Geretsried:Franzosen loben Arbeit mit Flüchtlingen

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Delegation aus Chamalières informiert sich in der Partnerstadt Geretsried über die Integration von Asylbewerbern

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Sie sind ziemlich gute, aber auch ziemlich unterschiedliche Freunde: Das oberbayerische Geretsried hat sich mit seiner französischen Partnerstadt Chamalières getroffen. Dabei wechselten sich einerseits Feiern und Ausflüge ab, andererseits ging es auch um den Ernst des Lebens. Der drehte sich diesmal nur um ein Thema: die Flüchtlingskrise. Bürgermeister Michael Müller hielt am Samstagvormittag einen Vortrag über Flüchtlinge und die Notwendigkeit ihrer Integration; danach stattete die Gruppe aus Chamalières der Asylbewerberunterkunft (ABU) im Robert-Schumann-Weg einen Besuch ab, wo sie von der städtischen Integrationsbeauftragten Suzan Jarrar herumgeführt wurden. Einige Franzosen trafen außerdem im Jugendtreff "Ein-Stein" auf Rudi Mühlhans: Der Geschäftsführer des Trägervereins Jugendarbeit berichtete von der Integrationsarbeit der Einrichtung.

Die Stadt verdiente sich damit gründlich den Respekt ihrer Gäste: Louis Giscard d'Estaing goss die "Bewunderung dafür, wie hier die ganzen Probleme bewältigt werden" beim Abschieds- und Freundschaftsabend am Samstag in Worte. Gut 170 Gäste waren zur "Soirée de l'amitié" in die Ratsstuben gekommen, wo es ein Drei-Gänge-Menü und jazzige Unterhaltung von der Gruppe "Informels" gab. Die Musiker aus Chamalières seien durch Regen und Sturm gefahren, um am Samstagabend auf der Bühne stehen zu können, berichtete Dritter Bürgermeister Gerhard Meinl in seiner Rede: "Das ist wahre französisch-deutsche Freundschaft." Auch Bürgermeister Michael Müller - der seine Rede auf Deutsch und in bemühtem Französisch hielt - maß der Städtepartnerschaft viel Bedeutung bei, nicht etwa nur für die Städte selbst, sondern auch für Europa im Ganzen. Auch wenn gut funktionierende Städtepartnerschaften in der heutigen Zeit ganz normal geworden seien: "Alle haben dazu beigetragen, Vertrauen zueinander zu entwickeln und Kontakte zu knüpfen", sagte Müller. "Sie haben Europa weitergebracht." Dieses Europa sei zwar derzeit in der Krise, "doch die kommunale Basis unserer Freundschaft steht umso mehr".

Dass ein internationaler Austausch im Wortsinne Möglichkeiten der Begegnung schaffen kann, erlebte eine Französin, die bei der Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Karin Schlich untergebracht war: Sie lernte in Geretsried eine andere Französin kennen, die daheim in Chamalières beinahe ihre Nachbarin ist. Schlich, die davon berichtete, hatte auch eine gute Antwort auf den Einwand eines französischen Gasts, Integration könne nur gelingen, wenn einer die Sprache gut könne: "Es gibt viele Sprachen, etwa die in der Musik und in der Küche." Letzteres bewies sich in der ABU, wo es einiges zu probieren gab.

Traditionell nahmen die französischen Gäste - in ihren eigenen Trachten - auch am Umzug des Sommerfests teil. Im Festzelt maßen sich die beiden Bürgermeister dann im Fassanstich. Während sich Giscard d'Estaing lieber auf mehrere leichte Schläge verließ, schlug der inzwischen erprobte Müller den Stich mit zwei Hieben in das Fass.

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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