Geretsried:Niedermaier sieht Hallenbad auf der Kippe

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Um das interkommunale Vorhaben in Geretsried zu retten, spricht der Landrat von höheren Zahlungen des Kreises. Dass er das politisch durchsetzen kann, bezweifelt er allerdings selbst

Von Alexandra Vecchiato, Geretsried

Voraussichtlich eine Million Euro Defizit jährlich wird die Stadt Geretsried beim geplanten interkommunalen Hallenbad tragen müssen. Das hat die Wirtschaftlichkeitsanalyse einer Unternehmensberatung ergeben. Ein Minus in dieser Höhe kann sich die Stadt nicht leisten, das interkommunale Hallenbad in seiner beschlossenen Form steht auf der Kippe. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler), der das Bauvorhaben maßgeblich vorangetrieben hat, versteht die Geretsrieder "Empörung" nicht. Bei einem Eintrittspreis von um die fünf Euro müsse man sich in der Stadt nicht wundern, wenn es einen "Riesenverlust" geben werde. Er würde das Schwimmbad-Projekt gerne retten. Zu diesem Zweck wäre aus seiner Sicht auch ein stärkeres finanzielles Engagement des Landkreises möglich. Allein: "Das ist politisch schwer vermittelbar", sagt Niedermaier. Sollte keine Lösung gefunden werden, werde er das Vorhaben aufgeben.

Es sei logisch, dass ein Hallenbad immer über Steuergelder bezuschusst werde, sagt der Landrat. Wenn die Bürger diese Form von Infrastruktur haben wollen, müsse dies offen und ehrlich kommuniziert werden. Ebenso die Tatsache, dass ein Eintritt von um die fünf Euro - mit diesem Preis kalkuliert die Stadt Geretsried - zu niedrig angesetzt sei. "Nur so kommt eine so hohe Lücke zustande", betont Niedermaier. Die Schulen, egal in welcher Trägerschaft, würden ihre gebuchten Schwimmsportstunden kostendeckend bezahlen.

Im interkommunalen Hallenbad soll Sportunterricht stattfinden. Deshalb beteiligen sich die Gemeinden Icking, Egling, Münsing, Eurasburg und Königsdorf sowie die Stadt Wolfratshausen neben Geretsried und dem Landkreis am Bau des Bads an der Adalbert-Stifter-Straße. Sie buchen jährlich nach Bedarf Schwimmsportstunden, nur der Landkreis hat sich verpflichtet, ein festes Kontingent pro Jahr zu bezahlen.

Den Überlegungen von Geretsrieds Bürgermeister Michael Müller (CSU) , etwa auf das Sprungbecken zu verzichten, um das Betriebskostendefizit zu verringern, mag Niedermaier nicht folgen. Ohne dieses Becken würde die gesamte Konzeption des Bads als Schulsportstätte über den Haufen geworfen. Der Unterricht könnte so nicht mehr stattfinden, Nutzungsstunden würden wegfallen und damit die Einnahmen der Stadt Geretsried sinken. Auch müsste der Förderbescheid des Freistaats angepasst werden, sprich: es wird weniger Zuschüsse geben.

Auf die Frage, wie eine weitere finanzielle Beteiligung des Kreises aussehen könnte, antwortet Niedermaier: "Man muss sehen, welche der Nutzungen im Bad von der öffentlichen Hand gezahlt werden könnten." So könnten die Kosten für Trainingszeiten, etwa der Wasserwacht, vom Landkreis übernommen werden. Auch wenn die Wasserwacht eine Staatsaufgabe sei. Oder aber die Gemeinden, die eine Wasserwacht hätten, beteiligten sich stärker.

Vorsichtig äußert sich Münsings Bürgermeister Michael Grasl (FW) zu den Zahlen. Diese müsse er erst sehen, ehe er ein Urteil abgebe, sagt der Bürgermeistersprecher. Auf gar keinen Fall möchte er das Projekt gefährdet wissen. Letztlich entscheide Geretsried, wie es weitergehe.

Er fände es schade, wenn das interkommunale Hallenbad nicht realisiert würde, sagt CSU-Kreisrat Thomas Holz. Es sei wichtig gewesen für künftige Entscheidungen, nun realistische Zahlen vorliegen zu haben. Vielleicht gelinge es der Stadt Geretsried als Bauherrin, noch Optimierungsmöglichkeiten in der Planung des Hallenbads zu finden. "Es wird nicht anders gehen, als dass sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und miteinander reden." Nicht gutheißen könne er, wenn der Landkreis alleine Mehrkosten schultern würde, auch die mitplanenden Gemeinden und Städte müssten dies tun. Martin Bachhuber, CSU-Fraktionssprecher im Kreistag, erklärt, es gebe bestehende Beschlüsse zum Bad-Neubau. Diese seien bindend. Die Höhe des Defizits überrasche ihn nicht. Bei den anstehenden Investitionen wie Schulsanierungen oder S-7-Verlängerung könne der Kreis nicht alles übernehmen.

Landrat Niedermaier ist sich in einem Punkt sicher: Werde das Projekt interkommunales Hallenbad sterben, werde der Druck auf den Landkreis wachsen, eine schulische Schwimmsportstätte zu bauen. "Dann kommt ein Krückenbad, das auch Verlust machen wird."

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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