Geretsried:Ein Schatz zieht um

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Kistenweise Stadtgeschichte: Auch Bürgermeister Michael Müller (Mitte) packt beim Umzug des Geretsrieder Stadtarchivs mit an. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Geretsrieder Stadtarchiv verlegt seine Adresse gerade vom Rathaus an die Elbestraße. Die Stadt hofft, dass beim Auspacken der Kisten auch manch besonderes Dokument zur Stadtgeschichte wieder auftaucht

Von Susanne Hauck, Geretsried

Noch steht ein Großteil der Kisten unausgepackt herum, aber bis zum offiziellen Eröffnungstermin am 2. November ist ja noch ein wenig Zeit. Dann werden das Kulturamt und das Archiv der Stadt Geretsried ihre neue Adresse in der Elbestraße 25b bezogen haben. Grund für den Umzug war der notorische Platzmangel im Rathaus. Von den größeren und repräsentativeren Räumen verspricht sich Bürgermeister Michael Müller (CSU) nun mehr Zulauf und bessere Nutzungsbedingungen. "Wir wünschen uns viele Besucher, die über Geretsried und seine Geschichte etwas nachlesen wollen", sagte er bei einem Pressetermin am Donnerstag. Und wenn es nach Kulturreferent Hans Ketelhut geht, leistet das neue Archiv den Bürgern sogar Identifikationshilfe mit ihrer Stadt.

Die Stadt Geretsried hat mit dem Eigentümer der Immobilie an der Elbestraße einen Mietvertrag für zehn Jahre geschlossen. Diese Zeitspanne hält Müller für realistisch, bis die Verlegung der B 11 abgeschlossen und ein Erweiterungsbau am Rathaus spruchreif ist. Im erweiterten Rathaus soll das Archiv dann sein endgültiges Quartier finden.

Für den Bürgermeister ist die Elbestraße in vielerlei Hinsicht eine gute Übergangslösung. "Wir mussten nicht nur taugliche Räume fürs Archiv, sondern auch für moderne Arbeitsplätze finden", machte er deutlich. "Und alles sollte fußläufig vom Rathaus zu erreichen sein." Auch der Kartenvorverkauf der Stadt soll dorthin verlegt werden. Überhaupt kann sich Müller vorstellen, "sich offener zu präsentieren und eine kleine Kulturstätte zu schaffen". Aber auch, wenn die Überlegungen damit schon in Richtung Kulturzentrum gehen: Galerien oder Ausstellungsräume schloss Müller an diesem Ort kategorisch aus. "Da sind wir noch auf der Suche."

So zieht in die 260 Quadratmeter großen Räumlichkeiten, in denen vorher ein Personaldienstleister und eine Arztpraxis untergebracht waren, nun das Magazin der Stadt ein, dazu sollen dort Büros für fünf Mitarbeiter reinkommen. Im Eingangsbereich können sich die Besucher in einer kleinen Lounge niederlassen. Und auch wenn die bodentiefen Fenster nicht auf den ersten Blick auf ein Archiv schließen lassen, Kulturamtsleiterin Nadine Wickert beteuert, dass im Vergleich zum Rathauskeller weitaus professionellere Lagerungsbedingungen herrschten. "Wichtig ist vor allem, dass das Raumklima ausgeglichen ist und es keine großen Temperaturunterschiede gibt." Dafür soll eine Spezialfolie auf dem Fensterglas unerwünschte UV-Strahlen abhalten.

Auf Wickert wartet nun die Aufgabe, die zerstreuten Bestände zusammenzuführen und neu zu sortieren. Wickert hält es für gut möglich, dabei den einen oder anderen "kleine Schatz" zu finden. Herzstück sei die sehr umfangreiche Fotosammlung mit 95 000 Bildern zur Rüstungsgeschichte und Nachkriegszeit. Die Kisten dafür sowie für die Verwaltungsakten, Presseartikel, Karten und Pläne habe sie selbst gepackt und beschriftet. "Da lasse ich keinen anderen rumräumen."

Damit die Bürger das neue Archiv kennenlernen können, will Wickert in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Führungen anbieten. Dabei sollen auch Kostproben in Form von bisher unveröffentlichten Fotos und Kuriositäten aus der Stadthistorie gezeigt werden, wie etwa Dokumente, die frühere Überlegungen zur Einführung eines eigenen Geretsrieder Feiertags belegen. Vor allem aber soll das neue Archiv mit einem eigenen Arbeitsplatz für Besucher die Recherchen zur Geschichte erleichtern. Dazu rät Wickert allen Interessenten, vorab eine Benutzeranfrage mit Projektbeschreibung zu stellen, um zum Termin entsprechende Materialien heraussuchen zu können.

© SZ vom 09.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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