Geretsried:Feurige Schlägel

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Nach dem internen Gastspiel am Gymnasium Geretsried sind die "Double Drums" heuer noch für jedermann auf dem Flussfestival zu sehen und hören. (Foto: Hartmut Pöstges)

Alexander Glöggler und Philipp Jungk alias "Double Drums" geben am Geretsrieder Gymnasium ein Gesprächskonzert und nehmen die Schüler mit auf eine bewegende Reise durch die Welt des Rhythmus

Von Jakob Steiner, Geretsried

Vier blau leuchtende Schlägel wirbeln im Dunkel durch die Luft. Rhythmisch bestechend treffen sie mit irrem Tempo auf die Trommeln. Knapp 200 Augenpaare von Geretsrieder Schülern blicken fasziniert auf die Bühne der Aula ihres Gymnasiums. Hinter dem Drumset stehen zwei Männer mit grauen Hosen, schwarzen Hemden und grauen Mützen: die Musiker Alexander Glöggler und Philipp Jungk. Die beiden bilden seit mehr als zehn Jahren das Duo Double Drums; sie waren nun zu Gast im Geretsrieder Gymnasium.

Das Angebot der Schule im musischen Bereich ist außergewöhnlich reichhaltig. Für viele der Veranstaltungen zeichnet Musiklehrer Bernhard Zink verantwortlich - auch für diese: Als Zink in München Schulmusik und Komposition studierte, lebte er mit dem damaligen Schlagzeugstudenten Alexander Glöggler in einer Wohngemeinschaft. Der Kontakt zum in Sulzbach-Rosenberg geborenen Glöggler riss nicht ab und so konnte er ihn zusammen mit dem Münchner Philipp Jungk für ein "Gesprächskonzert" im Geretsrieder Gymnasium gewinnen.

Als das Konzert beginnt, ist das Licht noch an. "Echte Profis" kündigt Zink den gespannt wartenden Kindern und Jugendlichen an. Alle seine Schüler - von der sechsten bis zur zwölften Jahrgangsstufe - sind gekommen. Die Musiker betreten die mit diversen Schlaginstrumenten ausgestattete Bühne. Glöggler hält einen Regenmacher in der Hand und demonstriert ihn den Schülern, Jungk stellt sich an die Marimba. Beim ersten Stück, das sie unter den Einflüssen einer Afrikareise komponiert haben, stellen sie gleich noch mehr Instrumente vor: eine Djembe, eine westafrikanische Handtrommel, oder eine Cajón, eine südamerikanische "Kistentrommel". Anschließend begrüßt Glöggler zu einer "Reise durch die Welt des Rhythmus" und erklärt das vielfältige Instrumentarium. Es geht zunächst durch die Savanne, wenn das Duo an einem Drumset eine herannahende Gnuherde, eine Nacht an der Oase, eine Jagdszene und einen Tanz darstellt. Schon hier zeigt sich, wie gut die beiden aufeinander abgestimmt sind. Der zweitgrößten Sandwüste der Welt - der Taklamakan - ist das nächste Stück gewidmet. Für sternenklare Nächte und wildstürmische Tage stehen hier neben der Marimba ostasiatische Instrumente wie das Tamtam im Vordergrund.

Man kann aber auch auf Alltagsgegenständen Musik machen - die Double Drummer beweisen es mit Sachen aus dem Baumarkt, wie Werkzeugkasten, Spachtel, Säge und Bohrmaschine.

Um den Schülern Minimal Music näher zu bringen, teilen sie das Publikum in zwei Gruppen. Beide Gruppen sollen den "Fußballrhythmus" klatschen, eine jedoch immer mit einem eingefügten Schlag Pause nach drei Wiederholungen. So verschiebt sich die Struktur immer marginal, was aber einen großen Effekt hat. Alle meistern die rhythmische Aufgabe. Den schwierigen Part, bei dem sich 4/4-Takt und 10/16-Takt überlagern, übernehmen aber dann doch lieber die Gäste an der Marimba.

Nach der repetitiven Nummer malträtieren die Drummer einen Pappkarton mit Sticks und animieren die Schüler zum Mitklatschen im Echoprinzip. Dann kommt es zum Wettstreit: "Invisible Drums" heißt die pantomimische Einlage, bei der Glöggler mit seiner Drumbegleitung zum "Walk This Way"-Remix von Run-D.M.C. Jungks "In der Halle des Bergkönigs" aus der ersten Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg unterliegt und schließlich einstimmt.

Plötzlich wird es dunkel in der Schulaula und es sind nur noch die blauen Schlägel zu sehen. Dann packen die Musiker Fanschals der zwei großen Münchner Fußballvereine aus, was zu einer lautstarken Sympathie- beziehungsweise Ablehnungsbekundung bei den jungen Zuhörern führt. Zumindest im musikalischen Duell ist nicht erkennbar, welcher der beiden Clubs gewinnt.

Neben der Musik steht beim Gesprächskonzert die Möglichkeit für die Schüler im Zentrum, Fragen zu stellen. So erfahren sie Details aus dem Double-Drums-Leben. Die Stücke hat das Duo zum Beispiel alle selbst komponiert, und mittlerweile müssen sie nicht mehr so viel üben wie im Studium (damals waren es allerdings auch zehn Stunden täglich). Jungk sagt, er habe sich mit 16 Jahren entschieden, Musik zu studieren. Auf die Frage, wie viel Geld sie verdienen, antwortet Glöggler: "Wir dürfen uns nicht beklagen. Es ist cool, sein eigenes Ding machen zu dürfen." Das aktuelle Album "Groove Symphonies" haben sie zwar nicht dabei, "aber ihr könnt euch das ja runterladen".

Unter tosendem Schlussapplaus überreichen zwei Schülerinnen den Künstlern Geschenke und bekommen im Gegenzug noch Zugaben. Besonders gut kommt ein Duett für zwei Trittleitern an. Am Ende des musikalisch eindrucksvollen Vormittags lobt Zink das "professionelle Publikum" und bedankt sich bei den Double Drums "für den sympathischen Geist und die tolle Musik". Als die Aula wenig später wieder leer ist, rufen zwei Mädchen von der Galerie hinunter: "Danke, Herr Zink, für das schöne Konzert!"

Auftritte von Double Drums: 21. Mai, 16 Uhr, Prinzregententheater München, Kinderkonzert "Strings'n'Drums" mit dem Münchener Kammerorchester. Flussfestival: 19. Juli, 20 Uhr, Alte Floßlände Wolfratshausen, "Groove Symphonies".

© SZ vom 28.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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