Geretsried:Hospizverein braucht neue Leitung

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Barbara Mehlich (re.) hat den Christophorus-Hospizverein vier Jahre lang geführt; in der Mitgliederversammlung kündigte sie ihren Rückzug an. (Foto: Pöstges)

Vorstandswahl mangels Kandidaten vertagt. Die Aufgaben haben stark zugenommen

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Der Christophorus-Hospizverein Bad Tölz-Wolfratshausen hat seit Dienstagabend nur noch einen kommissarischen Vorstand: Vorsitzende Barbara Mehlich, ihr Stellvertreter Bernhard Pletschacher, Schatzmeisterin Mechthild Felsch und Schriftführern Frauke Baumgarten sind bei der Mitgliederversammlung nicht mehr zur Neuwahl angetreten. Weil es noch keine Nachfolger gab, mussten die Wahlen verschoben werden. Der Vorstand muss noch so lange im Amt bleiben, bis neue Kandidaten gefunden worden sind, so schreibt es die Satzung vor.

"Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, wir sind nicht führerlos", sagte Alfred von Hofacker, langjähriges Mitglied und Jurist, der den rund 20 Teilnehmern der Mitgliederversammlung die Lage erläuterte und dabei auf betroffenes Schweigen stieß. Man habe bereits vor der Versammlung nach neuen Kandidaten gesucht, selbst unter Nicht-Mitgliedern - obwohl sich der Vorstand eigentlich aus dem Kern der Mitglieder zusammensetzen sollte, wie von Hofacker betonte. Wie lange dieser Schwebezustand anhalten werde, konnte der Jurist nicht konkretisieren: "So lange, bis ein Nachfolger gefunden worden ist." Ungewöhnlich sei es nicht, dass so etwas passiere, sagte von Hofacker. In den heutigen Zeiten sei es immer schwierig, ehrenamtliche Ämter zu besetzten, "selbst beim Kaninchenzüchterverein".

Mehlich hatte den Verein vier Jahre lang geleitet, jetzt wolle sie wieder mehr Zeit haben für ihre Familie, sagte von Hofacker in seiner Laudatio. Dem Verein werde sie in beratender Funktion erhalten bleiben. Ihre große Stärke sei der Umgang mit Menschen gewesen, eine Fähigkeit, die sie sich als Seelsorgerin im Wolfratshauser Krankenhaus erworben habe. Den Vorsitz des Vereins, eine schwierige und dynamische Aufgabe, habe sie 2012 als "Außeneinsteigerin" übernommen, sagte von Hofacker. Da der Verein und die Herausforderungen der Hospizarbeit in den vergangenen vier Jahren ständig gewachsen seien, wollte man die Arbeit künftig nicht mehr auf nur vier Schultern verteilen, sondern zusätzlich einen Beirat installieren, sagte von Hofacker. Wie genau der aussehen und welche Aufgaben er übernehmen werde, soll in den kommenden Wochen intern beraten werden. Er soll dann gemeinsam mit dem Vorstand gewählt werden.

Die 42 ehrenamtlichen Hospizbegleiter des Vereins kümmerten sich im vergangenen Jahr um 65 sterbenskranke Menschen - "ein sehr starker Anstieg", denn 2014 seien es nur 44 Begleitungen gewesen, sagte Karin Stadler, Einsatzleiterin des Palliative Care Teams. Den Grund dafür sehe sie in der starken Präsenz der Themen Hospiz und Palliativversorgung in den Medien, außerdem gebe es inzwischen zahlreiche Zuweisungen durch den 2015 gegründeten Opal-Dienst. In 35 Fällen waren die Hospizbegleiter auf der Palliativstation der Wolfratshauser Klinik im Einsatz.

Das Opal-Team - kurz für: Oberland Hospiz- und Palliativversorgung GmbH - bietet eine ambulante Versorgung sterbender Menschen an, um diesen einen Tod in würdiger und vertrauter Umgebung zu ermöglichen. Die gemeinnützige Gesellschaft wird vom Christophorus-Hospizverein, der Kreisklinik Wolfratshausen, dem Hospizkreis Miesbach und dem Krankenhaus Agatharied getragen und hat in ihrem Gründungsjahr bereits 120 Patienten versorgt. Im Jahr 2016 soll sich die Zahl knapp verdoppeln. Gut 35 Prozent aller betreuten Patienten werden den Hospizvereinen zugewiesen, sagte der stellvertretende Vorsitzende Pletschacher.

Die Einnahmen des Vereins sind derweil gestiegen: 92 000 Euro hat er 2015 eingenommen, 9000 Euro mehr als im Vorjahr. Mit 50 400 Euro wurden genau 6000 Euro mehr Fördergelder auf das Konto des Vereins eingezahlt - weil sich erstmals auch die privaten Krankenkassen beteiligen. Der Hospizverein hatte zum 1. April dieses Jahres 283 Mitglieder, darunter 222 Frauen.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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