Geretsried:Neue Unterkünfte für Obdachlose

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Geretsried richtet sechs Zimmer im Sozialgebäude an der Jeschkestraße ein. Denn der Bedarf ist zuletzt gestiegen - vor allem bei Älteren.

Bernhard Lohr

In Geretsried soll niemand auf der Straße stehen. Die Stadt baut das bereits bestehende Sozialgebäude an der Jeschkenstraße aus und schafft dort eine Obdachlosenunterkunft mit sechs Zimmern und einem Gemeinschaftsraum. Der Bedarf nach solchen Räumen wächst. Die Caritas-Wohnungslosenhilfe in Geretsried sieht sich mit einer zunehmenden Zahl von Fällen konfrontiert. Vor allem auch ältere Menschen sind stärker von Obdachlosigkeit bedroht, als noch vor einigen Jahren.

Unterkünfte für Obdachlose gab es in Geretsried auch in der Vergangenheit. Sie befanden sich über Jahre ebenfalls in dem Gebäude an der Jeschkenstraße, wurden aber geschlossen, weil die Zustände nicht mehr zumutbar waren. Der marode Bau aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts sollte abgerissen werden. Unter anderem mit Hilfe der Baugenossenschaft half die Stadt allen von Obdachlosigkeit bedrohten mit Ausweichquartieren auch so.

Doch dann wendete sich das Blatt. Die Stadt beschloss, das Sozialgebäude zu erhalten, die Tafel-Einrichtung zog mit ihrem Lager und der Ausgabestelle ein und der Integrationssportclub Edelweiß baute das gesamte Obergeschoss zu einem Trainingszentrum aus. Jetzt sollen auch die Obdachlosen dort wieder einen Platz bekommen. Die Caritas soll die Menschen unterstützen und sich dafür einsetzen, dass die Unterkunft keine Bleibe auf Dauer wird.

Claudia König-Heinle von der Wohnungslosenhilfe der Caritas in Geretsried sagt auf Anfrage, dass es in Geretsried natürlich niemanden gebe, der wie in München etwa auf der Straße lebe. Die Caritas arbeite eng mit dem Gericht und der Stadt zusammen, um früh von Menschen zu erfahren, die sich in einer Notlage befänden. Und in der Regel könne man, wenn etwa eine Zwangsräumung drohe, diese auch noch verhindern. Doch "oft ist einfach der Informationsfluss unterbrochen", sagt König-Heinle. Dann stehe eben doch der Gerichtsvollzieher vor der Tür. Zwangsräumungen sind aber trotzdem selten. König-Heinle weiß aus 2010 von einem Fall in Geretsried.

In den vergangenen Jahren erhielt dass Gebäude an der Jeschkenstraße bereits eine moderne Heizung, die Fenster wurden erneuert. Noch heuer sollen im linken Flügel im Hochparterre des Gebäudes neue Wände eingezogen werden, um sechs Zimmer mit jeweils rund zwölf Quadratmetern zu bekommen, wobei zwei oder drei Zimmer mit separatem Eingang abgetrennt werden können, damit auch eine Familie dort wohnen kann. 65 000 Euro investiert die Stadt dafür, für weitere 190 000 Euro sollen kommendes Jahr Fassade und Dach gedämmt werden, um auch energetisch das Sozialgebäude auf den neuesten Stand zu bringen.

Für Claudia König-Heinle ist die Obdachlosenunterkunft sowas wie ein "wichtiges Handwerkzeug", um in Zukunft effektiv arbeiten zu können. Sie beobachte, sagt sie, dass immer mehr ältere Menschen in die Beratungsstunden kämen. Es sei auch zu spüren, dass sich Familienstrukturen änderten und die Kinder oftmals nicht mehr in der Nähe der Eltern wohnten. Peter Grooten, Leiter der Geretsrieder-Wolfratshauser Tafel, die im Sozialgebäude Essen an Bedürftige ausgibt, sagte, die Not gerade unter älteren Menschen nehme zu.

© SZ vom 22.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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