Geretsried:Sicherheitsdienst für Geretsrieder Asylheim

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Regierung sieht so die Möglichkeit, die Einrichtung am Schulzentrum mit bis zu 250 Flüchtlingen zu belegen. Bei der Informationsveranstaltung für Eltern entkräften Polizei, Rektoren und Behördensprecher Vorurteile.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Regierung von Oberbayern wird nun doch einen Sicherheitsdienst für die Asylsuchenden-Unterkunft neben dem Geretsrieder Schulzentrum engagieren. Mindestens zwei Mitarbeiter sollen in den beiden Häusern auf dem Gelände an der Jahnstraße 2 ständig präsent sein. Somit könne die Einrichtung, in der momentan bewusst nur 28 Personen untergebracht wurden, mit bis zu 250 Flüchtlingen belegt werden. Diese Nachricht brachte Ulrich Stemmler am Montagabend mit zur Informationsveranstaltung für Eltern der drei benachbarten Schulen, des Gymnasiums, der Mittel- und der Realschule. Stemmler ist bei der Regierung Sachgebietsleiter für Flüchtlingsunterbringung. Er sagte, er habe den ganzen Nachmittag gebangt: "Hoffentlich kommt die Entscheidung, sonst werde ich gegrillt."

Ganz so angeheizt war die Stimmung in der fast komplett besetzten Aula des Schulzentrums nicht. Dennoch kochte sie zwischendurch kurz hoch, als einige Mütter aufgebracht riefen: "Wir haben eine wahnsinnige Angst um unsere Töchter." Alle Teilnehmer auf dem Podium versuchten derartige Vorurteile auszuräumen. Von der Moderatorin - Geretsrieds früherer Bürgermeisterin Cornelia Irmer - bis zum örtlichen Polizeichef Walter Siegmund erklärten sie übereinstimmend, die Anwesenheit von Asylsuchenden neben Schulen sei kein Grund für Ängste. Siegmund sagte "zur allgemeinen Beruhigung", die Polizei sei "im Bereich Asyl nicht mehr gefordert als mit der einheimischen Bevölkerung". Unter dem Applaus großer Teile des Publikums bekräftigte Stemmler das, als eine "Kontrolle über die Menschen" gefordert wurde: "Da sind keine Schwerverbrecher eingesperrt, die rund um die Uhr kontrolliert werden müssten."

Vom Schulzentrum sind die beiden Asyl-Häuser durch einen Zaun abgetrennt; ihr Eingang ist an der Jahnstraße, während die Schulen (im Bildhintergrund) über die Adalbert-Stifter-Straße zu erreichen sind. (Foto: Hartmut Pöstges)

Für die Unterkunft gibt es auf mehreren Ebenen Personal: Rainer Gramann ist dort als Verwaltungsleiter über das soziale Dienstleistungsunternehmen European Homecare beschäftigt. Er hat eine Mitarbeiterin in Teilzeit, und es sind zwei Hausmeister angestellt. Die Asylsozialberatung "Hilfe von Mensch zu Mensch" kümmert sich um die Flüchtlinge ebenso wie der örtliche ehrenamtliche Helferkreis. Bürgermeister Michael Müller (CSU) wies darauf hin, dass die Stadt zwar formal nicht zuständig sei, aber mit ihren eigenen Mitarbeiterinnen für Asyl und Integration auch zur Verfügung stehe. Und was den öffentlichen Raum um das Schulzentrum herum angeht, so kündigte Siegmund an, die Polizei werde ein Auge darauf haben.

Die Schulen wollen, wie der Direktor des Gymnasiums, Hermann Deger, sagte, "langsam Fühlung aufnehmen" mit den neuen Nachbarn. In einem Helferkreis könnten sich Lehrer, Eltern und Schüler engagieren. Schülersprecherin Sabrina Lorenz unterstrich dies: Auch Schüler hätten Interesse daran, Kontakte aufzubauen. Deger sagte, bisher sei man stolz darauf gewesen, dass das Schulzentrum ein sehr offenes Haus sei; es solle auch künftig nicht abgeschottet werden.

Keine Sorge: Bürgermeister Michael Müller, Direktor Hermann Deger, Polizeidienststellenleiter Walter Siegmund und Landtagsabgeordneter Martin Bachhuber (v.l.) erklären, wie die Unterkunft neben dem Schulzentrum betreut wird (Foto: Hartmut Pöstges)

Kurzfristig flammte eine Auseinandersetzung über die Kleiderordnung auf; einige Eltern riefen empört, ob ihre Töchter etwa Burkas tragen sollten. Der Sprecher der Regierung quittierte die Frage nach Mädchen in Miniröcken und möglichen Übergriffen junger Männer mit der Bemerkung: "Genauso gut müssten Sie Ihre Tochter vor deutschen Jugendlichen bewahren." Mittelschulrektorin Magdalena Singer sagte, an ihrem Haus gebe es 30 Asylsuchende, bei denen sie "kein extrem anderes Verhalten feststellen" könne als bei den deutschen Schülern. Die Kinder seien auch künftig in der Schule sicher: "Wir wollen die Türen nicht versperren."

Rainer Gramann warb um mehr grundsätzliches Vertrauen: "Besser wäre es, wenn Sie sich die Chance geben, unsere Gäste einfach kennenzulernen", sagte der Verwaltungsleiter der Unterkunft. Man könnte dann einerseits erfahren, "was die Menschen für ein Leid erlebt haben", und andererseits feststellen: "Die haben auch Berührungsängste."

© SZ vom 08.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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