Geretsried:Best of Heroes

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An der Realschule präsentieren Jugendliche in einer ausgetüftelten Show Teile ihrer Projektarbeiten zum Thema Helden

Von Petra Schneider, Geretsried

Die Rakete auf der Bühne der Aula steht zum Start bereit. Aus den Triebwerken des Modells steigt ordentlich Dampf. Auf drei Leinwänden wird ein Film über einen Raketenstart eingeblendet, und schon ist man mittendrin im Thema. Wie ist eine Rakete überhaupt aufgebaut? Und wie kam es zu jenem kleinen Schritt auf den Mond, der für die Menschheit ein so großer war? Eine ebenso anschauliche wie spannende Erklärung lieferten am Dienstag drei Schülerinnen der Realschule Geretsried, die auch einen Ehrengast mitgebracht hatten: Neil Armstrong, alias Scott aus der siebten Klasse, der mit aufblasbarem Raketenrucksack ihre Fragen beantwortete; zum Beispiel, wie sich so ein Raumanzug anfühlt.

"Neil Armstrong und die Mondlandung" war eines von zwölf Themen, das die Neuntklässler als Projektpräsentation zum Thema "Helden" vorstellten. Unterstützt wurden die mit Headsets ausgestatteten Teams vom Wahlfachkurs Technik und der Schülerfirma, die ein Buffet zugunsten einer sozialen Einrichtung anbot.

Interessantes und zum Teil wenig Bekanntes konnten auch die Zuschauer in der gut gefüllten Aula lernen: Über die Gebrüder Wright und das "Puderquastenrennen" zum Beispiel. Über Martin Luther King und die "Edelweißpiraten" oder über den literarischen Helden Harry Potter.

Seit Ende September haben die Realschüler in Geretsried an der Präsentation für ihr Projekt "Helden" gearbeitet. (Foto: Hartmut Pöstges)

Seit Ende September waren die Schüler mit der Ausarbeitung ihrer Präsentation beschäftigt, trafen sich meist nach dem Unterricht, um in Zweier- bis Vierergruppen eine Mappe und eine 40-minütige Präsentation vor der Klasse zu erarbeiten, die benotet wurde. Ihre persönlichen Helden konnten die Schülergruppen aus vorgegebenen Themen unterschiedlicher Fachbereiche auswählen.

Seit vier Jahren ist das selbständige Erarbeiten einer Präsentation Teil des Lehrplans der neunten Jahrgangsstufe an den Realschulen, auch ein Methodentraining mit einem professionellen Coach gehört dazu. In der Geretsrieder Realschule ist es Usus, einige der Präsentationen in gekürzter Form als "Best-Of-Veranstaltung" einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. "Für uns ist das eine Wertschätzung der Leistung der Schüler und für sie eine Plattform, um sich in diesem Rahmen auszuprobieren" sagte die stellvertretende Direktorin, Christine Venus-Michel am Dienstagabend. Die Fähigkeit, Themen zu präsentieren, zähle im beruflichen wie im gesellschaftlichen Leben zu den wichtigsten Schlüsselqualifikationen.

Die Schüler, die ihre Arbeiten vorstellten, sind offensichtlich auf einem guten Weg: Selbstbewusst und souverän präsentierten die meist erst 15-jährigen Jugendlichen ihre Themen und lockerten ihre Vorträge mit kreativen Ideen auf: mit Rollenspiel, selbst gebauten Modellen, Fotografien, Filmen oder Liedern. Auch vor komplexen technischen oder mathematischen Fragestellungen schreckten die Realschüler nicht zurück: So war die Funktionsweise einer Solarzelle ebenso Thema wie die Wahrscheinlichkeitstheorie von Laplace, die von einem Mädchenteam erklärt wurde. Auch die Heldenfrage hatten sich die Gruppen gestellt. John Lennon? Ganz klar ein Held, "weil er sich sehr für den Frieden eingesetzt hat". Die 1939 entstandene Jugendgruppe "Edelweißpiraten"? Eine heldenhafte Widerstandsgruppe, deren Mitglieder "ihr Leben für die Freiheit riskiert haben". Oder Amelia Earhart, die erste Frau mit einem Pilotenschein. Für die Schüler eine Heldin, weil sie für die Rechte der Frauen gekämpft und sich für deren Zulassung zu technischen Studiengängen eingesetzt habe.

Für Laura Diebl, Maja Sliwinksi, Jana Slottosch und Emma Dyck ist auch John Lennon ein Held: "Weil er sich sehr für den Frieden eingesetzt hat." (Foto: Hartmut Pöstges)

Für Konrektorin Venus-Venus-Michel sind auch die Schüler Helden. "Ich bin sprachlos, wie professionell sie das gemeistert haben", sagte sie beeindruckt. Und die Schüler haben von der Aufgabe profitiert. "Es war anstrengend, aber es hat Spaß gemacht", sagte Lea Wassenberg, die sich in ihrem Team mit der amerikanischen Sklavin und Fluchthelferin Harriet Tubman beschäftigt hat. "Wir haben viel gelernt", findet Nico Krentscher, dessen Gruppe über Whistleblower Edward Snowden gearbeitet hat. Nicht nur, wie man eine Powerpoint-Präsentation erstellt. "Sondern auch, wie man sein Handy abhörsicher macht."

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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