Geretsried:Doppelt so viele Suchtprobleme

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Caritas-Jugendberatungsstelle blickt auf zehn Jahre zurück

Von Luzie Gänslmayer, Geretsried

Heutzutage konsumieren weniger Jugendliche Alkohol als vor zehn Jahren. Allerdings fangen diejenigen, die es tun, früher an und trinken exzessiver, erklärt Florian Dreifürst, der als Sozialpädagoge seit vier Jahren in der Jugendsuchtberatung der Caritas in Geretsried arbeitet. Die Beratungsstelle existiert seit zehn Jahren, die Arbeit hat in diesem Zeitraum enorm zugenommen. Dreifürst und die stellvertretende Leiterin, Daniela Heinzel, zogen jetzt Zwischenbilanz. Die Stelle berät junge Leute im Alter von 14 bis 25 Jahren; sie vermittelt sie bei Bedarf ambulante und stationäre Maßnahmen und ist Anlaufstelle für ratsuchende Eltern.

An die Beratungsstelle wenden sich vor allem junge Leute, die Alkohol und Cannabis konsumieren; zunehmend spielten auch die sogenannten neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) wie Kräutermischungen eine große Rolle, sagt Dreifürst. Die Auswirkungen dieser Drogen seien noch kaum erforscht. Häufig könnten sie nur durch aufwendige Tests nachgewiesen werden, da die Inhaltsstoffe unklar seien. Drogenkauf im Darknet, LSD und Ecstasy sowie Computersucht gewännen in der Jugendsucht an Bedeutung, sagt Dreifürst. Cannabis werde von vielen Jugendlichen nicht als Problem gesehen, sei aber häufig die Ursache von Führerscheinentzug.

Die Caritas bietet Gruppen-Kurse zur Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten (Fred) und als Selbstkontrolltraining (Skoll) an, die vor allem der Aufklärung und der Schulung des Risikobewusstseins dienen. Die Berater agierten dabei nicht mit dem "erhobenen Zeigefinger", sagt der Sozialpädagoge, sondern schafften eine vorurteilsfreie Anlaufstelle für Jugendliche. Die Teilnehmer sollen miteinander arbeiten und sich die Frage stellen "Bin ich bereits in einer Sucht?"

Seit 2006 hat sich die Anzahl der Klienten der Caritas-Stelle nahezu verdoppelt: von 123 vor zehn Jahren auf 241 im Jahr 2015. Damit stoßen die Suchtberater aber auch an ihre Grenzen: Bisher gebe es nur eine Vollzeitstelle, gleichzeitig breiteten sich aber die Probleme der Betroffenen aufgrund des Mischkonsums auf unterschiedliche Felder aus, erläutert Sozialpädagogin Daniela Heinzel. Das wiederum erfordere neue Fachkräfte. Derzeit müssten Jugendliche mindestens drei Wochen auf ein Erstgespräch warten.

Caritas-Suchtberatung, Telefon 08171/98 30 40

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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