Fläche trotz steigendem Kostendruck zu gewährleisten. Zudem müsse sich die Caritas bemühen, Fachkräfte an sich zu binden, vor allem bei der Kinderbetreuung und in der Pflege. Um die Arbeit finanzieren zu können gelte es, mit staatlichen Stellen leistungsgerechte Zuschüsse zu verhandeln. Und schließlich müsse sich die Caritas als Wohlfahrtsverband verstärkt in die öffentliche Diskussion um Armut einbringen und Zeichen setzen. Pfarrer Gruber lud Schweiger gleich zum Arbeitskreis Armut im Landkreis ein - ein Gremium, in dem kirchliche und staatliche Stellen zusammenarbeiten.

© SZ vom 20.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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