Geretsried:Viel freie Fläche

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Im neuen Gewerbegebiet Gelting Ost sind Straßen und Grundstücke fertig. Nur die Firmen fehlen noch

Von Felicitas Amler, Geretsried

Böse Zungen könnten von einer Fata Morgana sprechen: Das gut acht Hektar große Gelände zwischen Gelting und Buchberg sollte schon einmal Standort einer orientalisch angehauchten Wellness-Oase werden. Doch die Träume der Geretsrieder von einem solch attraktiven und womöglich lukrativen Touristen-Magneten sind geplatzt. Der vermeintliche Investor Scheich Adnan Zainy aus Saudi-Arabien verschwand wie ein Dschinn auf Nimmerwiedersehen. Und aus dem landschaftlich wunderbar eingebetteten Areal wurde schließlich ein schnödes Gewerbegebiet, genannt Gelting Ost.

Das ist es nun förmlich schon seit März 2014, doch angesiedelt hat sich noch kein Betrieb. Einer wenigstens ist in Sicht: Das Pharma-Logistikunternehmen Loxxess zieht aus der Nachbarstadt nach Gelting Ost, weil es in Wolfratshausen nicht weiter expandieren könnte. Wie bedeutend dieser Zuzug für die Stadt Geretsried ist, zeigte sich daran, dass zur Bekanntgabe des Geschäfts eigens eine Pressekonferenz einberufen wurde. Loxxess wird sich auf 30 000 Quadratmetern in Gelting Ost niederlassen. Die restlichen Flächen in Portionen von 1700 bis 35 000 Quadratmeter aber harren ihrer Interessenten.

Volker Reeh (CSU), Wirtschaftsreferent des Geretsrieder Stadtrats, wies jüngst im Haupt- und Finanzausschuss darauf hin, dass an die dreißig Gespräche, die er und der frühere Dritte Bürgermeister Robert Lug (FW) geführt hätten ("Da haben wir uns die Füße abgelaufen"), keinen einzigen Erfolg gebracht hätten: "Null, zero!" Auf Nachfrage äußert sich Reeh etwas weniger dramatisch. "Ich bin überzeugt, in vier, fünf Jahren sind wahrscheinlich 75 Prozent der Flächen verkauft." Allerdings, so schränkt er wiederum ein, wären dann zwischen dem Kauf des Grundstücks durch die Stadt und dem Abschluss zehn Jahre vergangen.

Das Gewerbegebiet Gelting Ost ist Teil einer Fläche von insgesamt 19 Hektar, welche die Stadt im Jahr 2011 noch unter Bürgermeisterin Cornelia Irmer (FW) voller Stolz für 12,2 Millionen Euro erworben hatte. Damals war von einer "einmaligen Situation" die Rede, die sich geboten habe, und von einer riesigen Chance für die Stadt. Lug jubilierte damals: "Wenn man an die Verwertung der Grundstücke denkt, dann relativiert sich der Kaufpreis sehr schnell."

Von diesem Überschwang, den seinerzeit auch der Zweite Bürgermeister Gerhard Meinl (CSU) teilte, distanziert sich Volker Reeh heute ein wenig. "So euphorisch, wie Frau Irmer das am Anfang erzählt hat", sei die Sache nicht mehr zu sehen. Im Finanzausschuss betonte Reeh jetzt auch, dass die Stadt den Grundstücksdeal noch mit jährlichen Zinsbelastungen von 250 000 Euro zu tragen habe.

Vier Millionen Euro waren dann erst einmal in die Erschließung des Gewerbegebiets zu investieren. Denn es waren nicht einfach Straßen zu bauen und Anschlüsse zu legen. Gelting Ost liegt auf einer mit Bauschutt verfüllten früheren Kiesgrube. Der Boden musste mittels "Rüttelstopfverdichtung" tragfähig gemacht werden. 2500 Schottersäulen wurden mehrere Meter tief eingerüttelt. Und damit kein Wasser in die Bauschuttdeponie versickert, wodurch das Grundwasser belastet werden könnte, musste ein Regenkanal mit Versickerbecken angelegt werden.

Nun ist alles hübsch fertig, asphaltiert und mit Straßenlaternen versehen. Vom Mitterfeldweg führt die Waldkraiburger Straße nach Osten zur Traunreuter Straße, von der wiederum die Neutraublinger Straße abbiegt, die dann in die Amberger Straße abknickt. Nur Anlieger gibt es noch nicht. Und die einzigen Wegweiser, die aufgestellt sind, zeigen zum Tierheim. Das wenigstens ist jetzt endlich nicht mehr über einen Schotterweg zu erreichen, sondern über befestigte Straßen. Und so gut ausgeschildert war es bisher auch noch nie.

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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