Geothermie in Icking:Gebäude im ländlichen Look

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Die gelbe Linie markiert den früheren Geltungsbereich des Bebauungsplanes "Geothermiezentrale", die roten Linien zeigen die Erweiterungen. (Foto: SZ-Grafik)

Die Anlage der Erdwärme Bayern zwischen Dorfen und Attenhausen soll die Anlieger möglichst wenig beeinträchtigen. Gemeinderat Icking bessert im Bebauungsplanentwurf nach

Von Claudia Koestler, Icking

Die Geothermieanlage auf Ickinger Flur, welche die Firma Erdwärme Bayern zwischen Dorfen und Attenhausen nahe der Autobahn 95 realisieren will, soll die Bürger, insbesondere die Anlieger, möglichst wenig beeinträchtigen. Das ist Konsens im Gemeinderat, weshalb sich die Kommune mittels Bebauungsplan Mitsprache zu Lage, Ausdehnung, baulicher Ausgestaltung und Eingrünung sichert.

Die Aufstellung eines solchen Bebauungsplans wurde bereits Ende März einstimmig beschlossen mit einem Standort halb im Wald, halb auf der Wiese, offiziell als "Wald/Feldflur" betitelt. In der Sitzung am Montag justierten die Gemeinderäte allerdings noch einmal im Vorentwurf nach und gaben zudem Änderungen bekannt. Zum einen wird die Grundfläche der Geothermiezentrale größer, und zwar nicht 10 200 Quadratmeter, sondern 12 000. Die Erhöhung der Quadratmeterzahl erfolgte auf Bitten der Firma Erdwärme Bayern, da die Längsausdehnung der Lüfter vergrößert werden soll. Das Lüfter-Areal setzte sich zusammen aus einer Anzahl baugleicher Einheiten, jeweils bestehend aus mehreren Ventilatoren, die modular aneinandergereiht werden. Die Breite dieser Einheiten hänge vom Anbieter ab, sei aber auch eine "wesentliche Determinante" der Schallemission, wie Erdwärme Bayern erklärte. Grundsätzlich gelte: Je größer die Lüfterfläche, desto größer die Möglichkeiten, die Schallemission zu minimieren. Das liege daran, dass die Luftmasse bei größerer Fläche langsamer ströme und der Schall vor allem eine Folge schnell strömender Luft sei. Aufgrund der Perspektive dürfte nach Ansicht der Erdwärme Bayern das Lüfter-Areal "subjektiv nicht größer erscheinen". Zudem wies das Unternehmen darauf hin, dass es sich um eine Maximalplanung handle: Bei geringerer Schüttung werde die Grundfläche der technischen Anlagen entsprechend geringer ausfallen.

Auch wenn die Gemeinderäte diese Änderung nur zur Kenntnis nahmen, in einem anderen Detail musste Icking am Montag den Geltungsbereich des Bebauungsplans etwas erweitern. Das Landratsamt hatte nämlich während der Planung darauf hingewiesen, dass im bisherigen Entwurf eine Erschließungsstraße fehle. Die Anlage soll nun über einen bereits vorhandenen Schotterweg von Norden her erschlossen werden. In Teilen läuft der Weg über Flurnummern, die im Besitz der Gemeinde sind. Andere Abschnitte gehören privaten Eigentümern, mit denen die Erdwärme Bayern laut Planer Uwe Feickert vom Büro für Umweltberatung und angewandte Landschaftspflege (U-Plan) bereits Kontakt aufgenommen hat.

Zum anderen rückte Feickert den bereits beschlossenen Geltungsbereich an der Nord-Ostseite etwas weiter nach Osten, "um die Ausgleichsflächen und den Wallbereich besser planen zu können", wie er erklärte. Das "Sondergebiet Geothermie" umfasst demnach mit allen Nebenanlagen 37 000 Quadratmeter. Die Luftkühler werden eine Höhe von zwölf Metern aufweisen, das Betriebsgebäude eine Wandhöhe von 9,1 Metern. Um sich in die Landschaft einzufügen, soll das Betriebsgebäude ein Satteldach mit roten oder rotbraunen Ziegeln und eine Dachneigung zwischen zwölf und 25 Grad haben. Vom zweiten Geschoss an soll es mit Holz verkleidet werden, "so dass es ländlich aussieht", sagte Feickert. Auch die Luftkühler sollen an den oberen drei Metern mit Holzlatten verblendet werden.

Der äußere Bereich sehe die Eingrünung, einen Erdwall, Waldumbau und Ausgleichsflächen vor. Insbesondere der zwischen drei und sieben Meter hohe Wall werde zunächst mit schnell wachsenden Erlen und dazwischen mit Laubbäumen und 25 Prozent Nadelgehölzen bepflanzt, so dass in Kürze eine Höhe von 20 Metern erreicht werde. "Dahinter verschwindet das Betriebsgebäude", versprach Feickert. Das diene nicht alleine dem Sicht-, sondern auch dem Immissionsschutz. Für Attenhausen wird zudem eine Unterschreitung der Immissionsrichtwerte für allgemeine Wohngebiete gefordert. Dem Erholungs- und Freizeitwert des Gebiets müsse Rechnung getragen werden. Dies sei "ein sehr weitreichender Schutz, der verlangt wird", betonte Feickert. Schließlich sei es Ziel der Bauleitplanung, dass die Landschaft wie die Anwohner möglichst wenig durch die Anlage beeinträchtigt werden. Darüber hinaus soll die erforderliche Waldrodung auf ein unbedingt notwendiges Maß beschränkt werden und Ausgleichsflächen in unmittelbarem Umfeld geschaffen werden, um die ökologische Funktionsfähigkeit zu erhalten. Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) war von diesem Vorentwurf überzeugt: "Hervorragend ausgearbeitet, mit viel Köpfchen", lobte sie.

Auch wenn Feickert am Ende der Diskussion keine Zusagen für die zusätzlichen Wünsche von Gabriel Baumüller (SPD/Grüne) nach Vorgaben zur maßvollen Verdichtung und von Verena Reithmann (UBI) nach einer Regelung für die Lichtimmission machen konnte: Auch Reithmann bilanzierte den Vorentwurf positiv: "Langsam kann ich wieder etwas besser schlafen."

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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