Geretsried:Treu der Gmoi

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Einträchtige Familie: Helmut, Leonie, Johanna und Barbara Hahn (v. l.). (Foto: Privat)

Helmut Hahn hält die Traditionen der Eghalanda lebendig

Von Felicitas Amler, Geretsried

Eigentlich sei er ja nur ein halber Egerländer, sagt Helmut Hahn. Das aber, so scheint's, ist er mit ganzem Herzen. Der 57-jährige Ingenieur leitet die Egerländer Gemeinde oder, wie sie sich im Dialekt der alten Heimat nennt, Eghalanda Gmoi z'Geretsried. Mit gut 260 Mitgliedern ist sie die größte ihrer Art in Deutschland. Wie aktiv sie ist, kann jeder beobachten, der in Geretsried auf Feste und zu offiziellen Anlässen geht: Die Eghalanda sind immer dabei - mit Tracht, Tanz und Musik; Hahn spielt dabei die Tuba. Dazu kommen die eigenen Bräuche: das Osterratschen etwa oder das Aufstellen eines "nackten" Maibaums für nur vier Wochen.

Helmut Hahns Mutter war eine Deutsche aus Ungarn, der Vater Egerländer. Den Namen des Großvaters kennt in Geretsried jeder Alteingesessene: Franz Stammler hat noch vor Ende des Zweiten Weltkriegs den Treck einer Gruppe von Flüchtlingen aus Pusztavám nach Beuerberg geleitet. Stammler gehörte in den Fünfzigerjahren zu den Gemeinderäten der Gründungszeit mit Bürgermeister Karl Lederer. Helmuts Vater Hans Hahn war nach 1970 Stadtrat und hat mit seiner Sammlung und dem Archiv in der "Egerländer Heimatstube" damals den Grundstock für das spätere Heimatmuseum im Rathaus gelegt.

Fürs Heimatmuseum, das schließlich ein Stadtmuseum wurde, hat sich auch Helmut Hahn von jeher engagiert, und er tut es heute noch als Vorsitzender des Fördervereins. Im einstigen Egerland sei er vor wenigen Wochen erst wieder gewesen, zum Gemeinschaftsausflug nach Eger und Elbogen, besser gesagt: Cheb und Loket, so zitiert Hahn die tschechischen Namen der beiden Städte. Die Pflege des Austauschs mit Tschechien ist ihm wichtig. Vom Egerland-Museum in Marktredwitz ("Unsere Zentrale) "huscht man schnell mal rüber", sagt er.

Hahns Karriere in der Egerländer Gemeinde hat mit der 1970 gegründeten Kindergruppe begonnen. Er erinnert sich ans Osterratschen auf der Böhmwiese und sogar an das damals dort noch existierende Gasthaus von Bruno Böhm: Dort habe immer der Kinderfasching stattgefunden. In der Gmoi sei halt auch für die junge Leute immer was los gewesen, sagt Hahn: "Wir haben viel zusammen gemacht, nicht nur singen und tanzen, auch Eis essen und baden gehen an der Isar." Die Geretsrieder Gruppe sei eine der wenigen, die es geschafft hätten, die Tradition in die nächste Generation zu tragen. Und in die übernächste, denn Hahns Töchter, 15 und 17, sind auch schon dabei. Was er selbst so sehr schätzt an der Eghalanda Gmoi? "Die Gemeinschaft. Das ist schon ein wahnsinniger Zusammenhalt." Und, so sagt er, dass da eine Brücke geschlagen werde, von den einst Vertriebenen ins Heute. Er jedenfalls sei "ein alter, überzeugter Gartenberger, also Geretsrieder."

© SZ vom 11.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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