Geretsried:Mit Coaches zum Quali

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Der Verein Arbeit für Jugend hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich und hadert dennoch mit den Abbrechern und mit seinen Finanzen

Von Martin Brjatschak, Geretsried

Egal ob Studium, Fachhochschule oder Ausbildung - in den aller meisten Fällen brauchen junge Menschen einen Abschluss, um ihren beruflichen Weg nach der Schule zu beschreiten. Doch nicht jeder schafft dies aus eigener Kraft. Fehlende Motivation, Probleme zu Hause oder sonstige Ablenkungen wirken sich negativ auf die Noten aus. Der Verein Arbeit für Jugend versucht, dem entgegenzuwirken, indem er die gefährdeten Schüler "coacht", also diese betreut, berät und ihnen hilft.

Bei der Mitgliederversammlung im Gasthof Geiger blickte Vereinsvorsitzender Horst Niegel auf das vergangene Jahr zurück. "Wir haben insgesamt eine sehr gute Arbeit geleistet", fasste Niegel das Schuljahr 2016/2017 zusammen. Die ehrenamtlichen Helfer hätten insgesamt 36 Schüler gecoacht. Dabei sei es ein "ausgeglichenes Verhältnis" von Mädchen und Jungen gewesen, 19 Schülerinnen und 17 Schüler. Ein "herausragendes Ergebnis" habe es in Königsdorf gegeben. Jeder habe dort den Quali geschafft, sagte der Vorsitzende. Aber: "Wir hatten eine ungünstige Situation, dass sieben Schüler abgebrochen haben", so Niegel. Die Erfolgsquote betrage somit 73 Prozent. Derzeit coachen die 43 Mitglieder 30 Schüler.

An den Mittelschulen in Wolfratshausen und Königsdorf fand darüberhinaus Mathematikunterricht statt. Ebenfalls angeboten wurde ein "Mathe-Crashkurs". In diesem konnten die Schüler den gesamten Quali-relevanten Stoff kurz vor der Prüfung wiederholen. Niegel zufolge wird es diesen Kurs in Wolfratshausen auch heuer geben. Ob ein solcher in Geretsried zustande komme, hinge von der Anzahl der Schüler ab.

Auch gibt es für Niegel dieses Jahr ein "besonderes Schmankerl". Um Altenpflegerin werden zu können, will eine 37-jährige Syrerin ihren Mittelschulabschluss nachholen. "Bin gespannt, wie es läuft", sagte der Vorsitzende.

Nach dem Jahresbericht diskutierten die Anwesenden über die Abbrecher und wie man deren Anzahl senken könnte. Schließlich verbrauchten auch diese die Arbeitskapazität der Helfer, erklärte ein Mitglied. Wenn die Jugendlichen beim Erstgespräch keine Motivation zeigten, "lasse ich es bleiben", entgegnete Niegel. Ihm zufolge müssten sich die Coaches zuerst auf die motivierten Schüler konzentrieren. Paul Gedig schlug eine Art Probezeit vor, denn etwa nach drei Stunden könne man einschätzen, ob der jeweilige Schüler ernsthaft mitmachen werde.

Finanziell sieht es für den Verein, wie Niegel es ausdrückte, "nicht ganz so rosig" aus. "Ich hoffe sehr auf unseren ersten Vorsitzenden, dass er paar Spenden holt", sagte Kassierin Karen Hellwig. Zu Beginn des vergangenen Jahres hätten die Reserven etwa 9000 Euro betragen, zum Jahreswechsel seien diese auf etwa 3300 Euro geschmolzen. Den Einnahmen von circa 11 500 Euro stünden Ausgabe in Höhe von ungefähr 18 000 Euro gegenüber. Niegel stellte fest, dass 85 Prozent davon für die externen Nachhilfeangebote ausgegeben werden. Denn "der Verein selbst braucht keinerlei Geld", sagte er. Jeder engagiere sich ehrenamtlich, lediglich Sachen wie Bücher oder der Betrieb der Webseite kämen als Ausgaben hinzu.

Bei der Wahl des Vorstands gab es keine Änderungen. Alle bisherigen Mitglieder wurden im Amt bestätigt. Somit werden Niegel und Hellwig für die kommenden zwei Jahre ihre Aufgaben beibehalten. Die Anwesenden bestätigten darüber hinaus auch die zweite Vereinsvorsitzende, Elisabeth Friedrich, wie ebenfalls "das weitere Vorstandsmitglied" Regina Maier, Schriftführer Hans Grasberger sowie die Kassenprüfer Anna Pröschl und Anette Radeke. Zum Schluss bedankte sich Niegel bei den Mitgliedern: "Ihr seid die, die den Verein am Leben erhalten." Er hoffe auf zwei positive Jahre.

© SZ vom 05.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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