Geretsried:Umzug mit Bauchschmerzen

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Nicht zu übersehen: Stadtbücherei und VHS teilen sich in Geretsried ein Gebäude. (Foto: Hartmut Pöstges)

Volkshochschule im Zentrum - bleiben dann die Schüler weg?

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Welche Entspannungstechnik wirkt am besten, wie sagt man auf Griechisch Guten Tag und was unterscheidet einen Lowlands- von einem Speyside-Whiskey? Die Volkshochschule (VHS) Geretsried gibt in ihren Kursen Antworten auf diese und viele weitere Fragen. Unklar ist indes, welche Veränderungen ihr selbst bevorstehen: Möglich ist, dass die VHS zusammen mit der Bücherei an den Karl-Lederer-Platz zieht, in den dort geplanten siebenstöckigen Neubau.

Leiterin Beate Ruda stellt an diesem Dienstag in der Sitzung des städtischen Ausschusses für Jugend, Senioren, Soziales, Kultur und Sport den Jahresbericht 2016 vor und wagt zugleich einen Blick in die Zukunft. In einem möglichen Umzug ins Zentrum sieht sie nicht nur Vorteile.

Derzeit befindet sich die Verwaltung der Volkshochschule zusammen mit der Stadtbücherei Geretsried in einem eingeschossigen Gebäude an der Adalbert-Stifter-Straße. Gleich nebenan ist das Jugendzentrum Saftladen, vor dem Gebäude halten Stadt- und Regionalbusse, gegenüber befindet sich das Schulzentrum, in dem auch einige Kursräume untergebracht sind. Der Standort sei ideal, ebenso die Zusammenarbeit mit der Bücherei, sagt Ruda: Mittags kommen Jugendliche in Scharen aus dem Schulzentrum herüber, im Winter suchen die Schüler aus Dietramszell in der Bücherei Schutz vor der Kälte, während sie auf den Bus warten. "Ich hoffe sehr, dass wir gemeinsam umziehen können", sagt Ruda. "Aber ich befürchte, dass wir dann die Schüler verlieren."

VHS und Bücherei als "Bildungseinheit": Nach diesem Konzept werde auch in anderen Kommunen wie Grünwald erfolgreich verfahren, sagt Ruda. Beide Einrichtungen ergänzten sich gegenseitig: Die Seniorenreihe "Monokel" oder die Kurse des Landesbunds für Vogelschutz finden im neuen VHS-Kursraum der Bücherei statt. Manche Teilnehmer kommen so zum ersten Mal in die Bücherei - "und sind überrascht, weil sie nicht wussten, dass es sie in dieser Form hier gibt", sagt Ruda. Migranten, die sich zum Deutschkurs anmelden wollen, tun dies ebenfalls in der Bücherei und merken so vielleicht, dass es dort seit vorigem Jahr auch Bücher in arabischer, französischer und griechischer Sprache gibt. Umgekehrt werden die Leser der Bücherei auf die VHS aufmerksam - auf diese Weise profitieren beide Einrichtungen.

Richtig sei aber auch, dass die VHS neue Räume gebrauchen könnte. Einen solchen gibt es seit 2016 in der Bücherei, und der werde auch fleißig genutzt: "Das ist einfach ein ganz anderes Ambiente." 62 Kursorte sind auf der Internetseite der VHS aufgelistet, 18 davon befinden sich in der Mittelschule. "Klassenzimmer sind halt Klassenzimmer", sagt Ruda. "Schon der Geruch ist dort ein ganz anderer."

Yvette Sauer nennt es eine "gute und preiswerte Lösung", dass die VHS-Kurse zum Großteil in der Mittelschule stattfinden. Als ehemalige Mitarbeiterin im Kulturamt der Stadt Geretsried - 2003 ist sie in den Ruhestand gegangen - hat Sauer die VHS von 1991 an aufgebaut und organisiert: Damals bot die VHS nur 55 Kurse an, innerhalb von sechs Jahren erweiterte Sauer das Programm auf 250 Kurse. An der Attraktivität der Geretsrieder VHS habe sich seither nichts geändert, das Programm spiegele eine dynamische Stadt wider. "Meine Nachfolgerin ist am Puls der Zeit", sagt Sauer über Ruda. Seit 36 Jahren gibt die französische Muttersprachlerin selbst Konversationskurse. "Ich kenne meinen Raum seit vielen Jahren und in letzter Zeit hat sich viel getan", sagt Sauer. Inzwischen gebe es neue Tische und Stühle. "Jetzt ist es da wunderbar und bequem." Sauers Befürchtung ist, dass die Kurse teurer werden, wenn die VHS in den Neubau am Karl-Lederer-Platz umzieht. Sollte das nicht der Fall sein, hätte sie nichts dagegen. "Aber ich bin da skeptisch."

Der Stadtratsausschuss tagt von 17 Uhr an im großen Sitzungssaal. Auf der Tagesordnung stehen auch der Jahresbericht der Bücherei, Informationen zum Stadtmuseum und ein Bericht des Kulturreferenten Hans Ketelhut (CSU). Außerdem behandelt das Gremium diverse Zuschussanträge, etwa von der Segelfluggruppe, von der Caritas Nachbarschaftshilfe "Ich für Dich", vom Kulturverein Isar-Loisach und vom Erzählkunst-Festival Drachengold 2017.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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