Geretsried:Flüchtling bricht zusammen

Lesezeit: 2 min

Geretsrieds Bürgermeister wie auch der Landrat wollen nachhaken, um eine schnellere Entscheidung im Asylverfahren zu erhalten. Den drei Männern im Hungerstreik geht es derweil den Umständen entsprechend

Von Felicitas Amler, Geretsried

Der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU) ist bereit, sich beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für die drei Asylbewerber im Hungerstreik zu verwenden. Müller räumt zwar ein, er sei formal nicht zuständig, sagt aber über die drei jungen Männer in der Container-Unterkunft am Robert-Schumann-Weg: "Sie sind auch Gemeindebürger."

Einer der drei Flüchtlinge in der Gemeinschaftsunterkunft, die seit Montag im Hungerstreik sind, ist Donnerstagnacht ohnmächtig geworden. Der hinzugerufene Notarzt wollte den 29-jährigen Palästinenser, der erst vor Kurzem eine Blinddarmoperation hatte und an Unterzucker und Bluthochdruck leidet, ins Krankenhaus einweisen, das lehnte der junge Mann jedoch ab. Die drei Asylsuchenden hungern gemeinsam weiter. Sie protestieren damit gegen die langen Wartezeiten ihrer Asylverfahren. Die drei Männer, zwei Syrer und ein Palästinenser, sind zwischen acht und 18 Monate ohne Bescheid.

Bürgermeister Müller sagte am Freitag, er könne die Verzweiflung der Menschen gut verstehen. Die langen Wartezeiten verstärkten die Anspannung, unter der die Flüchtlinge ohnehin litten. Er habe sich auf Bitten der ehrenamtlichen Flüchtlingshelferin Suzan Jarrar bereit erklärt, beim BAMF nachzuhaken. Müller rät zwar von allzu großen Erwartungen ab, meint aber, vielleicht sei wenigstens ein Zwischenbescheid zu erhalten.

Die Unterkunft in Geretsried ist vom Landratsamt eingerichtet worden, das dort auch ein Büro unterhält. Allerdings ist das Amt für die Entscheidungen in Asylverfahren ebenfalls nicht zuständig. Unter dieser Prämisse sagte Landrat Josef Niedermaier (FW) der SZ am Freitag: "Auch aus unserer Sicht dauern die Verfahren viel zu lange, aber entsprechen durchaus noch den Durchschnittswerten." Für das Landratsamt leisteten Jeffrey Pflanzer aus dem Sachgebiet Hilfen für Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge und die Sozialbetreuung "das in ihrer Macht Stehende an Unterstützung, um den Betroffenen zu helfen endlich eine Fortführung ihres Verfahrens zu erreichen", erklärte Niedermaier. Das Landratsamt beobachtet nach seiner Auskunft die Situation der Hungerstreikenden mit Hilfe eines Rettungssanitäters. "Dieser wird bei Bedarf einen Arzt beziehungsweise Notarzt hinzuziehen, der dann alles weitere Notwendige Veranlassen wird."

Grundsätzlich erklärte der Landrat, die rechtsstaatlichen Asylverfahren sollten endlich in einer angemessenen Zeit - "was immer das ist, die jetzige Zeitdauer aber definitiv nicht" - abgearbeitet werden. Dann hätten die Flüchtlinge Klarheit, aber auch die ehrenamtlichen Helfer. "Das hilft allen", so Niedermaier.

Für die Behandlung der Asylanträge haben sich auch die ehrenamtlichen Helfer in Geretsried und die Sozialbetreuer bereits beim Bundesamt eingesetzt. All dies war bisher vergeblich. Hauptamtlich ist Elena Shushunova, Sozialarbeiterin des Vereins "Hilfe von Mensch zu Mensch", für die Flüchtlinge zuständig. Sie ist außerdem Koordinatorin der haupt- und ehrenamtlichen Einsätze. Ihr Büro befindet sich bei dem Flüchtlingscontainer am Robert-Schumann-Weg. Dort leben derzeit 73 Asylsuchende.

Den drei Männern im Hungerstreik ging ist am Freitag zu Redaktionsschluss den Umständen entsprechend einigermaßen gut.

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: