Geretsried:Teuflisch gut

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Das Gymnasium verabschiedet bei einem bejubelten Weihnachtskonzert seinen Lehrer Bernhard Zink

Von Sabine Näher, Geretsried

Das Highlight des Weihnachtskonzerts im Geretsrieder Gymnasium war zweifellos ein gerade in der Vorweihnachtszeit ketzerisches Thema: "Der schwarze Teufel". Beziehungsweise "Le diable noir", denn es handelt sich um einen französischen Kurzfilm aus dem Jahr 1905. Und damit zwangsläufig um einen Stummfilm, zu dem Musiklehrer Bernhard Zink eine Musik geschrieben hat. Das heißt, genau genommen hat er eine Musik dazu entworfen, denn die finale Ausgestaltung obliegt den Musikern im Moment der Aufführung. Marco Filkovic und Tobias Wagner (Violine), Elena Krippner (Viola), Anouk Eggert (Violoncello) sowie Tim Wandke und Hannes Wagner (Klavier) haben Monitore vor sich und passen ihre Interpretation dem Filmablauf an. Das machen sie hervorragend; ihre interne Kommunikation erschließt sich dem Zuhörer nicht. Aber das mag auch daran liegen, dass der wie gebannt auf die Leinwand schaut, denn dieser experimentelle Film von Georges Méliès, der mit damals ganz neuen Schnitttechniken spielt, ist ein Vergnügen.

"Sie hören jetzt eine Uraufführung, die zudem, da wir teilweise improvisieren, so nie mehr erklingen wird", hatte Zink zuvor verkündet. Es wird ein sehr gelungenes Experiment, das die Skurrilität des Films wunderbar musikalisch umsetzt. Leider dauert das Highlight des Abends nur wenige Minuten. Aber es zählt ja die Qualität und nicht die Quantität. Bernhard Zink wird darauf feierlich verabschiedet: Er wechselt zum Schulhalbjahr ins Ministerium. Geradezu liebevoll fallen die Erinnerungen der Zwölftklässlerinnen aus, die auch noch mit ein paar Geschenken aufwarten.

Das Orchester und der Chor der Philharmonie spielten in der Wolfratshauser Loisachhalle vor ausverkauftem Haus. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Zink muss als Lehrer in den letzten Jahren wohl einiges richtig gemacht haben. Dass er seinen Schülern jedenfalls die Freude am Musikmachen vermitteln konnte, zeigen die Darbietungen seines Kammerchores. Frisch und unverkrampft, wenngleich nicht immer ohne Intonationsgefährdung, singen die Choristen drauf los. Vor allem im Kanon Dona nobis pacem fällt der erste, einstimmig vorgetragene Durchlauf leider nicht so ganz einstimmig aus. Zu "For the longest time" tritt ein Soloquartett zum Chor, das mit großem Eifer bei der Sache ist. Im abschließenden Spiritual "I can tell the World" springt die Begeisterung der jungen Sänger auf den übervollen Saal über. Hier ist ein wahrhaft generöses Publikum versammelt: Alle Darbietungen werden frenetisch beklatscht.

Das Jugendsinfonieorchester, das mühelos die ganze Bühne ausfüllt, hatte den Abend mit modernen sinfonischen Klängen von Leroy Anderson eröffnet (Leitung: Benedikt Jilek), ebenso den zweiten Teil nach der Pause, diesmal mit barockem Glanz von Arcangelo Corelli (Leitung: Iris Prégardien), der die Bläser festlich auftrumpfen und die Streicher samtweich aufspielen ließ. Die Bläserklasse 5 gab, nach eben mal zweieinhalb Monaten Unterricht, ihren beachtlichen konzertanten Einstand mit "Nikolaus, Nikolaus". Im Mittelteil konnten die Jüngsten zudem singend glänzen. Die ebenfalls von Alfred Menzinger geleitete Bläserklasse 6 zeigte, was ein Jahr mehr Erfahrung ausmacht und brachte mit "See, the Conquering Hero Comes" aus Händels "Judas Maccabäus" ein wenig barocke Pracht in die nüchterne Schulaula.

Die Bläserklasse gab nach gerade einmal zweieinhalb Monaten Unterricht ihren konzertanten Einstand mit "Nikolaus, Nikolaus". (Foto: Hartmut Pöstges)

Als einzige völlig solistisch wagte sich Nicole Mühlbauer mit "The Power of Love" auf die Bühne, mit großer Emotion singend und sich selbst am Flügel begleitend. Eine sehr aparte Besetzung setzte den Schlusspunkt vor der Pause: Der Große Chor (Leitung:Benedikt Jilek) musizierte zunächst mit Solocello (Anouk Eggert), darauf mit vier Violinen und E-Gitarre jazzig-lässig. Das Pendant dazu bot die Big Band, die den zweiten Teil und damit den Abend beschloss. Ein toller Sound, souverän dargeboten.

© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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