Gemeinsame Reise:Testlauf für die S-Bahn

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Nächster Halt: Geretsried, wo Ilka Dietrich-Naumann, Rebecca Geisler und Michael Müller (von links) auf viele Zusteigende für die Fahrt nach Regensburg hoffen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Per Sonderzug beweist Geretsried Schienentauglichkeit - diesmal nach Regensburg

Von Susanne Hauck, Geretsried

Die Stadt Geretsried hat zwar (noch) keinen Bahnhof und wartet auf die S-Bahn. Dass die Stadt zugtauglich ist, stellt sie aber alle zwei Jahre mit einer Sonderfahrt unter Beweis. Das Planungsverfahren schleppt sich im Schneckentempo dahin, was man schon allein daran sieht, dass die Aktion "Geretsried fährt Bahn" bereits zum fünften Mal angeboten wird. Für wenigstens einen Tag aber heißt es "Bitte einsteigen", und zwar am Samstag, 12. Oktober, mit einem Ausflug nach Regensburg. Das Programm dazu stellten der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU), die Tourismusbeauftragte Ilka Dietrich-Naumann und die neue Wirtschaftsförderin der Stadt, Rebecca Geisler, am Dienstag vor.

Am längsten braucht der Zug für die Strecke von Geretsried nach Wolfratshausen, denn auf den alten Industriegleisen aus den 1940er Jahren kann er nur Schrittgeschwindigkeit fahren, außerdem muss ein Lotse aussteigen, um die Übergänge zu sichern. Trotzdem werde man in drei Stunden in Regensburg sein, versprach Müller. Auf die Teilnehmer wartet eine Begrüßung im Rathaus von Regensburg und anschließend eine von drei Führungen: eine stadthistorische, eine durch das fürstliche Schloss Thurn und Taxis oder eine durch die Landesausstellung "Hundert Schätze aus tausend Jahren" im neuen Haus der Bayerischen Geschichte. Wer sich für einen der Rundgänge interessiert, sollte sich schon beim Fahrkartenkauf dafür anmelden. Die Stadt kann aber auch auf eigene Faust erkundet werden. Die Waggons bieten Platz für 225 Personen. Die Tickets zu einem Preis von 39 Euro sind von Montag, 2. September, bis Freitag, 13. September, an der Zentralen Information des Geretsrieder Rathauses erhältlich. Erfahrungsgemäß sind sie heiß begehrt: "Es kann sein, dass sie schon am Montag ausverkauft sind", warnte Dietrich-Naumann. Die Reservierung von Tickets oder festen Zugplätzen sei nicht möglich. Die genaue Abfahrtszeit werde in einem demnächst aufgelegten Prospekt veröffentlicht.

Die Haltestelle befindet sich in Geretsried-Nord in der Thüringer-Wald-Straße hinter dem Supermarkt "Kaufland". Vor vier Jahren hat die Stadt dort auf dem Schotterfeld neben den Gleisen demonstrativ ein Schild mit der Aufschrift "Geretsried" aufstellen lassen. Denn die Sonderfahrt ist mehr als ein Freizeitvergnügen. Wie Bürgermeister Müller erklärte, will er damit das Gemeinschaftsgefühl stärken und eine Tradition, die von seinen Vorgängern Heinz Schneider in den 1970er Jahren begonnen und Cornelia Irmer 2011 wieder aufgegriffen wurde.

Sie ist aber vor allem eine Art Protestveranstaltung. Denn die Planungen zur S-Bahn sollen nicht "ins Hintertreffen geraten", wie Müller sagte. "Wir geben die Idee nicht auf, dass Bahnfahren von Geretsried aus möglich ist", unterstrich er. "Wir werden von hier aus fahren und das möglichst bald." Eigentlich möchte der Bürgermeister an dieser Stelle nicht politisch werden, aber dann macht er seinem Ärger doch Luft. Derzeit würden zwar "konkrete Gespräche" im Verkehrsministerium stattfinden. Aber Müller geht das alles "viel zu zäh". "Das nimmt sonst keiner mehr ernst", fürchtet er einen Glaubwürdigkeitsverlust. "Wir müssen mehr Druck machen", forderte er. Bekanntlich liegen die Unterlagen für das ausstehende Planfeststellungsverfahren bereits seit einem Jahr beim Eisenbahn-Bundesamt.

© SZ vom 11.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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