Als einzige deutsche Stadt ist Geretsried derzeit an dem EU-Projekt "Actors of Urban Change" beteiligt. Dessen Ziel: Die nachhaltige Entwicklung der Stadt durch Kultur. So beschreibt es die Robert-Bosch-Stiftung, die das Projekt organisiert und finanziert. Für den Geretsrieder Stadtteil Stein ist das Ziel ein Bürgerhaus. Zunächst aber will die Projektgruppe bestehend aus Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit Geretsried, Stadtverwaltung und Baugenossenschaft, Gespräche mit den Steinern führen. Sie sollen unter dem Titel "Geschichte(n) in Stein geschrieben" in eine Ausstellung münden, zu Forschungszwecken genutzt werden oder auch in Kunstprojekten präsentiert werden. 2400 Einwohner hat Stein, ein gutes Drittel, nämlich 839, hat eine andere Staatsangehörigkeit als die deutsche.
Das Auffällige für Rudi Mühlhans und Dagmara Sosnowska vom Trägerverein: Die Leute leben recht zurückgezogen, teilweise fast isoliert. Denn ein Begegnungszentrum gibt es mit dem "Einstein" nur für Jugendliche, und in Vereinen sind die aus Osteuropa stammenden Einwohner nicht organisiert. Denn in den Heimatländern treffe man sich eher in Bürgerhäusern.
Durch das Projekt wollen sie mit den Leuten ins Gespräch kommen. Die Projektpartner haben gemeinsam einen Fragebogen entwickelt, anhand dessen Interviews geführt werden sollen. Darin wird auch gefragt, wie man die Steiner dafür gewinnen kann, stärker am Leben teilzunehmen. "Die soziale Integration ist wesentlich für die Lebenszufriedenheit", sagt Mühlhans.
Als Mitarbeiterin für die Interviews wurde Liliia Shevchuk gewonnen. Die 36-Jährige stammt aus der Ukraine und lebt mit ihrem Mann, einem kasachischen Deutschen und dem Sohn seit zwei Jahren in Geretsried. Die promovierte Philologin war Dozentin an der Uni Jalta, spricht neben Ukrainisch auch Russisch und lernt gerade Deutsch. Bezahlt wird sie von der Robert-Bosch-Stiftung.