Geretsried hofft aufs Lorenz-Areal:"Nichts im Bau"

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Die Baugenossenschaft wird der Wohnungsnot akut nicht Herr

Von Wolfgang Schäl, Geretsried

Fast wirkt es unfreiwillig komisch, wenn die Geretsrieder Baugenossenschaft (BG) in ihrem Jahresbericht für 2016 feststellt, sie habe "langfristig gute Vermietungschancen" auf dem Wohnungsmarkt - im Klartext bedeutet dies: Sie kann all jenen, die verzweifelt um eine erschwingliche Unterkunft in Geretsried ringen, keine einzige Behausung anbieten. Dies räumt das Unternehmen denn auch ein: Die vollständige Belegung der 2228 Wohnungen, die von der BG verwaltet werden, führe "auch zu wachsenden Problemen für Wohnungssuchende, insbesondere solche mit geringem Einkommen".

Bei ihrer Vertreterversammlung im gut gefüllten Ratsstubensaal nahmen die Baugenossen die Ausführungen des Aufsichtsratsvorsitzenden Ulrich Schölderle und des Geschäftsführers Wolfgang Selig in diesem Punkt schweigend zur Kenntnis, Wortmeldungen gab es aber auch beim turnusmäßigen Stühlerücken auf der Führungsebene nicht. Bemerkenswert ist dabei vor allem der Rückzug von SPD-Stadtrat Walter Büttner, der 31 Jahre lang in führender Funktion bei der BG mitgearbeitet hat. Mit 71 Jahren hat er die Altersgrenze überschritten und wurde mit Lobesworten und einer Ehrennadel, die ihm Tobias Straubinger vom Verband der Wohnungswirtschaft überreichte, aus dem Vorstand verabschiedet. Die Zusammenarbeit zwischen den Delegierten, dem Aufsichtsrat und dem Vorstand sei immer "kritisch, aber konstruktiv" gewesen, stellte Büttner fest. Seine Zukunftshoffnungen richtete er auf die Gestaltung der "Neuen Mitte" am Karl-Lederer-Platz, ein Projekt, an dem auch die BG beteiligt ist.

In den Aufsichtsrat wiedergewählt wurden Jens Becker-Platen, Rainer Kopnicky und der Vorsitzende Ulrich Schölderle; neu sind Kerstin Halba und Barbara Henkel. Sie ersetzen Hans Schmid und die im Dezember vergangenen Jahres überraschend verstorbene Elfriede Wachtmann. Schmid, bislang stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, rückte für Büttner in den Vorstand nach, dem noch Wolfgang Hergeth, Günter Stowasser und, als Geschäftsführer, Wolfgang Selig angehören. Dem ehemaligen Bürgermeister Schmid wurde bescheinigt, dass er als langjähriger Liegenschaftsverwalter im Rathaus über ausgezeichnete Ortskenntnisse verfüge.

Wie schwierig es derzeit ist, Wohnbaupläne umzusetzen, erläuterte Selig in seinem Bericht. 2016 seien nur 27 öffentlich geförderte, barrierefreie Wohnungen im Bereich Richard-Wagner-Straße/Schubertweg bezogen worden, ansonsten sei "nichts im Bau". Einiges befinde sich zumindest in der Planung, so an der Egerlandstraße 58 bis 74, wo nach dem Wunsch der BG die alten Gebäude durch höhere, fünf- bis sechsstöckige Wohnkomplexe ersetzt werden sollen. Dem schriftlichen Bericht zufolge könnten an der Egerlandstraße 90 Wohnungen samt Tiefgarage errichtet werden, wofür allerdings zuerst Ersatz für die Bewohner der bestehenden Häuser geschaffen werden müsste. Daher stehe das Projekt Egerlandstraße im Zusammenhang mit der Erschließung des ehemaligen Lorenz-Areals. Am Berliner Weg wurden laut Bericht 106 Wohnungen mit einem Kostenaufwand von acht Millionen Euro saniert. Dies sei trotz mitunter aufwendiger Umquartierung von Mietern sozial verträglich geschehen. Enttäuschend ist es nach Seligs Worten, dass auch die zweite Geothermiebohrung in Gelting erfolglos blieb. Die daraus resultierenden Probleme für Geretsried werde man aber "hinbekommen".

Schölderle betonte, er halte sich als Aufsichtsratsvorsitzender aus dem operativen Geschäft heraus, nehme aber ohne Stimmrecht an den Vorstandssitzungen teil. Dies habe sich bewährt. Dass die BG sich seit mehr als 20 Jahren für den sozialen Wohnungsbau einsetze, erfülle ihn mit großem Stolz.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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