Geretsried:Gelungener Neustart

Lesezeit: 2 min

Kulturherbst auch im Saftladen: 150 Leute haben bei der "Young Music Night" im Jugendzentrum gefeiert, wo sich die neue Hausband "Anchor of Descendants" mit Hard- und Metalcore vorstellte. Das weitere Programm gestalteten die Coverband "Gaudibox" und Armin Münch, alias "DJ Trigger Finger & MC Caso Live", der vor zehn Jahren im Saftladen Zivildienst leistete und mittlerweile beim Radiosender "Energy" arbeitet. (Foto: Hartmut Pöstges)

Kulturherbst 2018: Während die Festivalleiter Günter Wagner und Ingrid Hammerschmied noch über den Zahlen brüten, zieht Bürgermeister Michael Müller bereits eine erste Bilanz. Sie fällt "rundum positiv" aus

Von Stephanie Schwaderer, Geretsried

Um eines dürfte Günter Wagner die Landsmannschaften, die heuer beim Geretsrieder Kulturherbst das Essen gestellt haben, beneiden: Sie hatten jeden Abend ausverkauftes Haus. "Bis zum Ende der Pause war immer alles restlos abgeräumt", sagt der Festivalleiter. Im Kulturzelt hingegen blieben die Ränge an einigen Abenden dünn besetzt. Die Stadt hatte für das zehntägige Kulturspektakel ein Budget in Höhe von 300 000 Euro genehmigt - unter der Maßgabe, dass maximal 80 000 Euro Defizit entstehen. Ob es dabei bleiben wird, sei noch nicht absehbar, sagt Wagner. Was die Stimmung und die Rückmeldungen seitens der Besucher betreffe, fällt sein Fazit aber eindeutig aus: "Sehr gelungen!"

Als Publikumsmagneten haben sich Claus von Wagner, Helmut Schleich, Konstantin Wecker, Willi Astor und Mnozil Brass bewährt. Unter der Woche sei der Kartenverkauf jedoch hinter den Erwartungen zurückgeblieben, sagt Wagner. Vor allem beim Theater "The Lehmann Brothers" hätte er sich deutlich mehr Gäste gewünscht. "Ich hatte erwartet, dass der Titel zieht", sagt er. "Aber einige Leute dachten offenbar, die Lehmann Brothers seien eine Band." Nur 116 Gäste verfolgten das Stück des a.gon Theaters München um den Aufstieg und Fall einer Dynastie. Die aber seien konzentriert bei der Sache gewesen.

"Natürlich könnte man sich einen solchen Abend als Privater nie leisten", räumt Wagner ein. Grundsätzlich sei zu überlegen, ob man das bisherige Konzept beibehalten oder künftig nur noch auf Namen setzen wolle, die ein volles Zelt garantierten. Zugleich gibt er zu bedenken, dass er und seine Mitstreiter - allen voran Ingrid Hammerschmied und der Kulturverein Isar-Loisach (KIL) - nicht die besten Ausgangsbedingungen hatten. Nach der Kulturherbst-Pleite vor zwei Jahren, die ein externer Veranstalter zu verantworten hatte, hätten sie heuer "wieder bei Null" angefangen. "Wir müssen erst wieder den Namen und Vertrauen aufbauen." Viele Leute seien 2016 auf wertlosen Eintrittskarten sitzen geblieben. Alle die heuer auf das Festgelände an der Jahnstraße gekommen sind, dürften den Kulturherbst in guter Erinnerung behalten. "Super war's", resümiert Ingrid Hammerschmied, die unter anderem den Kunsthandwerkermarkt und die Gastronomie koordiniert hat. "Unsere Erwartungen wurden übertroffen." Viele Nachtschwärmer hätten das stimmungsvolle Marktgelände als Treffpunkt angenommen. "Sogar ein Stammtisch hat sich etabliert." Auch nach den Kulturveranstaltungen seien viele Gäste noch auf ein Glas Wein an den Feuertonnen stehen geblieben. "Da war natürlich auch das Wetter auf unserer Seite", sagt Hammerschmied. Die Kunsthandwerker, die an den Wochenenden bereits um zehn Uhr ihre Buden öffneten, seien ebenfalls zufrieden. "Da war richtig etwas los." In ein paar Tagen will sie Kassensturz machen.

Das Fazit von Bürgermeister Michael Müller (CSU) fällt "rundum positiv" aus. "Unser Geretsrieder Kulturherbst war auch dieses Jahr ein großartiges Ereignis - für uns als Geretsrieder ebenso wie für die vielen Besucher unserer Stadt; wir spüren, dass wir durch ihn überregional als Kulturstandort wahrgenommen werden." Das Programm, ob im Kulturzelt oder an den anderen Veranstaltungsorten, sei außergewöhnlich gewesen. "Mir persönlich hat vor allem auch der Kunsthandwerkermarkt am Festgelände sehr gut gefallen", sagt Müller, der an fast jedem Abend im Kulturzelt anzutreffen war.

Müller dankt Wagner, Hammerschmied und KIL für ihren Einsatz und ihre Leidenschaft. "Wir sind als Stadt wirklich stolz darauf, Kulturveranstaltungen in dieser Größenordnung auf die Beine stellen zu können." Er werde dem Stadtrat empfehlen, "den Geretsrieder Kulturherbst auch in Zukunft mit aller Kraft zu unterstützten". Die Festivalleiter legen ihre Bilanz am 13. November dem Kulturausschuss vor.

© SZ vom 17.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: