Ultimate Frisbee:Frisbee-Fresser beißen sich durch

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Anhaltender Höhenflug: Das Geretsrieder Team "Friss die Frisbee" läuft zu Hochform auf. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Mixed-Team aus Geretsried holt im Finale gegen den Hucks Ultimate Club aus Berlin den deutschen Indoor-Meistertitel.

Von Arnold Zimprich, Geretsried

Dass es ein knappes Ding werden könnte mit der Wiederholung des deutschen Meistertitels, schwant Tommy Rübberdt der Berliner "Hucks" bereits am Samstagnachmittag nach dem 15 zu 8-Sieg des Geretsrieder "Friss die Frisbee"-Mixed-Teams (FdF) gegen die "Mainzelrenner" aus Mainz. Schon am Morgen hatte das FdF-Team die Tübinger "Maultaschen" mit 15 zu 12 bezwungen - ausgefallene Teamnamen gehören beim Ultimate Frisbee zum guten Ton. In der alten Gymnasium-Turnhalle an der Adalbert-Stifter-Straße geht es um die Deutsche Indoor-Meisterschaft in der Spielklasse Mixed. Dabei stehen Frauen und Männer gemeinsam auf dem Feld. Das Gastgeber-Team FdF Geretsried möchte sich nach dem Aufstieg im Vorjahr gegen die nationale Elite behaupten.

Allein den "Hässlichen Erdferkeln" aus Marburg (Anfeuerungsruf: "Hässlich!") musste sich das Team um FdF-Coach Felix Haimerl beim vorletzten Gruppenspiel am Samstag geschlagen geben. Haimerl läuft im Turnier selbst mit der Nummer 10 auf und angelt die 175 Gramm schwere Frisbeescheibe einige Male auf beeindruckende Weise hoch aus der Luft. Wertvolle Punkte werden oft in letzter Sekunde gerettet, denn anders als beim Outdoor-Ultimate Frisbee spielt bei der Indoor-Variante die Manndeckung eine größere Rolle.

Das weiß auch Urs Mahnel, der in den Zuschauerreihen sitzt. Der 56-Jährige spielte in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre in Rosenheim Ultimate Frisbee. Ihn reißen nicht nur Haimerls Paraden, sondern auch die akrobatischen Einlagen der anderen Geretsrieder Spielerinnen und Spieler zu Jubelstürmen hin. "Da hat sich schon einiges getan", sagt Mahnel.

Heute geht es dem FdF-Team um das "Finale Dahoam". Wird es klappen? Nach der Gruppenphase sieht es ganz danach aus, und auch am Sonntag starten die FdFs mit einem 13 zu 10-Sieg gegen das Team "Disconnection" aus Freiburg im Breisgau. Viele können es nicht fassen: Geretsried ist tatsächlich im DM-Finale gegen das Team aus Berlin.

Originelle Namen gehören bei diesem Sport zum guten Ton. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Die Berliner sind aber groß", wird im Publikum vor Beginn des Endspiels gemunkelt. Sie haben laut Aussage von Tommy Rübberdt auch den höchsten Altersdurchschnitt. "So ungefähr 30 bis 32 Jahre", schätzt er. Da liegen die Geretsrieder deutlich drunter. Schlägt die Erfahrung der amtierenden deutschen Mixed-Indoor-Meister den jugendlichen Elan der Geretsrieder? Hört man sich das laut rausgebrüllte "Hucks!" der Berliner vor Spielbeginn an, scheint gegen sie kein Kraut gewachsen. Es erinnert an die Schlachtrufe isländischer Fußballfans. Doch Geretsried startet fulminant, kann zwischendurch den Abstand sogar auf mehrere Punkte ausbauen.

Als die letzten 15 Spielminuten anbrechen, holen die Berliner noch einmal bis auf einen Zähler auf. Welche Erlösung, als es am Ende doch reicht. Noch vor Ablauf der 45 Minuten Spielzeit erreicht "Friss die Frisbee" 15 Punkte, was im Ultimate Frisbee automatisch das Spielende bedeutet. Geretsried ist deutscher Meister!

Erst 2023 waren die FdF-Spielerinnen und -Spieler in die erste Mixed-Indoor-Liga aufgestiegen. "Was für ein aufregendes Wochenende", sagt Teamsprecherin Julia Schlappa. Auch Team-Chef Haimerl kann sein Glück bei der Siegerehrung kaum fassen. "Danke für eure Unterstützung!", ruft er Richtung Publikum.

Das Bemerkenswerte an den Geretsriedern ist nicht nur, dass sie sich in der Mixed-DM gegen Teams aus deutlich größeren Städten durchsetzen konnten. Im Gegensatz zu vielen Universitäts-Teams wie beispielsweise den Marburgern, Heidelbergern (Teamname "Heidees") oder Tübingern sind sie bunt zusammengewürfelt. Inzwischen nehmen sogar Münchner Ultimate-Spieler den Weg auf sich, um beim TuS Trainingsluft zu schnuppern.

Auf die Frage, wie es denn zu diesem Erfolg kommt, fällt ein Name immer wieder: Mirko Naumann. Dem jetzigen TuS-Vorstand ist es zu verdanken, dass dem Ultimate Frisbee schon vor 15 Jahren ein Platz im TuS-Trainingskosmos eingeräumt wurde - der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Was als Nächstes anstehen könnte, daran will bei "Friss die Frisbee" nach dem Turnier keiner denken - jetzt wird gefeiert.

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