Geretsried:Sanierung oder Abriss

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Die Adalbert-Stifter-Schule ist marode. Die Stadt Geretsried prüft, ob das Haus für elf Millionen Euro renoviert oder für 18 Millionen Euro neu gebaut wird. Beides würde sechs bis sieben Jahre dauern.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Von maroden Fenstern über eine veraltete Heizung bis zu Schadstoffen wie PCB und Asbest im Gebäude: Die Adalbert-Stifter-Mittelschule in Geretsried ist zu 76 Prozent sanierungsbedürftig. Mit diesem Untersuchungsergebnis kommt das ortsansässige Architektenbüro G+O dennoch zu dem Schluss, dass eine Sanierung mit geschätzten Kosten von elf Millionen Euro sinnvoller sei als Abriss und Neubau. Der Standort sei gut, das Gebäude erhaltenswert, sagte G+O-Geschäftsführer Peter Oppenheimer am Dienstagabend im Stadtrat. Dies stieß bei der SPD und den Freien Wählern auf erhebliche Zweifel. Robert Lug (FW) sagte, aus dem 1974 errichteten Haus werde "nie ein gutes, funktionales Schulgebäude".

Nach ausgiebiger Diskussion beschloss das Gremium, sowohl Sanierung als auch Neubau weiter zu prüfen, den Raumbedarf und die Grundsatzfrage zu klären, ob es bei zwei Mittelschulstandorten - Adalbert-Stifter- und Karl-Lederer-Schule - bleiben soll. Sanierung wie Neubau würden laut Architekt sechs bis sieben Jahre dauern. In beiden Fällen wären mindestens temporäre Ersatzbauten für die Auslagerung des Betriebs mit aktuell 426 Schülern erforderlich. Für den Fall eines Abrisses müsste auch geklärt werden, wo die derzeit über der Stifter-Schule liegende Musikschule untergebracht werden könnte. Wollte man auch diese neu bauen, kalkuliert die Stadt mit Gesamtkosten bis zu 18 Millionen Euro.

Dass die Adalbert-Stifter-Schule sanierungsbedürftig ist, steht seit langem fest, nun liegen dazu erstmals konkrete Erkenntnisse vor. Architekt Oppenheimer hat alles Nötige vom Schallschutz über den Energieverbrauch bis zu Elektroinstallationen und Außenanlagen untersucht. In allen Fällen gibt es demnach gravierende Mängel und erhebliche Verbesserungsmöglichkeiten, aber laut Oppenheimer keine akuten Gefahren, auch wenn die Brandmeldeanlage mangelhaft und die Heizung unwirtschaftlich ist, die Barrierefreiheit absolut nicht den aktuellen Vorgaben entspricht und "die Fliesen von den Wänden fallen". Oppenheimer sagte immer wieder diesen einen Satz: "Das kann momentan so bleiben, sollte aber zeitnah gerichtet werden."

Vom Richten allein riet Walter Büttner (SPD) dringend ab. Man sehe doch am benachbarten Gymnasium Geretsried, was beim Sanieren herauskomme; dort sei alles nur "verschlimmbessert", sagte Büttner und steigerte sich noch: "Ich würde gern eben nicht so einen Mist bauen wie der Landkreis." Weniger drastisch schloss sich ihm Robert Lug (FW) an und forderte "einen funktionalen Neubau". Die, wie er sagte, strukturellen Planungsfehler am vorhandenen Gebäude ließen sich nicht korrigieren.

Oppenheimer wandte ein, der Landkreis habe das Gymnasium über Jahre hinweg in vielen kleinen Schritten saniert, bei der Adalbert-Stifter-Schule aber sei eine ganzheitliche Lösung möglich. Auch die Behauptung von Lorenz Weidinger (FW), ein Neubau wäre wesentlich schneller zu haben als eine Sanierung, bestätigte der Architekt nicht. Er legt dafür zwei Jahre Planungszeit und zwei Bauabschnitte zugrunde und kommt so auf sechs bis sieben Jahre. Zur Variante Neubau warf Oppenheimer überdies die Frage auf, ob der Altbau überhaupt noch sieben Jahre lang - also bis zur Fertigstellung eines neuen Hauses - halten würde.

Nach Oppenheimers Darstellung wären auch neue pädagogische Konzepte - er sprach von "Lernhausstrukturen" in einer umgestalteten Adalbert-Stifter-Schule möglich. Für die Sanierung und Neukonzeption setzt er rund acht Millionen Euro an, dazu kämen drei bis dreieinhalb Millionen für einen Ersatzbau. Falls die Stadt im Hinblick auf ein möglicherweise starkes Ansteigen der Schülerzahlen durch Zuzug von Asylsuchenden und Flüchtlingen sieben zusätzliche Klassen vorsehen möchte, würde eine Erweiterung zusätzlich 2,8 Millionen Euro kosten.

Gerhard Meinl (CSU) nahm aus all dem zwei Erkenntnisse mit: Der Schulstandort sei gut, und was auch immer man mache, koste mindestens elf Millionen Euro. Bürgermeister Michael Müller (CSU) sagte zu den Neubau-Befürwortern, dies sei ja "ein netter Versuch", fragte aber, woher man im Haushalt 18 Millionen Euro nehmen solle. Die Frage blieb rhetorisch, das Thema ist auf eine der nächsten Sitzungen vertagt. Bis dahin sollen sich laut Stadtratsbeschluss Stadtverwaltung, Schulleitung, Schulamt und Regierung von Oberbayern miteinander besprechen.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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