Geretsried:Neuanfang bei Sieber erscheint möglich

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Am Mittwoch soll eine Begehung der Geretsrieder Großmetzgerei zeigen, ob die Produktion wieder denkbar ist.

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Wie es aussieht, könnte die Geretsrieder Firma Sieber den Betrieb in Kürze wieder aufnehmen: Der Amtsveterinär des Landratsamts, Anton Wurm, trifft sich am Mittwoch mit Vertretern der Regierung von Oberbayern, des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und Josef Hingerl, dem Insolvenzverwalter des Wurstproduzenten. Sieber hatte im Juni nach einem Listerien-Fund die Produktion und den Vertrieb einstellen müssen, 120 Mitarbeiter standen vor der Arbeitslosigkeit, es gab Ermittlungen, eine Razzia, ein Produktionsverbot - doch jetzt ist die Firma entschlossen, das Drama hinter sich zu lassen.

Die gefunden Listerien standen in Zusammenhang mit einer Erkrankungswelle in Süddeutschland mit 76 Patienten und acht Toten. Ein neues Listerien-Sicherheitskonzept soll künftig verhindern, dass die Produkte mit Bakterien in Berührung kommen. Dazu habe Sieber seine Produktionsräume umbauen lassen, sagt Veterinär Wurm, gemäß den Vorgaben des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Sieber sollte etwa eine Desinfektionsschleuse für Mitarbeiter installieren und sicher stellen, dass die Produkte auch über die Transportwagen nicht rekontaminiert werden können. Das Landesamt forderte zudem Veränderungen an der Lüftungsanlage.

Wurm will der Begehung am Mittwoch nicht vorgreifen, sagt, man sei "zuversichtlich", wolle aber erst einmal in der an der Böhmerwaldstraße in Geretsried gelegenen Firma "alle Punkte abarbeiten". Bereits am 8. August hatte es eine Begehung mit dem Insolvenzverwalter, dem Landratsamt, dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittel und der Regierung von Oberbayern gegeben. Damals jedoch ließen die Sicherheitsvorkehrungen Wurm zufolge noch stark zu wünschen übrig.

Etliche Hundert Tonnen Fleisch waren von den Listerien-Funden Ende Mai, Anfang Juni betroffen. Das Bakterium kann vor allem Kindern, Alten, Kranken und Schwangeren gefährlich werden, das Landratsamt veranlasste die größte Lebensmittelrückrufaktion seit sehr langer Zeit. Epidemie-Ermittler hatten schon vor dem Listerien-Fund Indizien zusammengetragen, die darauf hindeuteten, dass die Firma Sieber an der Krankheitswelle eine Mitschuld tragen könnte.

In den vergangenen vier Jahren sind mindestens acht Patienten in Süddeutschland an Listeriose gestorben. Als bei einer Stichprobe - betroffen war ein Wacholderwammerl, Lebensmittelkontrolleure aus dem Nürnberger Raum hatten es im März entdeckt - der Verdacht zur unappetitlichen Tatsache wurde, leitete die Staatsanwaltschaft München II ein Ermittlungsverfahren gegen die Großmetzgerei ein. Mit dem neuen Hygienekonzept will Sieber all dies hinter sich lassen - und den Neuanfang wagen.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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