Zweiter Einbruch:Nach einer Minute ist alles weg

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Offenbar holen die Täter beim zweiten Einbruch die Beute aus dem Elektromarkt, die sie beim ersten Mal zurücklassen mussten

Von Matthias Köpf, Geretsried

Genau um 2.42 Uhr brechen sie die Seitentür auf und dringen in den Elektromarkt ein. Die drei vermummten Männer wissen, wo sie suchen müssen. Diesmal ist die Vitrine mit den teuren Apple-Handys an der Reihe. Die handlichen Schachteln, jede enthält ein Smartphone für 800 bis 1000 Euro, befördern sie in aller Eile in die sackartige Tasche aus Kunststoff-Gewebe, und dann raus. Als um 2.44 die Polizei eintrifft, sind die Männer schon seit einer Minute weg.

Thomas Purmann hat sich die einminütige Sequenz inzwischen viele Male angesehen, das erste Mal gleich nach der Tat und noch von zu Hause aus. Denn der Inhaber des Isartaler Elektromarkts in Geretsried kann von seinem Mobiltelefon aus auf die Überwachungskameras im Landen zugreifen. In der Nacht zum Sonntag hat er nach eigenen Worten erst an einen Fehlalarm geglaubt, vielleicht wegen der improvisierten Reparatur des Haupteingangs. Doch als er dann am Handy ein bisschen zurückspult hatte, da sah er es wieder. Genau wie drei Nächte zuvor.

Der Eingang soll künftig mit einem Poller geschützt werden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Da, in der Nacht auf Donnerstag, hatten drei Männer den Haupteingang mit einem Auto aufgerammt, das zehn Minuten später auf dem Wolfratshauser Lidl-Parkplatz in Flammen aufging. Mindestens fünf Mal hatten sie rückwärts gegen die Glastür und das Rolltor rammen müssen, ehe sie darunter durchschlüpfen konnten, sagt Purmann. Danach fehlten aus zwei eingeschlagenen Vitrinen die hochpreisigen Apple-Tablets und Samsung-Mobiltelefone. Die Vitrine mit den ebenfalls teuren Apple-Handys blieb unangetastet - womöglich weil die Männer von einem Hausbewohner gestört wurden, der aus der obersten Etage einen Blumenkasten herunter warf.

Jetzt sind die Apple-Telefone, eine Handvoll Apple-Uhren und die restliche Samsung-Ware auch weg, sagt Thomas Purmann. Den Wert der Beute aus beiden Nächten zusammen schätzt er vorerst auf 70 000 Euro. So richtig durchgezählt und zusammengerechnet war das alles am Montagvormittag noch gar nicht. Die Polizei habe aber bereits alle Seriennummern der gestohlenen Geräte, sagt Purmann und zeigt sich erleichtert, dass er nach dem Einbruch vom Donnerstag noch nichts nachbestellt hatte. Das wollte er nun noch am Montag tun, aber vorsichtshalber nicht mehr so viel auf einmal.

Thomas Purmann vom Isartaler Elektromarkt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ihm drängt sich der Verdacht auf, dass auch die Einbrecher auf Bestellung gearbeitet haben. "Zweimal hintereinander, das ist schon dreist," sagt er. Mit dem Einbruch im Jahr 2013 seien das jetzt drei in zwei Jahren - nachdem vorher 40 Jahre lang nichts passiert war. Die Sicherheitstechnik sei jedenfalls auf dem neuesten Stand, sagt Purmann. Das hätten ihm die Spezialisten seiner Versicherung bestätigt, die ihm den Schaden wird ersetzen müssen. Trotzdem denkt er daran, vor dem Haupteingang eine Poller aufstellen zu lassen, wie es viele Kollegen getan hätten - ein Aufbruch per Auto komme in Deutschland alle paar Wochen vor.

Das bestätigt die Polizei. Sie hat die Täter nicht fassen können, obwohl sie laut Purmann nach dem Alarm in beiden Nächten außerordentlich schnell zur Stelle war, weil zufällig Streifanwagen ganz in der Nähe unterwegs gewesen seien. Die Polizei selbst hält sich mit solchen Details zurück. Ihre Spezialisten scannen jetzt die Aufnahmen der Überwachungskameras aus den vergangenen Wochen und vergleichen sie mit denen von anderen Einbrüchen, um darauf vielleicht einen Kundschafter der Einbrecher-Bande ausmachen zu können. Außerdem setzt die Kripo darauf, dass irgendwo ein Beutestück auftaucht, dass die Einbrecher bei einer anderen Tat einen Fehler machen oder dass sie den Schleierfahndern im Grenzgebiet ins Netz gehen. Dann lasse sich oft auch ein anderer Einbruch nachweisen, heißt es aus dem Rosenheimer Polizeipräsidium. Der Einbruch im Isartaler Elektromarkt 2013 etwa wurde nach einer Personenkontrolle im Raum Passau aufgeklärt. Purmann hofft unterdessen, dass die Bande bei ihm nun endlich genug erbeutet hat. "Mir reicht's jetzt auch, irgendwann ist Schluss."

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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