Der schnelle Einbrecher dachte wohl, er könnte auf der steilen Böschung im Mühlthal seinen Verfolgern mühelos entkommen. Der 25-Jährige hat allerdings nicht mit dem Geretsrieder Polizei-Aspiranten Laurin Walter gerechnet, der als Praktikant in einem Starnberger Streifenwagen saß: Der 19-Jährige war Deutscher Jugendmeister im 400-Meter-Lauf und wusste am vergangenen Mittwoch, was zu tun ist. Er habe mit seinen Kollegen den Verdächtigen in etwa 150 Meter Entfernung erblickt und dann "intuitiv gehandelt", erzählt der Leichtathlet in Uniform. Er gab also Fersengeld und ließ den Vorsprung des flüchtigen Mannes gnadenlos schmelzen. Der schaute panisch immer öfter zurück - doch es half nichts, gegen den sprintstarken und hochgewachsenen Nachwuchspolizisten hatte er keine Chance.
"Nach zirka 700 Metern hatte ich ihn fast eingeholt, meine Kollegen waren 20 Sekunden hinter mir", berichtet Walter. Der mutmaßliche Einbrecher versteckte sich zwischen Büschen, wurde aber schnell entdeckt. Er gab auf und war völlig ausgepumpt, "fix und fertig", wie sich Walter an die Festnahme erinnert. Nach der Polizeiaktion in freier Natur trainierte er abends noch bei seinem Verein LG Stadtwerke München. Der Läufer ist erst seit kurzem bei der Bereitschaftspolizei Dachau und dort als "Polizeimeister-Anwärter" der Spitzensportfördergruppe zugeordnet. Sein Abitur hat Walter voriges Jahr am Isar-Sportgymnasium gemacht, um dann Sportwissenschaften zu studieren. Das sei ihm aber "zu theoretisch" erschienen - zudem habe ihn der Polizeiberuf gereizt, weil er "Bürger gerne schützen möchte". Ein weiteres Motiv sei für ihn gewesen, dass Freunde ebenso Polizisten werden wollen.
Als Held sieht sich Walter aber keineswegs. Er verfolgte den Einbrecher nicht auf eigene Faust, sondern abgestimmt mit den Kollegen. Der 19-Jährige war eben absolut der Schnellste, wen wundert's. Sein Coup gelang ihm am dritten und letzten Praktikumstag in der Starnberger Inspektion, als er gerade Streifenfahrten näher kennen lernen sollte. "Ich hätte ihn gerne länger behalten", sagt Starnbergs Polizeichef Bernd Matuschek, der den Einsatz des jungen Sprinters lobt. Der 19-Jährige sei "intelligent, aufgeweckt und interessiert" und passe zur Polizei. Matuschek hofft, dass Walter bei der nächsten und längeren Hospitanz wieder nach Starnberg komme.
Den harten Praxistest hat das Läufer-Ass mit Bravour gemeistert. Schon jetzt können sich ertappte Einbrecher oder Diebe warm anziehen, wenn sie auf den 400-Meter-Sprinter der Ordnungshüter treffen sollten.