Geretsried:Protest gegen den Direktor

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An der Realschule Geretsried tritt der gesamte Personalrat zurück

Von Matthias Köpf, Geretsried

Im Dauerkonflikt mit Direktor Armin Eder ist die Personalvertretung der Geretsrieder Realschule geschlossen zurückgetreten. Der eigentlich fünfköpfige Personalrat, der zuletzt nur noch aus drei Mitgliedern bestand, hat sein Amt vor einigen Tagen vorzeitig niedergelegt. Öffentlich begründet das Gremium den Schritt mit internen Schwierigkeiten an der Schule, über die man nach außen keine Auskunft geben könne. Teilnehmer der jüngsten Personalversammlung berichten jedoch davon, dass die Personalräte als Grund für ihren Rücktritt die anhaltenden Probleme in der Zusammenarbeit mit dem Schulleiter Eder angegeben hätten.

Eder steht seit langer Zeit intern und seit einigen Monaten auch öffentlich in der Kritik. Schüler und Lehrer werfen ihm missionarische Bestrebungen an der seit ihrer Gründung in den 1970er Jahren als weltoffen und liberal bekannten Schule vor. Eder ist seit rund zwei Jahren Schulleiter, im November 2013 ist er in Augsburg zum katholischen Diakon geweiht worden. Gegen das Lehrerkollegium hat Eder von ihm persönlich geweihte und angebrachte Schulkreuze durchgesetzt, Schüler berichten von unerwünschten Segnungen. Im Konflikt mit einem atheistischen Lehrer wollte Eder Schülern Unterschriften unter seine Darstellung abnötigen. Dieser Versuch ist per Protokoll dokumentiert, ebenso die Weigerung sämtlicher Schüler zu unterschreiben. Bei der Gelegenheit hatte sich Eder auch auf einen Text aus dem Internet-Portal kath.net gestützt, das selbst vielen konservativen Katholiken als reaktionär gilt. "Regelmäßig kommentieren dort Leute, die dem rechtsradikalen Spektrum nahe stehen", sagte der Augsburger Bistumssprecher Markus Kremser dem Ingolstädter Donaukurier im Jahr 2012 über das von Österreich aus agierende kath.net.

Neben Eders missionarischem Eifer gibt es an der Schule auch massive Kritik wegen mangelnder Teamfähigkeit. Viele Lehrer äußern sich deutlich, aber aus Angst vor dienstrechtlichen Konsequenzen nur hinter vorgehaltener Hand. Offene Kritik üben der Förderverein und sein Vorsitzender Peter Schneider. Dem von Schneider maßgeblich mitgestalteten Berufsinformationstag, einer Großveranstaltung für rund 400 Schüler mit fast 50 Firmen und Behörden, war der Schulleiter am Freitag ferngeblieben. Er habe sich für den Tag eine berufliche Fortbildung eingetragen - religiösen Inhalts, wie es an der Schule hieß. Der Rückzug der Personalrats ein Jahr vor der turnusgemäßen Neuwahl ist nicht das erste Signal aus dem Kollegium. So hatte Eder versucht, neben seinen beiden Stellvertretern eine "erweiterte Schulleitung" zu etablieren. Beide Mitglieder dieser zusätzlichen Führungsebene haben ihre Ämter aber ebenfalls zurückgegeben, einige Lehrer haben ihre früheren Zusatzaufgaben hingeworfen.

© SZ vom 16.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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