Geretsried:Grüne wollen jünger werden

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Wollen den bundesweiten Trend nutzen: Kreisrätin Barbara Schwendner, Sprecher Alexander Müllejans und Beisitzerin Diana Hesse (von links). (Foto: Hartmut Pöstges)

Bei der Öko-Partei hat im Landkreis momentan noch vornehmlich die Generation Ü40 das Sagen - doch das soll sich ändern

Von Julie Heiland, Geretsried

Eigentlich gehört die Blume aufs Feld und nicht in die Hand. Aber was soll man machen, wenn es gerade halt so gut läuft. "Es freut mich, so viele neue Gesichter begrüßen zu dürfen", eröffnet Alexander Müllejans, Sprecher der Kreis-Grünen, deshalb die Versammlung. Und wie es bei der Öko-Partei üblich ist, werden die neuen Mitglieder logogetreu mit einer Sonnenblume willkommen geheißen. Unter den neuen Gesichtern ist ein junger Mann. Der Druck auf seinem T-Shirt sagt: "Die Welt im Blick".

Etwa vierzig Mitglieder kamen jüngst in den Geretsrieder Ratsstuben zusammen, um über den derzeitigen Aufwind und die Zukunft der Partei im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zu sprechen. Der hat momentan 157 Mitglieder. "Inzwischen haben wir in jedem Ortsverband eine Stärke erreicht, die beachtlich ist, und dank der gute Arbeit geleistet werden kann", freut sich der Landtagsabgeordnete Hans Urban aus Eurasburg. Und Arbeit gibt es reichlich. Schwerpunkte sind: Inklusion, Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, Energie- und Verkehrswende, sozialer Wohnraum, Chancengleichheit sowie das Gesundheitswesen.

"Es gibt so viel zu tun", betont Barbara Schwendner, Kreisvorsitzende und Kreisrätin. Gerne würde sie mehr Frauen in der politischen Arbeit sehen, die ihre weibliche Sichtweise einbringen. "Die Räte in den Gemeinden werden zu etwa achtzig, neunzig Prozent von Männern dominiert", sagt sie. "Außerdem brauchen wir mehr junge Leute, die Kraft und Energie haben und anschieben." Müllejans schließt sich dem an. Sein Ziel ist eine gleichmäßige Altersmischung im Vorstand. "Aktuell sind die Vorstandsmitglieder zwischen vierzig und sechzig."

Anders als die Landesgrünen, bei denen zwei noch recht junge Politiker die Aushängeschilder sind, Katharina Schulze und Ludwig Hartmann, könnte der grüne Kreisverband in Bad Tölz-Wolfratshausen also noch eine Frischzellenkur vertragen. Zumal die Grünen, sollte der Erfolg weiter anhalten, auch für die Kommunalwahl im kommenden Jahr auf ihren Listen noch einige junge Kandidaten brauchen können, um in der Wählergunst nicht wieder zu sinken.

Von einem "eingeschlafenen grünen Kreisverband" spricht etwa Jakob Koch - wenn auch auf charmant-provokante Weise. Koch ist 20 Jahre alt, Lehramtsstudent, Sohn des Dritten Landrats Klaus Koch und Vorstandsmitglied der "Grünen Jugend". In Shorts und lässigem Shirt berichtet er, dass auch die Jugend auf der grünen Erfolgswelle mitschwimme. Seit der Gründung vor vier Jahren sei die Mitgliederzahl von zehn auf sechsunddreißig gestiegen. Das Ziel der Jugend: Das Leben in der Region soll auch weiterhin lebenswert bleiben.

Die Jungen setzen sich für bezahlbaren Wohnraum ein und für eine Verbesserung der "katastrophalen Nahverkehrslage" im Landkreis. So war im Frühjahr 2018 der Ausbau der Buslinie 379 zwischen Bad Tölz, Wolfratshausen und Geretsried dem Einsatz der "Grünen Jugend" zu verdanken. Hans Urban lobt dieses Engagement und fährt fort: "Wir müssen das Bild des verstaubten Sechzigsitzers loswerden. Die Mobilitätswende - das ist der Siebensitzer, Carsharing und Digitalisierung."

Gemeinsam mit Urban engagiert sich der ökologische Nachwuchs aktuell beim "Stadtradeln" als Team "Grüner Antrieb". Über mehr gemeinsame Aktionen würde man sich freuen, betont Müllejans, und verspricht die "Grüne Jugend" zu unterstützen. Jakob Koch jedenfalls ist motiviert: "Bei uns engagieren sich viele sehr coole Leute, und es macht Spaß, gemeinsam etwas zu verändern."

© SZ vom 01.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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