Geretsried:Theater für alle

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Komische Gesellschaft pflegt Inklusion

Von Franziska Ulrich, Geretsried

Die Vorstellung eines gemeinsamen Lebens aller Menschen mit und ohne Behinderung ist für Ulla Haehn ein Ansporn, wenn sie mit einem neuen Theaterprojekt beginnt. Die pensionierte Volksschullehrerin ist Mitglied und Regisseurin bei der Komischen Gesellschaft, die integrative Theaterprojekte fördert. Nach dem Erfolg des Theaterstücks "Ein märchenhafter Kriminalfall" im vergangenen Jahr treten dieses Jahr erneut an fünf Terminen im Juli Schauspieler mit und ohne Behinderung auf.

Die Geschichte der Malonen ist eine Erzählung von Christine Mühlberger. Sie handelt von einem Land namens Malon, das versteckt ist hinter hohen Bergen und in dem niemals die Sonne scheint. Die Malonen sind dadurch seltsam und feindselig geworden und verkriechen sich in ihren Häusern. Eines Tages kreuzen zwei Wanderer auf und erzählen ihnen von der Sonne. Das weckt ihre Sehnsucht nach Licht und Wärme und lässt ein Wunder geschehen.

Die Projektidee hatten Regine Koehl, Mitglied im Arbeitskreis für Menschen mit Behinderung, und Michael Baindl, im Dekanat Wolfratshausen Seelsorger für Menschen mit Behinderung. "Das Stück handelt von Dunkelheit, Einsamkeit und sozialem Umgang, das kann jeder nachvollziehen", sagt Koehl. Anfangs sei es nicht leicht gewesen, Teilnehmer ohne Behinderung für das Projekt zu gewinnen, sagt Haehn. Sie sei enttäuscht gewesen, da von den angefragten Schulen und Jugendzentren keine Rückmeldungen gekommen seien. Die Erklärung dafür sieht sie in der Gesellschaft, die noch nicht für die Inklusion der Behinderten bereit sei. "Behinderte berühren sich im Alltag nicht mit Menschen ohne Behinderung", fügt sie hinzu.

Gerade deswegen unterstützt und veranstaltet der Verein zur Förderung der gemeinsamen Erziehung behinderter und nicht behinderter Kinder solche Projekte. Elli Wilfling, Sprecherin des Vereins, hat schließlich doch noch zwei junge Leute ohne Behinderung gefunden, die bei dem Theater mitspielen. Sie arbeiten ehrenamtlich bei der Schülerfirma Freizeit aktiv& sozial und begleiten Behinderte bei Unternehmungen. Zusammen mit Baindl, Koehl und neun Menschen mit Behinderung proben sie einmal in der Woche im Saal des Altersheims Sankt Hedwig, der ihnen von der Heimleitung zur Verfügung gestellt wird.

Das Stück wurde von den Schauspielern frei weiterentwickelt. Jeder könne seine Impulse und Ideen einbringen, sagt Haehn. Gemeinsam haben sie Blumen und Vögel-Mobiles gebastelt. Die Behinderten drücken durch Bewegungen ihre Emotionen aus, sie hüllen sich als Malonen in Tücher, um sich zu verstecken, und führen Streits in Slow Motion auf. Davon seien sie "total begeistert", sagt Koehl. Im vergangenen Jahr seien die Zuschauer verzaubert aus dem Stück rausgegangen, sagt Wilfling. Sie sei immer wieder erstaunt, was in den Behinderten alles steckt: "Von der Erscheinung her kann man oft nicht auf das übrige schließen."

Die Reihe der Aufführungen beginnt am Sonntag, 2. Juli, um 12.30 Uhr im Pfarrsaal Heilige Familie Geretsried

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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