Geretsried:Einkaufen, putzen, einfach da sein

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Der Verein "Seniorenhilfe Oberland" vermittelt Begleiter - gegen ein Honorar

Von Thekla Kraußeneck, Geretsried

Die Nachfrage ist gewaltig: 80 Helfer bräuchte die Seniorenhilfe Oberland, um all denen Unterstützung zukommen zu lassen, die danach fragten. Stephan Heinle, Vorsitzender des vergangene Woche gegründeten Vereins, hat Grund zum Optimismus: Ganze 40 Zuhörer haben sich am Mittwochabend in der Seniorentagesstätte an der Jahnstraße in Geretsried eingefunden, um sich die Seniorenhilfe Oberland vorstellen zu lassen. Unter ihnen waren die städtische Seniorenreferentin Sabine Gus-Mayer, Elli Wilfling vom Verein zur Förderung der gemeinsamen Erziehung behinderter und nichtbehinderter Kinder, der Baunternehmer Reinhold Krämmel, Vertreter des Roten Kreuzes und von lokalen Pflegediensten sowie die Geretsrieder Vereine 9-Uhr-Club und Lichtblick.

Das Durchschnittsalter in Bayern steigt, und damit die Anzahl der Erkrankten: Derzeit gebe es 60 000 demente Menschen im Freistaat, sagte Heinle. In 15 Jahren sollen es bereits 300 000 sein. Der Verein will dazu beitragen, dass Senioren und Demente so lange wie möglich selbständig und zufrieden zu Hause leben können - auch, weil der Trend zur ambulanten Pflege gehe. Zunächst will die Seniorenhilfe Oberland Geretsried und Umgebung bedienen. Ziel sei es jedoch, sich auf den übrigen Landkreis und darüber hinaus, nach Garmisch-Partenkirchen, Miesbach und Weilheim-Schongau auszudehnen, sagte Heinle. Entsprechende Kontakte würden bereits geknüpft.

Die Seniorenhelfer packen beim Einkaufen oder Putzen mit an, begleiten ihre Klienten zum Friedhof oder sind einfach für den anderen da. Damit das klappt, wünscht sich die fachliche Leiterin Claudia König-Heinle einen Pool "ganz verschiedener Menschen, die auch zu den Menschen passen, die versorgt werden wollen". Um herauszufinden, ob die Chemie stimmt, soll es Kennenlerngespräche geben, nach denen Senior und Helfer noch absagen könnten. Das Wohlbefinden und die perfekte Verzahnung stünden an oberster Stelle, sagte König-Heinle.

Anders als bei den meisten Vereinen ist diese Seniorenhilfe nicht ehrenamtlich. Wer einen Pflegegrad hat, dem stehen seit diesem Jahr 135 Euro für haushaltsnahe Dienstleistungen zur Verfügung. Das Geld wird dem Klienten jedoch nicht ausgezahlt, sondern direkt jener Organisation überwiesen, die diese Dienstleistung erbringt. Die Seniorenhilfe Oberland berechnet 20 Euro pro Stunde; die Hälfte bekommt der Helfer, mit dem Rest finanziert der gemeinnützige Verein seinen Betrieb. Ein Klient hat also Anspruch auf knapp sechs Stunden im Monat, sagte Heinle. Ein Anreiz für die Helfer: Die bis zu 2400 Euro, die er durch diese Tätigkeit im Jahr dazuverdiene, seien steuerfrei.

Wer sich in der Seniorenhilfe engagieren will, muss zuvor einen 40-stündigen Kurs absolvieren. Die Schulung teilt sich in zwei Blöcke zu je 20 Stunden. Die Ökotrophologin Angelika Spöri bildet die Helfer im hauswirtschaftlichen Block aus, dabei geht es etwa um Hygiene, Gesundheitsschutz, Unfallverhütung, Ernährung und Biografiearbeit. Die Sozialpädagogin König-Heinle vermittelt Basiswissen in der Pflege und Krankheitsbilder mit Schwerpunkt Demenz, schult in Kommunikation und im Umgang mit Betreuten sowie ihren Angehörigen.

Eine Schulung wie diese ist seit 1. Januar 2017 Pflicht für jeden, der für seine Hilfe entlohnt werden möchte. Die Seniorenhilfe Oberland hat bereits eine Zulassung erhalten und darf den Kurs durchführen. Die Schulungen beginnen Ende April: Montag, 24. April, und Mittwoch, 26. April von 16 bis 21 Uhr; Dienstag, 2. Mai, und Donnerstag, 4. Mai, von 17 bis 21 Uhr; sowie an den Samstagen, 29. April und 6. Mai, von 9 bis 18 Uhr.

Alle Termine finden in der Seniorentagesstätte der Stadt Geretsried, Jahnstraße 4, statt. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.seniorenhilfe-oberland.de oder unter der Telefonnummer 08171 / 38 98 47.

© SZ vom 08.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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