Geretsried:Saublöde Idee

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Jetzt wird es ernst: Erwin Heppner (Franz Foitzik) und Rita Sulzbach (Christina Just) lassen die Sau raus. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Loisachtaler Bauernbühne präsentiert eine Komödie - in der die Hausfrau Chaos erzeugt

Von Lucie Strauhal, Geretsried

Zur Begrüßung werden die Frauen am Eingang mit einer Rose, die Männer dagegen mit einem Schnaps empfangen. Mehr als 140 Zuschauer kamen am Samstag zur Loisachtaler Bauernbühne in den Geretsrieder Ratsstuben. "Lass die Sau raus" lautet der Titel der bayerischen Komödie von Andreas Wening. Seit dem 19. Oktober führen Regisseurin Monika Schwenger und ihre Assistentin Susanne Vorderwülbecke mit ihren Schauspielerinnen und Schauspielern das ironische Theaterstück in Geretsried auf.

Hierbei wird die gemütliche Bauernstube der Familie Heppner zu einem Ort voller Missverständnisse, Mordverdächtigungen und verworrener Theorien. Während das Publikum wie üblich mit Speisen und Getränken versorgt wird, unterhält die Musikkapelle Schützenrieder Musikanten die Zuschauer vor dem Stück und in den Pausen. Mit einem Willkommensgruß beginnen der zweite Vorsitzende der Loisachtaler Bauernbühne, Christian Foitzik, und die Schriftführerin Lisa Richter, die beide im Stück mitspielen, den unterhaltsamen Abend. Ein detailreiches Bühnenbild, das bäuerlich eingerichtete Esszimmer der Heppners - gestaltet von Max Prestel, Walter Niebler und Thorsten Woratsch - schmückt gleich zu Beginn die Bühne.

Das Ehepaar Norbert und Karin Heppner, gespielt von Andreas Wastian und Christine Brauner stellt den Mittelpunkt des Abends dar. "Ich weiß gar nicht mehr, was ich noch auf den Tisch stellen soll", klagt Karin Heppner, die über diverse Nahrungsmittelskandale empört ist.

Nun will sie ihren inneren Schweinehund überwinden und fleischfrei kochen - zum Ärger ihrer Familie. Was nur ein Schritt in Richtung bessere und gesündere Ernährung werden sollte, führt im Hause Heppner zu einem riesigen Chaos. Anfangs halten Norbert Heppner und sein Sohn Maxi (Tom Janoschi) das vegetarische Gericht der Mutter - ein wahrer Lebensmittelskandal - für ihr größtes Problem. Daraufhin überredet der Familienvater seine Frau dazu, sich ein eigenes Schwein anzuschaffen, welches nach Kurzem mehr Aufmerksamkeit erhält als die Ehefrau selbst. "Die lässt mich wenigstens noch an sich ran, im Gegensatz zu dir", rechtfertigt sich Norbert Heppner. Und damit beginnt das Drama um die Sau "Anita", die nicht nur von ihren Mitschweinen gemobbt wurde, sondern bald für Norberts Geliebte gehalten wird und schließlich einem Auftragskiller (Florian Roth) gegenübersteht.

Doch nicht nur das. Ein Missverständnis jagt das nächste: "Ich wurde ermordet und verstümmelt", entrüstet sich Schwiegervater Erwin (Franz Foitzik), den die Nachbarin Rita Sulzbach (Christina Just) für tot erklärte. Während der Riesenrammler von Nachbar Georg Sulzbach (Michael Hanak) zum Zombiehasen wird und Karin Heppners aufgetakelte Busenfreundin Lotte Reischel (Melissa Demmel) im Saustall landet, versucht Psychologin Anita Amaryl (Lisa Richter) die Emanzipation der Frau im Hause Heppner voranzubringen. Hätte Karin Heppner von Anfang an gewusst, welche Sauerei sie mit ihrem Vegetarismus anrichtet, dann wäre sie wohl doch bei der "vegetierischen" Ernährung geblieben.

Man merke sich: "Wenn du haderst um ein Schwein, nimm die Wurst und lass es sein." Andreas Wening nimmt die heutige Ernährungskultur und Foodtrends auf den Arm, spielt auf viele Klischees von Mann und Frau an und verpackt all das in eine amüsante und pfiffige Komödie in drei Akten, die die Schauspieler gelungen darstellten. Wer genau hinhört, bemerkt auch einige lokale Andeutungen auf Geretsried, wie die gescheiterte Wellness-Oase "Spaladin". Wer an amüsanten Wortgefechten, feuchtfröhlichen Witzeleien und der ein oder anderen sexuellen Stichelei Gefallen findet, ist hier bestens aufgehoben. Auch das Publikum am Samstag schien von der Aufführung begeistert, denn die Schauspieler wurden mit Gelächter und langem Applaus verabschiedet. Die Loisachtaler Bauernbühne führt seit 1981 Theaterstücke im Herbst auf. Mit "Lass die Sau raus" treten die Darsteller noch bis zum 24. November auf, Beginn ist Freitag und Samstag um 20 Uhr und Sonntag um 18 Uhr.

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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