Geretsried:"Grüner geht's nicht"

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Das Geltinger Bauunternehmen Vorholz-Hawran errichtet im Gewerbegebiet das erste vierstöckige Gebäude im Landkreis, das fast ausschließlich aus Holz besteht

Von Benjamin Engel, Geretsried

Green City L23: Damit setzt die Holzbau Vorholz Hawran GmbH neue Maßstäbe. Unter diesem Namen errichtet das Unternehmen im Geltinger Gewerbegebiet einen Gewerbepark mit vier Holzbauten, darunter das erste viergeschossige Holzhaus im Landkreis. Wände, Decken und das gesamte Trägersystem bestehen aus dem nachwachsenden Rohstoff. Auch der 30 Tonnen schwere Aufzugsschacht ist aus Holz. Architekt Tilmann Vorholz, der das Unternehmen gemeinsam mit Georg Hawran leitet, sieht das Vorhaben als Referenzprojekt, um zu zeigen, was mit dem Baustoff Holz zu schaffen ist.

Den Namen Green City L23 für den 7500 Quadratmeter großen Gewerbepark erklärt Vorholz so: Holz sei ein nachwachsender Rohstoff. Das Gebäude sei so energieeffizient gedämmt, dass sie sich mit einer auf ein normales Einfamilienhaus dimensionierten Heizung begnügen konnten. "Grüner geht es nicht mehr." Die Farbe wird sich auch in der Fassade des Vier-Geschossers widerspiegeln, die sich mit ihren grünen Holzpaneelen von den übrigen Gewerbebauten in Gelting abheben wird. L23 steht für den Standort: Lauterbachstraße 23. Im Mai soll das Haus bezugsfertig sein. Ein Gewerbebetrieb wird darin sein Büro, eine Manufaktur, Lagerflächen und Betriebswohnungen einrichten.

Bis vor wenigen Jahren verhinderten strenge Brandschutzvorschriften mehrgeschossige Häuser aus Holz. Mit dem jüngsten Boom des Naturmaterials entwickelten Architekten und Wissenschaftler jedoch praktikable Lösungen. Zum Schutz sind die Innenwände und Decken des Gebäudes laut Vorholz etwa mit Gipsfaserplatten verkleidet, die einem Brand länger standhalten.

Besonders robust ist das Trägersystem aus Buchenfurnierschichtholz. Das neu entwickelte Produkt halte Belastungen genauso wie Stahl aus, sagt Vorholz. Aus seiner Sicht hat der Baustoff Holz viele Vorteile. Jede Sekunde wachse in Bayern ein Kubikmeter Holz nach. Holz entziehe der Atmosphäre Kohlendioxid und speichere es als Kohlenstoff. Zudem könne das Naturmaterial recycelt werden.

"Green City L 23": Das englische Wort für Grün erklärt sich von allein, die Buchstaben-Zahlen-Kombination steht für Lauterbachstraße 23. (Foto: Hartmut Pöstges)

Vorholz und Hawran hatten die Idee, einen Mehrgeschosser aus Holz zu bauen schon vor vier Jahren. Da sie keinen Bauherrn fanden, finanzierten sie das jetzige Vorhaben selbst. Es sei wichtig, innovativ zu bleiben, sagt Vorholz. Vor 15 Jahren hätten sie ihren Betrieb gegründet. Anfangs hätten viele ihre Pläne, Passiv- und Niedrigenergiehäuser aus Holz zu bauen, belächelt. Das sei längst passé. Jetzt gelte es, nicht den Anschluss zu verlieren. Denn in Australien, Kanada und Vorarlberg würden bereits Holzhäuser mit zehn und mehr Stockwerken realisiert, sagt Vorholz.

Die Gründungsarbeiten für die Green City in Gelting begannen im Mai 2014. Aus Sicherheits- und Nützlichkeitserwägungen galt es, kleine Kompromisse einzugehen. So ist die Tiefgarage mit 20 Stellplätzen im Untergeschoss aus Beton aufgebaut. Das Treppenhaus besteht ebenfalls aus Betonelementen. Für einen Gewerbebetrieb sei dieses Material widerstandsfähiger, sagt Vorholz. Während der Untergrundarbeiten wurden die Holzelemente für Decken und Wände vorgefertigt. Die bis zu 13 Meter langen Holzelemente ließen sich wie Legosteine zusammenfügen, schneller als im Massivholzbau und witterungsunabhängig.

Südlich des Neubaus stehen zwei kleinere Holzhäuser, in die eine Schreinerei und eine Kunstdruckerei einziehen. Zudem entsteht noch heuer eine zweite Produktionshalle von Vorholz Hawran.

© SZ vom 17.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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