Geretsried:Eine Preisfrage

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Geretsried hatte doch Interesse am Kunstbunker

Von Felicitas Amler, Geretsried

"Unfug", sagt Bürgermeister Michael Müller (CSU): Die Stadt Geretsried habe sehr wohl über einen möglichen Ankauf des "Kunstbunkers" am Isardamm verhandelt. Die so benannte Galerie von Albrecht Widmann wird seit dem vergangenen Jahr nicht mehr bespielt, ihr Besitzer ist an die Südküste Englands gezogen und versucht mit Hilfe eines Maklers, sein Anwesen hier zu verkaufen. Anders als in der SZ zuletzt dargestellt, so Müller, habe die Stadt aber durchaus, und dies schon seit längerem, Interesse an dem historischen Gebäude auf dem fast 13 000 Quadratmeter großen Grundstück gehabt. Letztlich sei man am Preis gescheitert.

Müller erklärt, er habe sich schon nach seinem Amtsantritt vor zwei Jahren kundig gemacht, wie es um den Kunstbunker stehe. Die Frage, ob die Stadt nach dem absehbaren Wegzug Widmanns - er hatte seit Jahren angekündigt, den Kunstbunker aufzugeben - Gelände und Gebäude übernehmen würde, habe allerdings den Stadtrat seitdem nie in aller Form beschäftigt. Denn über Kaufpreisverhandlungen sei man ohnedies nicht hinausgekommen. Müller sagt, die Fachleute im Rathaus hätten den Preis des Anwesens eingeschätzt. Der Abstand zwischen Widmanns Vorstellung und diesem Wert sei einfach zu groß. "Schon aus haushaltsrechtlichen Gründen kann die Stadt den überhöhten Preis nicht bezahlen, es handelt sich immerhin um Steuergelder", erklärt der Bürgermeister auf Facebook. Und zusätzliches Baurecht dürfe man sich auf dem riesigen Areal auch nicht erwarten, da es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt. Allenfalls wäre bei einem Abriss des bestehenden Gebäudes ein Neubau gleichen Ausmaßes möglich. Im Prinzip hätte sich Müller eine städtische Kunstgalerie in dem historischen Gebäude vorstellen können, das in der Nazi-Zeit der Kohlenbunker des Kraftwerks II der Dynamit Aktiengesellschaft war. Allerdings seien Fragen wie die nach einer Trägerschaft gar nicht erst aufgeworfen worden.

Albrecht Widmann, Kulturpreisträger der Stadt Geretsried, hat in seinem Kunstbunker nach eigenen Angaben 45 Ausstellungen veranstaltet; sie zeigten vor allem zeitgenössische Kunst. Aber auch die Dokumentation "Wir lebten in einer Oase des Friedens", die der Historische Verein über die jüdische Mädchenschule Wolfratshausen erstellt hat, machte einmal Station am Geretsrieder Isardamm 10. Eine viel beachtete Schau präsentierte "Jugendstil und frühe Moderne", Mit-Kuratorinnen waren die Architekturhistorikerin Kaija Voss und die Architektin Justine Bittner.

Einen ähnlich gut für Ausstellungen verschiedener Art geeigneten Raum hat die Stadt Geretsried derzeit nicht. Der Bürgermeister hofft darauf, entweder durch eine Erweiterung beim Stadtmuseum an der Graslitzer Straße oder in den geplanten Neubauten am Karl-Lederer-Platz einen Kunst-Raum zu schaffen.

© SZ vom 22.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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