Geretsried:Ganz gezielt ausgesucht

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Literatur-Vehikel: Bernd, Sarah (am Lenker) und Silvia Ulbrich (sitzend) mit Tine Griesbach und dem hauseigenen Bücher-Fahrrad. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Sarah Ulbrich hält die Nähe zum Kunden für eins der Qualitätsmerkmale eigenständiger Buchhändler

Von Felicitas Amler, Geretsried

Es gibt Kunden, die kennt Sarah Ulbrich von klein auf; sie weiß, ob sie gern Krimis oder Biografien lesen, und kann ihnen individuelle Buchtipps geben. Die Juniorchefin der Buchhandlung Ulbrich ist mit dem Laden, den ihre Eltern Silvia und Bernd Ulbrich 1973 in Geretsried gegründet haben, groß geworden. Diese Nähe zu den Kunden, das Wissen um deren Vorlieben, ist nach Ansicht der gelernten Fachwirtin des Buchhandels ein entscheidender Vorteil inhabergeführter Geschäfte gegenüber dem großen Konkurrenten Internet. Im Übrigen hat die 38-Jährige noch zwei Erfolgsrezepte: "Lesen, lesen, lesen!" und eine ausgeprägte Freude im Umgang mit Menschen.

Zur Inventur hat die Buchhandlung Ulbrich gewöhnlich einen Bestand im Wert von rund 120 000 Euro. Der Laden am Karl-Lederer-Platz ist 140 Quadratmeter groß, hat durch seine Gliederung reichlich Regalfläche und fünf Schaufenster; ungewöhnlich viel für einen Buchladen, sagt Ulbrich. Viel Arbeit ist das auch - jedenfalls wenn man diese Fenster alle vier Wochen neu dekoriert und dafür selbst bastelt, Buchseiten in Form von Herbstlaub ausschneidet oder Weihnachtskugeln umgestaltet. Genauso viel Mühe geben sich Mutter und Tochter Ulbrich sowie die einzige Mitarbeiterin Tine Griesbeck mit dem Sortiment: "Wir kaufen ein, und zwar das, wovon wir überzeugt sind und das, wovon wir wissen, dass wir es benötigen werden", sagt die Juniorchefin. "Wir bekommen nichts von einem Zentraleinkauf zugeteilt, wie bei Filialisten üblich." Lange vor dem Erscheinen setzten sie sich ausgiebig mit den angekündigten Büchern auseinander, läsen einiges vorab und bestellten gezielt bei den Verlagsvertretern. Sie selbst lese im Schnitt jede Woche ein bis zwei Bücher, sagt Sarah Ulbrich.

Sehr intensiv betreiben die Ulbrichs Leseförderung. Sie arbeiten mit den örtlichen Kindergärten und Schulen zusammen, bieten "Lesetüten" und "Lesekoffer" an und gestalten Bücher-Ausstellungen in den Einrichtungen - ein erheblicher Aufwand, die Bücher müssen ausgesucht werden, angeliefert, gestalterisch aufgebaut und wieder abgebaut. Sarah Ulbrich ist regelmäßig in der Jury der Vorlesewettbewerbe an Realschule und Gymnasium. Auch am Schreibwettbewerb zur Woche der Unabhängigen Buchhändler WUB beteiligt sich die Buchhandlung, Thema: die Baustelle am Karl-Lederer-Platz. Der zweite Termin anlässlich der WUB ist Freitag, 10. November von 19.30 Uhr an die Vorstellung der Lieblingsbücher 2017.

Kinder kommen auf Nachtwanderungen in die Buchhandlung, wo die Juniorchefin ihnen eine Gute-Nacht-Geschichte vorliest. Einmal hat eine Gruppe aus dem Haus für Kinder der Caritas ein Schaufenster mit Motiven der literarischen Maus Frederick gestaltet und damit einen Verlagspreis gewonnen. Zudem gibt es Testleser im Alter zwischen zehn und 15, die Leseexemplare vorab bekommen und beurteilen. "Leseförderung ist uns einfach wichtig", sagt Sarah Ulbrich, Mutter zweier Jungen im Alter von sieben und acht Jahren. "Das sind die Kunden von morgen." Nicht selten höre sie, wenn Kinder an der Buchhandlung vorbeigehen, wie die zu ihren Eltern oder Großeltern sagten: "Schau, da haben wir neulich ..."

Sarah Ulbrich empfiehlt das neue Buch von Ada Dorian: "Schlick". Der Roman werde aus der Sicht von zwei Frauen zu ganz unterschiedlichen Zeiten erzählt, sagt sie, und gerade dieser Wechsel mache die Lektüre so spannend. Von derselben Autorin habe ihr bereits der Debüt-Roman "Betrunkene Bäume" sehr gut gefallen.

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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