Geretsried:Wie der Nord-Landkreis baden geht

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Schon vor einigen Jahren hieß es, für das alte Geretsrieder Hallenbad laufe die Zeit ab. (Foto: Hartmut Pöstges)

Falls Wolfratshausen der interkommunalen Schwimmhalle nicht zustimmt, muss Geretsried eine ganz neue, eigene Planung angehen. Das könnte eineinhalb Jahre dauern. Ascholding und Weidach sind kein Ersatz

Von Felicitas Amler, Geretsried

Es sind keine guten Aussichten für den Nord-Landkreis: Sollte der Wolfratshauser Stadtrat im September die Beteiligung am interkommunalen Hallenbad ablehnen, so wird es auf mittlere Frist zwischen Wolfratshausen und Dietramszell kein einwandfreies Bad geben. In Geretsried ist schon seit vielen Jahren klar, dass das bestehende Hallenbad ersetzt werden muss. Dietramszell hangelt sich mit der Schwimmhalle in Ascholding gerade noch durch - hat aber deutlich erklärt, dass sich etwaige größere Sanierungen nicht mehr lohnen. Und das Lehrschwimmbecken in Wolfratshausen-Weidach ist ohnehin gerade wegen mehrerer Defekte dicht. Ob die Stadt in diese Einrichtung jemals noch viel Geld stecken wird, ist völlig offen.

Eigentlich mag in Geretsried kaum jemand den Gedanken wirklich zu Ende denken, Wolfratshausen könnte das gemeinsame Projekt der beiden Städte mit den Gemeinden Dietramszell, Egling, Königsdorf, Eurasburg und Münsing nach all den Jahren der Vorbereitung zum Platzen bringen. Denn für die größte Stadt im Landkreis würde dies bedeuten: zurück auf Null. Eine fertige Planung für ein eigenes - kleineres - Geretsrieder Hallenbad existiert nicht - respektive nicht mehr.

Vor vier Jahren war Geretsried schon einmal so weit: Im Oktober 2012 sprach sich der Stadtrat unter Vorbehalten dafür aus, für rund elf Millionen Euro die "Large"-Variante unter drei vorgeschlagenen Lösungen für ein neues Geretsrieder Hallenbad auch dann zu bauen, wenn sich nicht alle Kommunen im Nord-Landkreis daran beteiligen würden. Eine Bedingung war, dass der Landkreis im Verhältnis seiner Schulsportklassen mitbezahlt. Schon damals war in der Diskussion um ein interkommunales Projekt die Geretsrieder Nachbarstadt der Dreh- und Angelpunkt. "Notfalls auch ohne Wolfratshausen", war zu jenem Zeitpunkt aber die Devise. Geretsried hatte bereits das Architekturbüro Bauconzept aus Lichtenstein und den Projektsteuerer Dobler Consult aus Kaufbeuren mit den Planungen betraut.

Doch sollte nun das interkommunale Bad scheitern, so könnte Geretsried nicht ohne Weiteres auf frühere Entwürfe zurückgreifen. Bauamtsleiter Jochen Sternkopf sagt: "Dann müssen wir wieder bei Null anfangen." Allein über die Frage, ob das bestehende Planungsteam beauftragt werden soll, müsse erst einmal entschieden werden. Eine förmliche Suche nach neuen Planern könnte durchaus ein halbes Jahr dauern, so dass man für ein komplett neues Projekt "Stadtbad" womöglich bis zu eineinhalb Jahre ansetzen müsse. Da gehe es immerhin um Stadtratsbeschlüsse und die Beteiligung von Fachbehörden.

So einfach, wie etwa Wolfgang Werner meint, wird es demnach nicht. Der Stadtrat der SPD und Sportreferent sagt: "Wir würden nicht bei Null anfangen." Er glaube, es gebe "eine abgespeckte Lösung", der Bürgermeister habe da sicher etwas in der Schublade. Nun ist Bürgermeister Michael Müller (CSU) gerade in Urlaub. Zweiter Bürgermeister Hans Hopfner führt die Amtsgeschäfte und sagt, es sei eine politische Entscheidung, wie Geretsried weiter verfährt, sollte das interkommunale Bad platzen. "Wir müssen dann den normalen Weg gehen", erklärt er und meint die von Sternkopf skizzierten politischen und fachlichen Abläufe.

Wie lange das alte Geretsrieder Hallenbad noch hält, bleibt Spekulation. Schon im Jahr 2012 jedenfalls hieß es in der Stadt, für diese Einrichtung "läuft die Zeit ab". Heute sagt Hopfner, natürlich würden kleinere Defekte laufend saniert: "Sollte es aber ein größeres Problem geben, sei es dass die Filteranlage oder die Heizung den Geist aufgibt, wird sich der Stadtrat Gedanken machen müssen." Vorerst aber hoffe er auf die Wolfratshauser, die im September über die Kooperation abstimmen.

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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