Geretsried: Realschule:Atmosphärische Störungen

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"Selbstherrlich", schlechte Kommunikation, mangelhafte Einsatz: Kaum ist Stephan Deller in sein neues Amt als neuer Direktor eingeführt, wird Kritik an seinem Führungsstil laut.

Matthias Köpf

Der nächste Auftritt könnte für einen Schulleiter Routine sein: Am Samstag richtet der Förderverein der Geretsrieder Realschule ein Klassentreffen für die Abschlussjahrgänge 1981, 1991 und 2001 aus. "Das muss ich ja eröffnen", sagt Stephan Deller und ringt um einen freudigen Ton. Denn die jüngste Veranstaltung mit dem neuen Schulleiter - seine eigene Amtseinführung - war zwar als glanzvolles Ereignis geplant, wurde dann aber zu einer Art Scherbengericht: Von Grußwort zu Grußwort hatte sich am Dienstag verdichtet, dass sich das einst weithin gerühmte Klima an der Schule innerhalb von knapp drei Monaten geradezu ins Gegenteil verkehrt hat.

Im September musste im Geretsrieder Rektorat eine komplett neue Führungsmannschaft anfangen, denn die frühere Konrektorin Hermine Merkl wurde Schulleiterin in Wolfratshausen und der langjährige Rektor Peter Halke, der seinen Abschied auf Bitten des Lehrerkollegiums und des Ministeriums schon um ein Jahr hinausgezögert hatte, ist endgültig im Ruhestand.

Auch dieser Umbruch könnte ein Grund sein, warum vieles nicht rund läuft, räumen Lehrer ein, die nicht namentlich genannt werden wollen. Vor allem aber machen sie die Probleme in der Schule am "selbstherrlichen" Führungsstil des neuen Schulleiters fest, der formell noch einige Monate den Titel eines Konrektors trägt, weil der Staat an den Beförderungen spart. Deller lasse sich kaum blicken, kommuniziere viel zu wenig und wenn doch, dann unklar, was oft tränenreiche Szenen nach sich ziehe, lauten die Klagen.

Auch lege Deller gesteigerten Wert auf Disziplin, lasse es aber selbst an Einsatz mangeln und delegiere sogar Kernaufgaben eines Rektors. Von fehlender Präsenz und Unterstützung ist auch im Förderverein oder beim schulnahen Kenia-Hilfsprojekt die Rede. Bei all dem schwingt mit, dass es unter Dellers Vorgänger Halke ganz anders gewesen sei.

Gregor Miklik vom Elternbeirat hatte zur Amtseinführung davon gesprochen, dass Deller mit dem "Geretsrieder Schulmodell" ein Paradies geerbt habe. Doch auch wenn es am Dienstag scheinen mochte, dass Deller nicht nur einen falschen Apfel gepflückt, sondern gleich den ganzen Paradiesgarten abgeholzt hat, so beziehen sich alle Vorwürfe ausschließlich auf atmosphärische Dinge: Es sei kein Schüler überzogen diszipliniert oder sonstwie manifest falsch behandelt worden, betont der Elternbeiratsvorsitzende Peter Schneider.

Gleichwohl bekräftigt auch er, dass viele Kinder von einer Anspannung berichtet hätten, die neben den Lehrern eben auch die Schüler erfasst habe. Doch man müsse mit Deller zusammenarbeiten, sagt Schneider: "Es kann nur miteinander gehen. Wir wollen ihm eine Chance geben, jetzt auf das, was am Dienstag geschehen ist, zu reagieren."

Schlicht wieder loswerden wolle man Deller nicht. Gleichwohl hat der Elternbeirat den zuständigen Ministerialbeauftragten gebeten, die Lage binnen einer bestimmten Frist zu verbessern. Deller selbst sprach nach seiner knapp am Eklat vorbeigeschrammten Amtseinführung von Wünschen, die er erfüllen will. Einer der kleineren lautet, am Samstag beim Klassentreffen Präsenz zu zeigen.

© SZ vom 24.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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