Geretsried:Eine Grüne schafft bei der CSU gutes Klima

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Annette von Czettritz wirbt bei den Christsozialen für Öko-Sanierungen. Die eifern der Idee nach.

Von Ingrid Hügenell, Geretsried

Eine Stadträtin der Grünen aus Starnberg, die bei der Geretsrieder CSU einen Vortrag hält über Energieeinsparung? Das klingt zunächst ungewöhnlich. Aber Gerhard Meinl und Annette von Czettritz, kennen sich von den Rotariern. Und so lud der Geretsrieder CSU-Stadtrat und Dritte Bürgermeister die Starnberger Kollegin, Architektin und Rotary-Freundin ein zum CSU-Stammtisch. "Wir haben keine Berührungsängste", sagte Meinl. Die hatten die Geretsrieder Grünen-Stadträte auch nicht - und so war die ganze dreiköpfige Fraktion beim CSU-Stammtisch vertreten.

Bei manchen konservativen Themen liegen CSU und Grüne eben gar nicht weit auseinander, und der Umweltschutz - oder die Bewahrung der Schöpfung - ist ein solches Thema. Wenn zudem noch die Bauwirtschaft angekurbelt wird, umso besser. Die war vertreten durch Gerhard Knill, den Vorsitzenden der Mittelstandsunion, Geschäftsführer der Geretsrieder Betonwerke Kühne - und ebenfalls Rotarier. Das Thema des Vortrags war etwas sperrig formuliert: Von Czettritz sprach über "Verringerung des Energieverbrauchs im Gebäudebestand".

Tatsächlich erläuterte die Architektin recht spannend und anschaulich, wie man vor allem private Wohnimmobilien so saniert, dass einerseits die Wohnfläche größer wird und andererseits der Energieverbrauch sinkt, sowie welche Förderungen man dafür erhalten kann. Sie zeigte einige Beispiele und erklärte beispielsweise, warum sie vorhandene Balkone in die Häuser integriert ("einhaust"): "Das ist, als ob Sie einen Skianzug anhätten und ein nackiger Arm schaut heraus - da kriecht die Kälte hinein." Um Hausbesitzer dazu zu bekommen, solche Sanierungen anzugehen, haben Stadt und Landkreis Starnberg einige Ideen entwickeln, und auch diese stellte von Czettritz vor.

So gibt es im Nachbarlandkreis beispielsweise eine Klimamanagerin - der Tölzer Kreistag hat es dieses Jahr aus Kostengründen abgelehnt, eine solche Stelle zu schaffen. Die Starnberger Klimamanagerin habe Sanierungstreffen organisiert: An zehn Abenden trafen sich feste Gruppen von Hausbesitzern, hörten kurze Referate über Themen wie richtige Dämmung oder darüber, wie man Schimmelbefall verhindert. Sie konnten dann Fragen stellen und ihre Anliegen vorbringen. Einige Teilnehmer der Treffen hätten sich zu einer Sanierung entschlossen, sagte von Czettritz. Die Starnberger Klimamanagerin toure nun mit dem Konzept durch Deutschland. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sei das Thema Klimamanager leider "rum ums Eck", bedauerte CSU-Kreisrat Gerhard Hasreiter: "Der fehlt einfach."

So wird sich die Idee der Sanierungstreffen eher nicht auf den hiesigen Landkreis übertragen lassen. Wohl aber kann sich Meinl vorstellen, zwei andere Ideen immerhin in den Geretsrieder Stadtrat einzubringen: Die, für ein ganzes Quartier ein Sanierungskonzept zu erstellen, und die, Bebauungspläne ganz gezielt so zu gestalten, dass energetische Sanierungen einfacher verwirklicht werden können - etwa, indem die Stadt die Einhausung von Balkonen erlaubt, wofür die Hausbesitzer dann wieder staatliche Förderung erhalten können.

Ein Sanierungskonzept für einen Stadtteil, der in sich geschlossen ist - das wäre laut Meinl auch in Geretsried machbar. In Starnberg, so berichtete von Czettritz, habe man den Besitzern von 62 Häusern - alle im gleichen Jahr nach sehr ähnlichen Plänen errichtet - nahe gebracht, wie viel sie mit welchen Maßnahmen sparen könnten. Dafür gebe es Förderung vom Bund, so die Architektin, und auch der Sanierungsmanager könne bezahlt werden. Ähnliche Quartiere gebe es in Geretsried etwa in Gartenberg, sagte Meinl. Und einen Klimamanager hat die Stadt auch schon.

© SZ vom 28.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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