Gerechter leben und handeln in Bad Tölz:Innovativ, offen, menschenwürdig

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Bad Tölz erhält zum dritten Mal in Folge das Zertifikat als Fairtrade-Stadt. Künftig sollen mehr Unterstützer aus der Gastronomie gewonnen werden

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Seit 2015 ist Bad Tölz Fairtrade-Stadt - im Oktober wurde der Titel nun zum dritten Mal erneuert. Damit verpflichtet sich die Stadt weiterhin, fairen Handel und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu unterstützten. Sie will in dieser Hinsicht Vorbild für Bürgerinnen und Bürger sein und sich als innovative und offene Kommune präsentieren.

Um das Zertifikat Fairtrade-Stadt zu bekommen, sind bestimmte Kriterien nötig. So müssen mindestens sechs Geschäfte und zwei Gastronomie-Betriebe in der Stadt Fairtrade-Produkte im Angebot haben. In öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen oder Kirchen müssen Fairtrade-Standards beachtet werden. Für die Koordinierung und Organisation von Veranstaltungen, Bildungsaktivitäten und Pressearbeit ist eine Steuerungsgruppe nötig, die im Auftrag der Stadt arbeitet und in Bad Tölz derzeit aus elf Mitgliedern besteht. Diese Kriterien, die alle zwei Jahre nachgewiesen werden müssen, sind erfüllt. "Wir freuen uns sehr, dass uns der Titel 'Fairtrade Stadt' zum dritten Mal verliehen wurde", erklärte die Sprecherin der Steuerungsgruppe, Barbara Rösch-Rupp, kürzlich im Stadtrat: 34 Betriebe, Vereine und Institutionen unterstützten die Fairtrade-Initiative, einige präsentierten sich im Online-Schaufenster der Stadt aktiv mit der Zertifizierung. Als Beispiel für die vielen Veranstaltungen nannte die Sprecherin den Infostand beim Bauernmarkt anlässlich des fünfjährigen Jubiläums, eine Podiumsdiskussion zum Thema sowie Vorträge und Filme etwa im Weltladen. Ein gelungenes Beispiel ist außerdem das Projekt der fairen "Tölzer Schokolade" in einer Street-Art-Aufmachung, die in Zusammenarbeit mit den Tölzer Stadtwerken entstanden ist. "Die Welt ein bisschen gerechter machen" - das sei ihre Motivation, sagte Grünen-Stadtrat Richard Hoch, der als Beauftragter der Stadt Mitglied der Steuerungsgruppe ist. Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) lobte das Engagement der Steuerungsgruppe und die unkomplizierte Zusammenarbeit. "Fairness untereinander und beim Handel stehen uns gut zu Gesicht", sagte er. Orangen, Kakao oder Kaffee könne man nun einmal nicht regional beziehen. Um so wichtiger sei, dass man beim Kauf dieser Produkte auf die Einhaltung sozialer und nachhaltiger Standards achte. Das Thema müsse "in die Stadtgesellschaft" getragen werden.

Rösch-Rupp verdeutlichte die Problematik mit Zahlen: 25 Millionen Menschen verrichteten Zwangsarbeit, 79 Millionen Mädchen und Jungen seien von ausbeuterischer Kinderarbeit betroffen. Der Lohnanteil einer Näherin eines Marken-T-Shirts liege bei 0,6 Prozent. Um verantwortungsbewusst und fair einzukaufen, seien Verbraucher auf entsprechende Labels angewiesen. Das Thema sei inzwischen bei vielen angekommen, sagte Rösch-Rupp. "Wir haben festgestellt, dass es kaum ein Unternehmen gibt, das sich keine Gedanken über Nachhaltigkeit macht". Aber nicht immer sei die Umsetzung einfach. Als Beispiel nannte sie die Gastronomie. Die Kriterien seien eigentlich leicht zu erfüllen, denn wie im Handel reiche die Verwendung von zwei fairen Produkten, also etwa Zucker und Kaffee. Dennoch fänden sich in der Gastronomie noch wenige Unterstützer, weil die meisten feste Lieferanten hätten, die faire Produkte nicht im Sortiment hätten. Die Steuerungsgruppe hat sich deshalb vorgenommen, mehr Unterstützer in der Gastronomie und in Beherbergungsbetrieben zu gewinnen. Auch die Zusammenarbeit mit den anderen Fairtrade-Kommunen im Landkreis, Wolfratshausen und Benediktbeuern, soll intensiviert werden.

© SZ vom 27.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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