Geretsried:"Rosinenpick-Politik"

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Der TuS-Vorsitzende Stefan Heinle sieht die Hallennutzungsgebühren als größten Fehler von Bürgermeisterin Cornelia Irmer.

Stephanie Schwaderer

Tus-Vorsitzender Stephan Heinle hat von Anfang an gegen Hallennutzungsgebühren protestiert. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nach Ansicht des Vorsitzenden des Turn- und Sportvereins (TuS) Geretsried, Stephan Heinle, hat Bürgermeisterin Cornelia Irmer in ihrer Amtszeit viel auf den Weg gebracht - und ein verheerendes Eigentor geschossen: "Die Einführung der Hallennutzungsgebühren war ihr größter Fehler." Als Gast beim SPD-Stadtgespräch kritisierte Heinle die "Rosinenpick-Politik" der Stadt und drohte mit seinem Rückzug als Vorsitzender des 2000 Mitglieder zählenden Sportvereins.

Wie er vorrechnete, haben die 2011 eingeführten Hallennutzungsgebühren die Einnahmen des TuS um ein Drittel einbrechen lassen. Nicht nur der finanzielle Gestaltungsspielraum der Sportler sei damit auf Null zurückgegangen: "Es werden Strukturen zerstört, und die Leute haben keine Lust mehr, sich ehrenamtlich zu engagieren", sagte Heinle. Er selbst überlege, ob er sich unter diesen Bedingungen nächstes Jahr noch einmal für das Amt zur Verfügung stellen werde.

Was ihn ärgert: Als Spezialist sei er vor fünf Jahren an der Ausarbeitung des Sportentwicklungsplans beteiligt gewesen. Damals habe er den Gebühren zugestimmt, unter der Maßgabe, dass das Geld durch Förderungen zurückfließe. Das aber sei mitnichten der Fall: "Die Stadt pickt sich nur die Rosinen raus und kassiert die Gebühren."

Bei allen Hallensportarten, vom Volleyball über Badminton bis hin zum Turnen, verzeichnet der TuS laut Heinle einen Mitgliederschwund. Nichtaktive Sportler seien nicht mehr gewillt, teure Beiträge zu zahlen. Abwanderungen gebe es auch dadurch, dass die Gebühren in Wolfratshausen deutlich niedriger seien. Gerade in den drei Spielergemeinschaften, die es mit der Nachbarstadt gebe, entschieden sich immer wieder Sportler dafür, den Verein zu wechseln. Ausbaden müssten dies die Ehrenamtlichen in Geretsried. Mit 100 Übungsleitern leiste der TuS wertvolle Jugendarbeit, sagte Heinle. "Wir holen die Kinder von der Straße!" Seine Forderung: Eine Abstimmung mit Wolfratshausen im Koordinierungsausschuss und eine Erhöhung der Jugendförderung von 15 auf 50 Euro: "Dann wäre die Sportentwicklungsförderung umgesetzt."

Matthias Renz, Sprecher der Interessengemeinschaft Geretsrieder Sportvereine (IGS), ergänzte, dass die Gebühren "den sozialen Frieden stark belasten". Zwischen den Abteilungen gebe es anhaltend Streitigkeiten. Zudem werden seinen Worten nach "permanent falsche Rechnungen ausgestellt". Die Gebühren bedeuteten für alle Beteiligten einen enormen Verwaltungsaufwand. Dies wiederum konnte Egon Werner vom Wassersportverein (WSV) Geretsried nur bestätigen.

SPD-Vorsitzender Wolfgang Werner wiederholte seine Forderung, alle gemeinnützigen Geretsrieder Vereine von den Gebühren zu befreien. Ein entsprechender Antrag der SPD war in der jüngsten Stadtratssitzung vertagt und zunächst an den zuständigen Ausschuss verwiesen worden. Eine Entscheidung soll Ende April fallen. Dazu Werner: "Das wird der Stresstest für die CSU."

© SZ vom 04.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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