Geretsried:Inklusion unter zwei Dächern

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Magdalena Singer ist Leiterin einer Schule in zwei Häusern. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Mittelschule Geretsried erhält für ihre beiden Adressen Karl-Lederer- und Adalbert-Stifter-Haus 23 zusätzliche Lehrerstunden, um Kinder mit Förderbedarf besser zu unterrichten

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Mittelschule Geretsried wird, was sie im Ansatz bereits war: Inklusionsschule. Bisher hatte die mit rund 400 Schülern auf zwei Häuser verteilte Einrichtung bis zu 40 Kinder mit erhöhtem Förderbedarf. Für das kommende Schuljahr hat ihr das Kultausministerium förmlich das Profil "Inklusionsschule" verliehen. Dafür bekommt sie 23 zusätzliche Lehrerstunden, davon sind 13 Stunden für Fachpersonal vom Förderzentrum ausgewiesen. Das bedeutet, dass ein Sonderschullehrer die Lehrer an der Mittelschule unterstützt. "Ein ganz großer Gewinn", sagt Schulleiterin Magdalena Singer.

Auch Elternbeiratsvorsitzender Jörg Reiners zeigt sich zufrieden. Er nennt es "äußerst positiv", dass die Mittelschule Inklusionsschule wird. Benachteiligte Kinder dürften nicht ausgegrenzt werden. "Wir müssen die Leute mit in die Gemeinschaft hereinholen und nicht schon als Kinder isolieren." An Eltern, die befürchten, der Unterricht werde dadurch gestört, appelliert er, die Inklusionsschule "nicht als Hemmnis, sondern als Hilfe im Fortschreiten des Unterrichts" zu sehen. Zur Anzahl der Förderstunden in Geretsried sagt Reiners, mit Anfängen müsse man immer zufrieden sein - und darauf aufbauen. Er hat damit Erfahrung, denn unter seiner Ägide hat die Mittelschule erfolgreich für mehr Sekretärinnenstunden gekämpft.

Den Antrag, Inklusionsschule zu werden, hat das 45-köpfige Lehrerkollegium beschlossen, der Elternbeirat hat zugestimmt. Man habe das ausführlich diskutiert, sagt die Schulleiterin. Geretsried ist nach der Grundschule Münsing die zweite Schule im Landkreis, die förmlich inkludiert. Ihr Haus sei damit natürlich auch offen als Anschlussschule für Münsinger, sagt Singer. "Aber der Inklusionsgedanke ist ja eigentlich: Die Schüller sollen das Recht haben, dort inkludiert zu werden, wo sie wohnen." Und in Geretsried gebe es durchaus noch Förderbedarf.

Körperbehinderte Kinder besuchen die Mittelschule bisher nicht, sie ist aber rollstuhlgerecht ausgestattet. Kinder, die inkludiert werden sollen, können nach Singers Aussage entweder einen - womöglich nur auf zwei, drei Jahre begrenzten - Förderbedarf im Lernen haben; sie können Einschränken der Sinnesorgane haben oder einen Förderbedarf im Verhalten, auch medizinisch begründet. Der typische Fall ist die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS).

Die Geretsrieder Schulleiterin räumt ein, es sei nicht ganz günstig, dass die zusätzlichen Lehrerstunden auf zwei Schulhäuser zu verteilen sind. Die Mittelschule Geretsried wurde vor fünf Jahren aus der Karl-Lederer- und der Adalbert-Stifter-Schule gebildet; beide Adressen blieben erhalten. Anfangs hatte es große personelle Probleme gegeben, da je eine Rektoren- und Konrektoren- und eine Sekretärinnenstelle entfallen waren. Schulleiterin Eva-Maria Hörmann ließ sich nach drei Jahren Doppelbelastung, in denen sie zeitweise selbst das Sekretariat übernommen hatte, versetzen. Nachfolgerin Magdalena Singer wusste, worauf sie sich einließ, als sie die Leitung vor zwei Jahren übernahm. Es sei eine Herausforderung, die sie heute noch als reizvoll empfinde, sagt sie. Inzwischen hat auch jedes der beiden Schulhäuser eine Sekretärin. Allerdings wird in der Stadtpolitik mittlerweile erwogen, die Adressen wieder zu trennen. Offen ist auch die nötige millionenschwere Sanierung der 1972 errichteten Adalbert-Stifter-Schule.

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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