Geretsried:Integration nicht nur für Flüchtlinge

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Rudi Mühlhans leitet den Trägerverein, der zur Jugendarbeit jetzt auch die Sozialarbeit im Namen trägt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit blickt auf 2015 zurück

Von Andreas Scheuerer, Geretsried

Die Flüchtlingskrise schlägt sich auch im Jahresrückblick des Trägervereins Jugend- und Sozialarbeit Geretsried für 2015 nieder. Geschäftsführer Rudi Mühlhans erklärt, bis zu 165 Neuankömmlinge hätten pro Tag an die Tür des Jugendzentrums "Saftladen" geklopft, das gegenüber der Turnhalle liegt, in der Asylsuchende untergebracht waren. Was der Verein leistet, zeigt sich inzwischen auch an seinem Namen der seit vergangenem Jahr den Zusatz "Sozialarbeit" trägt. Dennoch bleibe die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zentral, versichert Mühlhans.

Dies zeigt auch das Projekt "Geretsried einfach bunt", mit dem der Verein das Thema "Flucht und Asyl" in Schulklassen besprach. Es gehe darum, die Wahrnehmung der Heranwachsenden zu schärfen, Ängste und Vorurteile abzubauen und auch Fakten klar darzulegen - angepasst an die jeweiligen Klassenstufe, sagt Mühlhans.

Das Projekt "Integration aktiv" bietet Neuankömmlingen in Geretsried eine erste Anlaufstelle. Sie erfahren dort beispielsweise, wo der nächste Sprachkurs stattfindet. Das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderte Projekt bedachte aber bis zum 1. September 2015 lediglich Migranten und keine Flüchtlinge - wenig sinnig, wie Mühlhans findet. Er hat selbst einen jungen Flüchtling in seiner Familie aufgenommen. Mit dem Ende der Förderung ist das Projekt nun unabhängig und unterstützt auch Flüchtlinge.

Mit "Integration aktiv" gelang es dem Verein im vergangenen Jahr ebenso, das Projekt "LiteraTour nach Mittel- und Osteuropa" der Robert-Bosch-Stiftung nach Geretsried zu holen. Kinderbuchautoren aus Osteuropa begeisterten etwa 600 Kinder mit ihren Geschichten. Die "LiteraTour" soll Interesse für Sprache wecken und ist nach Mühlhans' Überzeugung in Geretsried mit seinen annähernd 100 Nationen bestens aufgehoben.

Besonders stolz ist man bei dem Trägerverein auf die mobile Jugendarbeit: Seit 20 Jahren sind die Mitarbeiter auf den Geretsrieder Straßen unterwegs. Hauptsächlich standen im Jahr 2015 Beratungen zu den Themen Drogenkonsum, familiäre und schulische Probleme und Asyl an. Durchschnittlich 50 Kontakte mit Jugendlichen pro Tag verzeichneten die Streetworker.

Derzeit sind in dem Verein zehn Hauptamtliche beschäftigt, dazu kommen Minijobber und ehrenamtliche Helfer. Die offene Jugendarbeit sei nur für wenige Sozialarbeiter das Wunschziel. Mühlhans: "Die meisten wollen die Welt retten und derzeit lieber direkte Flüchtlingshilfe leisten."

Seit diesem Jahr gibt es die Möglichkeit, Fördermitglied zu werden und so die Vereinsprojekte mit jährlich 50 Euro zu unterstützen. Zwölf Mitglieder haben sich angemeldet; Mühlhans sagt: "Mehr sind immer gut!"

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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