Geretsried:Freie Plätze für die Tamariske

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Weide und Springkraut müssen weichen, um für die Tamariske Platz zu schaffen. Junge Freiwillige helfen bei der Arbeit an der Isar. (Foto: Sigrun Lange/oh)

Junge Leute, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren, entbuschen Kiesbänke an der Isar

Ausgerüstet mit Arbeitshandschuhen und Baumscheren sind kürzlich 25 Jugendliche mit den Isarrangern Bernhard März und Sebastian Thalhammer an einen Abschnitt der Isar bei Geretsried gezogen. Sie wollten der Deutschen Tamariske bei der Ausbreitung helfen. Die Pflanze ist eine Pionierart und gilt als hochgradig gefährdet. Denn sie gedeiht nur auf offenen Kies- und Sandflächen, die in begradigten und verbauten Flüssen aber selten sind. An der oberen Isar liegt das beste Vorkommen des seltenen Strauchs in Deutschland. Unterhalb des Sylvensteinspeichers ist Myricaria germanica - so die wissenschaftliche Bezeichnung - nur noch an wenigen Stellen anzutreffen. Vor allem die fehlende Dynamik und ein höherer Nährstoffeintrag tragen dazu bei, dass der angestammte Lebensraum kaum mehr vorkommt. Oft entwickeln sich Konkurrenten wie die Lavendelweide oder das Drüsiges Springkraut so schnell, dass die Tamariske nicht mithalten kann. Sie verschwindet, bevor sie blühen und Samen bilden kann.

Der Mensch kann die Art fördern, indem er die fehlende Dynamik des Flusses simuliert, den konkurrierenden Bewuchs der Kiesbänke teilweise entfernt und die Umgebung der Wuchsorte offen hält. Die Tamariske entwickelt sich dann zu fruchtenden Sträuchern und kann auch neue Kiesbänke besiedeln, wie im renaturierten Abschnitt der Isar zwischen Ickinger Wehr und dem Kraftwerk Mühltal. Die Pflegemaßnahmen müssen von der Unteren Naturschutzbehörde genehmigt werden.

Isarranger März freute sich über die Hilfe der jungen Menschen, die alle ein freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) absolvieren. Betreut werden sie dabei von der Jugendorganisation des BUND Naturschutz. Während eines mehrtägigen Seminars in der Jugendsiedlung Hochland in Königsdorf beschäftigten sie sich mit dem Thema Fluss.

Seit Oktober 2014 läuft das Projekt "Alpenflusslandschaften - Vielfalt leben von Ammersee bis Zuspitze", in dem sich 18 Partner aus Naturschutz, Kommunalverwaltung, Wirtschaft und dem Sozialbereich zusammengeschlossen haben. Sie wollen das Bewusstsein für die besondere Bedeutung der Flusslandschaften wecken, die Bestände seltener Wildflussarten stärken und artenreiche Lebensräume entlang von Flüssen erhalten. Koordiniert wird das Projekt vom WWF Deutschland, gefördert wird es im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt und durch den Bayerischen Naturschutzfonds.

Die Maßnahmen an der Isar werden vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) koordiniert, der in Wolfratshausen eine Anlaufstelle eingerichtet hat. Der LBV versucht unter anderem die Flussseeschwalbe wieder an der Isar anzusiedeln und pflegt Hangquellmoore, um seltene Arten zu fördern.

Der Isartalverein und der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind ebenfalls Partner in dem Projekt, das noch bis 2020 läuft. Sie haben bei Wackersberg eine Beweidung mit Ziegen initiiert, die helfen soll, artenreiche Magerrasen entlang der Isar zu erhalten, indem die Tiere wuchernde Pflanzen wie Wacholder abweiden. Zudem wollen sie die Bevölkerung mit einer Beschilderung auf die Besonderheiten der Isar und ihrer pflanzlichen und tierischen Bewohner aufmerksam machen. Bildungsarbeit betreibt in dem Projekt auch die Jugendsiedlung Hochland. Zudem engagiert sich die Bildungsstätte für umweltfreundliches Bootfahren auf der Isar.

© SZ vom 06.07.2016 / ihr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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