Geretsried:Abgefahren

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Wolfgang Werners Wahlbus

Von Felicitas Amler, Geretsried

Mit den Worten "mein kleiner, aber feiner Antrag" hat Wolfgang Werner (SPD) am Dienstag seine Idee eines kostenlosen Stadtbusses am Wahlsonntag in den Stadtrat eingebracht. Am Ende einer gar nicht so kleinen, aber feinen Diskussion musste er ihn zurückziehen. Die Vorstellung, die Stadt Geretsried könne einen MVV-Bus, der sonst nie am Sonntag fährt, mal eben für den 15. März einsetzen, ist offenbar irrig.

Bürgermeister Michael Müller (CSU) jedenfalls sagte, für Sonntage gebe es keine vertragliche Regelung, und auf Nachfrage habe der MVV erklärt, er brauche zwei bis drei Monate Vorlauf, um außer der Reihe Busse zu ordern. Außerdem, so Müller, dürfe der MVV gar nicht gebührenfrei fahren. Was bedeuten würde: Passagiere müssten im Bus für die Fahrt bezahlen und dann bei der Stadt um eine Erstattung einreichen - in Höhe von sage und schreibe 1,70 Euro, so der Bürgermeister.

Allein diese Hindernisse hätten Werners Antrag schon zu Fall bringen können. Aus den Reihen der Stadträte aber kam noch ein ganz schlichter Einwand. Heiko Hawla (Freie Wähler), dessen Profession als Fahrschullehrer das Autofahren ist, sagte, Wahllokale seien gewöhnlich 150 bis maximal 500 Meter von den Wählern entfernt. Es sei "extrem fragwürdig", wenn man dafür Fahrzeuge einsetzen wollte - er streifte bei dieser Bemerkung noch das Klimawandel-Reizwort CO₂-Ausstoß. Das wiederum fand Werner, nun schon sichtlich entnervt, völlig übertrieben.

Allerdings hatte der Bürgermeister noch einen zusätzlichen Hinweis in petto. Immer mehr Menschen, so Müller, nutzten heutzutage die Briefwahl; diesmal werde gar ein Anteil von mehr als 50 Prozent erwartet. CSU-Sprecher Gerhard Meinl stimmte zu. Es sei ja richtig, inzwischen brauche man anders als in früheren Zeiten gar keine Begründung mehr abzugeben, wenn man brieflich wählen wolle. Doch Meinl hatte erkennbar ein wenig Mitleid mit dem Antragsteller und sagte, ja, dessen Vorschlag sei "plakativ", aber das dürfe in Wahlkampfzeiten schon mal sein. Meinls Vorschlag: Die Verwaltung solle prüfen, was möglich sei, eventuell ein Sammeltaxi. Müller stimmte zu, zeigte überhaupt guten Willen und sagte, er habe ja auch schon bei "Resis Frischlufttaxi" (dem Rikscha-Service von Resi Harth) nachgefragt.

Wolfgang Werner wandte noch ein, nach seiner Vorstellung könnten die Leute mit einem kostenlosen Wahlsonntagsstadtbus ja keineswegs nur zur Wahl fahren, sondern "auch woanders hin, zum Friedhof oder ins Café", gab den Antrag aber auf und hofft nun auf was auch immer die Stadtverwaltung an kleinen, aber feinen Lösungen herausbekommen wird.

© SZ vom 20.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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